Molekulare Digitale Transformation der Bank-IT

Mit Microservices und Cloud-Technologien Infrastrukturen auf molekularer Ebene transformieren

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Die Transformation gewachsener IT-Infrastrukturen gewinnt zunehmend an Bedeutung. Monolithische Integrationslösungen unterliegen jedoch natürlichen Beschränkungen in Bezug auf Skalierbarkeit und Flexibilität. Microservice- und Cloud-Technologien können dieses Problem lösen und ermöglichen eine schrittweise Transformation auf „molekularer“ Ebene.

Molekular Digitale Transformation

Systeme und Schnittstellen sind die Atome und Bindungen in einem komplexen IT-Molekül.

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Wenn wir über digitale Transformation sprechen, beziehen wir uns in der Regel auf die Transformation unserer Geschäftsprozesse in die digitale Welt. Diese Transformation wird nicht aus sich selbst heraus getrieben sondern aus der Notwendigkeit die eigenen Prozesse an das digitale Zeitalter anzupassen, um neue Geschäftsfelder zu erschließen und die bestehenden nicht zu verlieren. Die Digitalisierung der Gesellschaft selbst erzeugt den Druck, der uns diese Notwendigkeit erkennen und die Transformation vorantreiben lässt. Aus dem Blickwinkel einer holistischen IT-Sicht heraus findet die digitale Transformation aber meist ausschließlich an der Oberfläche statt. Begeben wir uns unter die digitale „Haut“ auf die „molekulare“ Ebene unserer digitalen Infrastrukturen offenbart sich eine andere Kraft, die einen zunehmenden Druck aufbaut und uns zu einer digitalen Transformation des Inneren treibt

Die digitalen Infrastrukturen in Traditionsunternehmen im Allgemeinen und bei Banken im Besonderen sind in der Regel über viele Jahrzehnte gewachsen. Aufgrund mangelnder Flexibilität, steigender Betriebskosten und nicht zuletzt schwindender Experten-Kenntnisse sind viele der Systeme im Laufe der Jahre an die Grenze ihrer Wart- und Betreibbarkeit gekommen. Hierdurch entsteht ein zunehmender Duck auf die Unternehmen diese Systeme auszutauschen und die Systemlandschaft zu transformieren. Wie hoch dieser Druck ist, lässt sich unter anderem daran erkennen, dass inzwischen auch so zentrale Komponenten wie Kernbanksysteme neu entwickelt und ausgetauscht werden. Vor zehn Jahren wäre das für viele noch undenkbar gewesen. Die beiden wesentlichen Probleme bei der Transformation gewachsener Systemlandschaften sind die Komplexität und Heterogenität des über die Jahre entstandenen Schnittstellen-Flechtwerks.

Big Bang Theory für Bank-IT

Bei oberflächlicher Betrachtung lassen diese Verflechtungen häufig darauf schließen, dass einzelne Komponenten der System-Landschaft nur sehr schwer bis gar nicht austauschbar sind. Es entsteht der Eindruck, dass der Austausch eines Systems den Austausch weiterer Systeme nach sich zieht, die wiederum den Austausch weiterer Systeme notwendig machen und so fort. Diese Betrachtung legt nahe, dass eine gewachsene Systemlandschaft nur in einem großen Wurf – mit einem „Big Bang“ – modernisiert werden kann.

Big Bang Theory

Es wird angenommen, dass die enge Verzahnung der Systeme zwangläufig dazu führt, dass am Ende alle Systeme von der Erneuerung betroffen sind und in einem Big Bang ausgetauscht werden müssen.

Häufig werden Transformationsprojekte, die den „Big-Bang- Ansatz“ verfolgen, schon nach der Analysephase wegen der hohen Komplexität und der zu erwartenden Gesamtaufwände gestoppt. Das eigentliche Problem mit diesem Ansatz ist jedoch, dass es sich um einen Ansatz nach dem Motto „Alles oder Nichts“ handelt. Ein solches Projekt hat eine lange Laufzeit, hohe Kosten und ein hohes Risiko, da meistens erst sehr spät zu erkennen ist, ob das Projekt ein Erfolg wird. Teilerfolge gibt es in diesem Szenario nicht. Daher ist das Investitionsrisiko dementsprechend groß. Die meisten Projekte dieser Art sind tatsächlich havariert.

Alles dreht sich um die Schnittstellen

Um der engen Verzahnung verkrusteter IT-Strukturen Herr zu werden, hat man schon früh erkannt, dass eine Lösung viel weniger an den Systemen selbst als an deren Schnittstellen ansetzen muss. Aus dieser Erkenntnis heraus entstehen klassische Integrationsprojekte. Die bestehenden Verbindungen der Systeme werden aufgebrochen und über einen Enterprise-Service-Bus miteinander verbunden. Tatsächlich löst dieser Ansatz das grundsätzliche Problem. Durch die Entkopplung der Systeme können diese nun einfacher ausgetauscht werden. Lediglich die Schnittstellen sind entsprechend im ESB anzupassen.

Monolithische Integration

Entkoppelte Einzelsysteme können einfacher ausgetauscht werden. Allerdings unterliegt der Service-Bus den typischen Restriktionen monolithischer Systeme.

Service-Busse sind in der Regel monolithische Systeme, die im Cluster auf relativ wenigen dafür aber leistungsstarken Knoten betrieben werden. Ist die Last einigermaßen gleichmäßig auf die Schnittstellen verteilt und unterliegt keinen größeren Schwankungen, ist dies kein Problem. Bei ungleichmäßiger Verteilung oder hohen Schwankungen der Last auf einzelnen Schnittstellen, lassen sich monolithische Systeme jedoch nur schwer gezielt und flexibel skalieren. Hierdurch ist es möglich, dass einzelne Systeme und Schnittstellen die gesamte Infrastruktur kompromittieren.

Molekulare Integration der Bank-IT

In den vergangenen Jahren sind neue Technologien gereift, die es uns erlauben, diese Fesseln abzustreifen. Die Rede ist von Virtualisierung, Cloud Computing und Microservices. Diese Technologien sind tatsächlich in ganz anderen Bereichen en Vogue und werden bislang in Integrationsprojekten eher selten eingesetzt. Verschiebt man jedoch den Blickwinkel von den gängigen Anwendungsszenarien hin zu den Kern-Eigenschaften dieser Technologien und betrachtet insbesondere deren Abgrenzung zu monolithischen Systemen, lassen sich einerseits viele Lösungen für klassische Probleme der Enterprise Application Integration erkennen andererseits ist eine hohe Überdeckung der Anforderungen festzustellen.

Molekulare Integration von IT-Systemen im Banking

Einzelne Verbindungen werden nacheinander ersetzt bis ein System freigestellt ist.
Molekulare Integration

  • Die einzelnen Schnittstellen eines Integrationsprojektes sind in der Regel weitestgehend unabhängig voneinander. Daher bietet es sich an, diese auch in einzelnen Einheiten zu entwickeln, auszurollen und zu skalieren. Hierzu lassen sich die Tools und Mechanismen aus dem Microservices-Umfeld ideal nutzen.
  • Durch die Verteilung der Schnittstellen auf autonome virtuelle Knoten, lassen sich diese dank Virtualisierung ad hoc individuell skalieren. Dadurch werden die vorhandenen Kapazitäten deutlich effizienter genutzt, da nur die Schnittstellen Ressourcen verbrauchen, die gerade unter entsprechender Last stehen.
  • Vorhandene Schnittstellen werden nicht in einem „Big Bang“ sondern auf „molekularer“ Ebene in überschaubaren Zyklen ersetzt. Dies eröffnet die Möglichkeit, die Virtualisierungsinfrastruktur mit den Anforderungen wachsen zu lassen ohne von Beginn an in eine kostspielige und ressourcenhungrige, monolithische Infrastruktur zu investieren.
  • Ändern sich im Zuge der Transformation Rahmenbedingungen und Prioritäten lässt sich die Geschwindigkeit der Transformation jederzeit den Gegebenheiten anpassen. Dies ist möglich, da jede Schnittstelle ein autarkes „Molekül“ darstellt und nach seiner Fertigstellung sofort produktiv eingesetzt werden kann.
  • Das iterative Vorgehen in atomaren Schritten liefert gerade in Integrationsprojekten bereits nach jeder „Molekül“-Implementierung einen echten Business-Value. Sobald alle Schnittstellen eines Systems entkoppelt sind, kann dieses bei Bedarf ausgetauscht werden.
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Über den Autor

Frank Meyfarth

Frank Meyfarth hat Diplom-Informatik und Psychologie an der Universität Gesamthochschule Paderborn studiert und ist seit mehr als zehn Jahren für die adesso AG als Software-Architekt tätig. In dieser Rolle beschäftigt er sich insbesondere mit Portal- und Integrationsprojekten im Banken-Umfeld. Die Transformation bestehender IT-Infrastrukturen ist hierbei ein Thema, das zunehmend an Bedeutung gewinnt.

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