Immer lauter ertönt der Ruf nach Open Banking. Es hätte, so die Protagonisten, nur Vorteile für die Banken. Doch ein Blick über die Branchengrenzen zeigt, dass nicht alles was als „offen“ gepriesen wird, tatsächlich hält, was es verspricht. Den Banken sollte dies zu denken geben.

Gewinner und Verlierer von Open Banking

Beim Thema Open Banking sollte sorgfältig geprüft werden, wo die Chancen, aber auch wo die Risiken liegen.

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Seit Januar ist die neue EU-Zahlungsrichtlinie PSD2 in Kraft. Sofern der Kunde zustimmt, müssen Banken und Sparkassen Drittanbietern Zugang zu den Zahlungsdaten ihrer Kunden gewähren und auch die Möglichkeit eröffnen, Zahlungen im Kundenauftrag auszuführen.

Allgemein wird erwartet, dass sie den Wettbewerbsdruck in der Finanzbranche weiter erhöht. Manch einer sprach in diesem Zusammenhang mal wieder von der bevorstehenden Disruption der Branche.

Der laute Ruf nach Open Banking

In diesem Zusammenhang war und ist auch der Ruf nach Open Banking (API Banking) zu hören. Vorsicht: Dies ist nicht zu verwechseln mit einem offenen Produktangebot, wie es viele Banken ihren Kunden bereits seit Jahren zur Verfügung stellen. Es geht dabei um die Öffnung von Schnittstellen für Dritte, um ihnen Zugang zu Kunden und Kundendaten zu gewähren. Banken, so meinen viele, mögen sich am besten gleich ganz aus dem eigenen Produktangebot zurückziehen und nur noch als Vermittler für die Leistungen anderer tätig sein. Plattform Banking lautet das neue Zauberwort.

Verwiesen wird in diesem Zusammenhang immer gerne auf Beispiele wie Uber (keine eigenen Taxis) oder Airbnb (keine eigenen Ferienwohnungen), die ein reines plattformbasiertes Geschäftsmodell verfolgen.

Offene oder geschlossene Plattform?

Was dabei unterschlagen wird: Weder Uber noch Airbnb kämen auf die Idee, ihre Plattformen und Apps für Leistungen anderer Taxi- bzw. Ferienwohnungsvermittler zu öffnen. Es handelt sich mitnichten um offene Plattformen, auf die jedermann Zugriff hätte, sondern um geschlossene Geschäftsmodelle, bei denen die Plattformbetreiber sorgfältig auswählen, wer darauf vertreten ist. Zudem sichern sie sich einen beträchtlichen Teil des Ertrags-Kuchens. In der Regel bleiben auch die Kundendaten bei der Plattform. Im Fall Uber erhält der Fahrer nur das Geld für die Fahrt (abzüglich der erklecklichen Uber-Marge).

Kundenbeziehung ist das wahre Asset der Banken

Die Beziehung zu ihren Kunden und das darüber aufgebaute Vertrauen ist das größte Asset der etablierten Finanzinstitute. Der jüngste Facebook Skandal zeigt die erheblichen Risiken, die mit einer Öffnung der Kundendaten für Dritte verbunden sind.

Warum also sollten also ausgerechnet Banken und Sparkassen freiwillig ihre Kunden (und Erlöse) mit anderen teilen und ihre Reputation leichtfertig auf Spiel setzen?

Finanzdienstleister sind gut beraten, ihre Kunden weiterhin mit eigenen Leistungen zu versorgen. Dort wo dies Sinn macht, können Partnerschaften mit FinTechs oder anderen Produktlieferanten eigenen Lösungen vorgezogen werden, aber ein „Abgeben“ der Kunden würde dem wirtschaftlichen Selbstmord gleich kommen.