Digital Finance an der Hochschule – (wie) geht das?

Hochschulen und Digitalisierung der Finanzdienstleistung

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Die Digitalisierung hat die Finanzbranche fest im Griff und steht zwischenzeitlich bei allen Finanzunternehmen weit oben auf der strategischen Agenda. Auch für Hochschulen stellt sich die Frage, wie der akademische Nachwuchs optimal auf die veränderten Anforderungen vorbereitet werden kann. Der heutige Gastbeitrag beschreibt einen möglichen Weg.

Digital Finance an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg

Die Duale Hochschule Baden-Württemberg bietet Studenten einen Einstiegt in Digital Finance
© Shutterstock

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Die hohe Dynamik der Digitalisierung und zugleich ihre tiefgreifenden Auswirkungen auf die Geschäftsmodelle der Unternehmen stellen auch die Hochschullehre vor Herausforderungen. Curricula von Studiengängen werden oftmals nur alle fünf bis zehn Jahre grundlegend überarbeitet und aktualisiert, was den rasanten Entwicklungen kaum gerecht wird. Insofern müssen Hochschulen oftmals andere Wege finden, um auf Änderungen zeitnah zu reagieren und somit die Studierenden adäquat auf das Berufsleben vorbereiten zu können.

Im vorliegenden Beitrag wird am Beispiel ausgewählter Finance-Studiengänge der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) dargestellt, wie neue Themen aus dem Kontext der Digitalisierung kurzfristig in die Lehre integriert und den Studierenden dadurch wichtige Kompetenzen für das digitale Zeitalter vermittelt werden können.

Praxisintegriertes Bachelorstudium für Bankbetriebswirtschaft

Die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) ist die erste und einzige staatliche duale, d.h. praxisintegrierende Hochschule in Deutschland. Sie wurde am 1. März 2009 gegründet und führt das seit über 40 Jahren erfolgreiche duale Modell der früheren Berufsakademie Baden-Württemberg fort. Mit über 34.000 Studierenden ist die DHBW die größte Hochschule in Baden-Württemberg. Das zentrale Merkmal der DHBW ist ihr duales Studienkonzept mit den wechselnden Theorie- und Praxisphasen sowie der engen Kooperation zwischen der Hochschule und ihren Dualen Partnern.

Der Studiengang BWL-Bank an der DHBW Stuttgart kooperiert mit 45 Partnerunternehmen aus allen Bereichen der Finanzwirtschaft und hat derzeit ca. 240 Studierende. Das Curriculum umfasst neben klassischen BWL- und VWL-Inhalten methodische Grundlagen (Mathematik, Statistik, wissenschaftliches Arbeiten) sowie Vorlesungen zum Thema Recht. Im Bereich der spezifischen BWL werden alle wesentlichen bankbetriebswirtschaftlichen Themen vertieft. Das Studium wird ergänzt durch Schlüsselqualifikationen (z. B. Wirtschaftsenglisch und Kommunikation/Rhetorik) und vermittelt insgesamt den Studierenden neben einem soliden theoretischen Fundament auch ein hohes Maß an beruflicher Handlungskompetenz.

Die Digitalisierung hält Einzug in das Curriculum

Im Curriculum des Studiengangs finden sich verschiedene Inhalte, die direkten Bezug auf die Digitalisierung nehmen. In den Vorlesungen des Moduls Informationsmanagement (60 Stunden) werden u. a. Grundlagen von Informationssystemen in Banken vermittelt sowie aktuelle Entwicklungen im Bereich Zahlungsverkehr. Im Modul Bankmanagement (80 Stunden) werden die Herausforderungen für die Geschäftsmodelle der Banken durch neue Wettbewerber und Entwicklungen thematisiert und diskutiert.

Besonders gut geeignet zur Aufarbeitung aktuellster Entwicklungen ist das Integrationsseminar Bankmanagement (50 Stunden), in dem die Studierenden mit großen Engagement Seminararbeiten erstellen. Die besten Beiträge eines Durchgangs mit ca. 80 Studierenden werden in der Schriftenreihe „Diskussionsbeiträge Bankmanagement“ des Studiengangs sowohl als Druck- als auch Online-Version publiziert.

Studentische Schriftenreihe zur digitalen Revolution

Im Wintersemester 2013/2014 wurden die tiefgreifenden Änderungen analysiert, die durch die „Digitale Revolution“ auf den Bankensektor zukommen. Die Beiträge befassten sich mit aktuellen Entwicklungen im Bereich Zahlungsverkehr (z. B. Web/Mobile Payment, Bitcoin), Kreditvergabe (z. B. Crowd Funding), Vermögensanlage (z. B. Social Trading) und Bankvertrieb (z. B. Kunde 2.0) sowie mit alternativen Anbietern (z. B. Apple/Google). Alle Beiträge dieses ersten Bands mit dem Titel „Next Generation Finance – Revolution oder Evolution des Bankgeschäfts?“ sind online verfügbar.

Diskussionsbeitrage Next Generation Finance

Next Generation Finance Diskussionsbeitrage der DHBW

„Wir gründen ein innovatives Finanzunternehmen“

Im Wintersemester 2014/2015 durften die Studierenden ihrer Kreativität freien Lauf lassen und in Teams eigene Finance-Geschäftsmodelle entwickeln. Im zweiten Band der Diskussionsbeiträge wurden die drei besten Ideen veröffentlicht: „Generation Senior Plus AG“, „noxInvest“ und „Finect – finance.connect“. Alle Ausarbeitungen umfassen zentrale Bereiche, wie beispielsweise Vorstand, Vertrieb, Marketing und Controlling und sind ebenfalls online zu finden.

Ausblick: Erklärfilme für komplexe Finanzthemen

Im aktuellen Wintersemester läuft bereits das nächste Projekt, bei dem erneut die Kreativität der Studierenden gefordert ist. Für ausgewählte Themen aus Theorie und Praxis des Bankgeschäfts konzipieren und produzieren sie dabei sehr engagiert sogenannte Erklärfilme. Mit diesem innovativen Lehrkonzept sollen die Studierenden lernen, wie komplexe Finanzthemen verständlich, anschaulich und unterhaltend an ihre Kunden und auch weitere Adressaten vermittelt werden können. Sie erweitern dadurch ihre berufliche Handlungskompetenz und werden auf die Herausforderungen des digitalen Zeitalters im Bankgeschäft vorbereitet. Die studentischen Filme werden voraussichtlich Mitte Februar 2016 vorliegen und dann online veröffentlicht.

Zum Lernen ist es nie zu spät – Master „Digital Finance“

Seit 2010 bietet die DHBW auch duale, d. h. berufsintegrierte Masterstudiengänge für alle an, die sich neben ihrer beruflichen Tätigkeit auf eine Fach- und Führungskarriere in ihrem Bereich vorbereiten möchten. Die Studierenden im berufsbegleitenden Master in Business Management Finance (M.A.) kommen aus der Finanzwirtschaft (z. B. Banken und Versicherungen) sowie aus den Finance-Bereichen von Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen.

Das Finance-Studienangebot ist modular aufgebaut und kann so optimal auf individuelle berufliche Karriereverläufe abgestimmt werden. Im Bereich der Digitalisierung bestehen zahlreiche Vertiefungsmöglichkeiten, z. B. zu den Themen „Bankmanagement / Innovative Geschäftsmodelle“, „Business Development“, „Digitale Transformation & Big Data in Unternehmen oder „Online & Social Media Marketing“. Im Schaubild wird exemplarisch das Berufsbild „Digital Banking & Business Development“ dargestellt. Ausführliche Informationen zum Studiengang finden sich auf der Homepage.

Studiengang Digital Banking & Business Development

Die Module des Studiengangs Digital Banking & Business Development

Hochschullehre im Bereich Finance – GO DIGITAL!

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Vermittlung von Kompetenzen im Bereich Digitalisierung unbedingt in die Curricula von Finance-Studiengängen sowohl im Bachelor als auch Master integriert werden sollte. Vorteilhaft ist dabei, dass die Studierenden als „Digital Natives“ für diese Themen bereits eine hohe intrinsische Motivation mitbringen und sich daher auch mit großem Engagement einbringen.

Über den Autor

Prof. Dr. Andreas Mitschele

Prof. Dr. Andreas Mitschele ist seit 2010 Leiter im Studiengang BWL-Bank an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Stuttgart. Zudem verantwortet er als Studiendekan und wissenschaftlicher Leiter den Master in Business Management Finance (M.A.) der DHBW. An den Universitäten Karlsruhe sowie Newcastle (Australien) erwarb er den Abschluss Diplom-Wirtschaftsingenieur mit finanzwirtschaftlichem Schwerpunkt. In Karlsruhe promovierte er anschließend zum Thema „Integriertes Risikomanagement“. Vor seiner Professur verantwortete er in einer Management-Beratung verschiedene Mandate in der Finanzbranche. Nebenberuflich übernahm er Lehraufträge an der Hochschule Karlsruhe. Er ist zudem Autor zahlreicher Veröffentlichungen in Fachzeitschriften.

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