Baufinanzierung online

Baufinanzierung online? Das geht doch gar nicht meinen die Fachleute. Doch seit kurzem bietet eine schweizerische Bank genau dies an. Fällt da eine weitere Bastion klassischer Filialbankleistungen?

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Hintergrund

Vor kurzem habe ich über die Veränderungen im Markt für Baufinanzierungen berichtet. Im zweiten Teil der kleinen Artikelserie rund um Trends in der Baufinanzierung geht es um den Vertriebskanal Internet.

Vertriebskanal Internet

Das Internet als Informations- und Vertriebskanal ist ja für alle Bankdienstleistungen von zunehmender Bedeutung. Für die Baufinanzierung gilt dies jedoch besonders. Kunden haben bei diesem Produkt wie es scheint eine besonders hohe Online-Affinität.

Nach einer Studie von DB Research besuchten 2010 fast 11 Prozent aller Internetnutzer pro Quartal Seiten zum Thema Baufinanzierung, obgleich lediglich 1 Prozent aller Kunden im Jahr 2009 insgesamt einen neuen Baufinanzierungsvertrag abgeschlossen haben.

Über 80 Prozent der Bankkunden informieren sich online zum Thema Baufinanzierung. Das sind deutlich mehr als beim Durchschnitt der Bankdienstleistungen. Der sogenannte RoPo-Effekt (Research online – Purchase offline) liegt bei der Baufinanzierung bei 66 Prozent gegenüber 49 Prozent im Durchschnitt der Finanzdienstleistungen.

Baufinanzierung Online

Als ich vor kurzem als Vortragender bei verschiedenen Fachveranstaltungen unterwegs war, kam ein klares „Nein“ aus der Branche zur Frage, ob es denn Chancen auf eine echte Online Baufinanzierung gäbe.

Die Glarner Kantonalbank bietet nun seit kurzem mit hypomat.ch eine solche Plattform als „echte Onlinehypothek für preisbewusste Kunden, die ihre Hypothek schnell und einfach wechseln wollen“.

Die Kunden müssen ihre persönlichen Daten sowie Informationen zur Immobilie in ein übersichtliches Layout eingeben. Anschließend bewertet das System direkt den Antrag und der Kunde kann das Produkt und den Preis festlegen. Möglich ist ein Abschluss von variablen, Fest- und Rollover-Hypotheken. Die Unterlagen werden ihm im Nachgang zur Unterschrift per Post übermittelt.

Bislang gelten folgende Einschränkungen:

  • Privatpersonen mit Wohnsitz in der Deutschschweiz
  • Einfamilienhaus oder Stockwerkeigentum
  • Kredithöhe von CHF 100 000.– bis CHF 800 000.–
  • Ablösung von erstrangigen Hypotheken

Gespräch mit den Verantwortlichen

Ich habe mit Patrik Gallati (Leiter des Marketings bei der Glarner Kantonalbank) über das Projekt gesprochen. Er sagte mir auf meine Frage nach der Reaktion der Wettbewerber, dass „die anderen Banken vom neuen Angebot Kenntnis genommen haben und es mit Interesse verfolgen“, also erst mal eine eher zurückhaltende Position einnehmen. Zur Gefahr der Kanibalisierung des eigenen Filialnetzes sagte er mir „Eine gewisse Kanibalisierung gibt es, ist jedoch aufgrund unseres stark auf unseren Kanton (Kanton mit vergleichsweise eher tiefem Hypothekarvolumen) fokussierten Marktgebietes vernachlässigbar.“

„Die Bequemlichkeit des Kanals“ sieht er als „genauso relevant wie die attraktiven Konditionen“. „Gerade das mache das Angebot so attraktiv“.

Zur möglichen Erweiterung des Angebots um die Möglichkeit eines Erstabschlusses sagt  Patrik Gallati „Selbstverständlich machen wir uns Gedanken, wie wir das Angebot sinnvoll erweitern können. Das Angebot für den Erstabschluss zu erweitern, könnte ein nächster Entwicklungsschritt sein.“

Bewertung

Die Glarner Kantonalbank nimmt mit hypomet.ch innerhalb der eher nicht online-affinen Schweiz eine echte Pionierrolle ein, vergleichbar mit der Nettobank, die es ja nach der Übernahme durch Raiffeisen so leider nicht mehr gibt.

Das neue Online-Angebot ist zudem eine geschickte Ausweitung des eher überschaubaren eigenen Marktgebietes, was speziell die anderen Kantonalbanken eher kritisch sehen dürften,

Wirklich spannend wird das Ganze aus meiner Sicht, wenn man den nächsten Schritt geht, die Erweiterung um Ersthypotheken. Ich werde die weitere Entwicklung mit Interesse verfolgen und bin gespannt, wann es hierzulande die ersten Schritte in diese Richtung geben wird.

In jedem Fall werden sich vor allem die Filialbanken noch stärker Gedanken darüber machen müssen, wie sie den Wert ihrer Beratungsleistung gegenüber den Kunden noch besser deutlich machen können um den dafür notwendigen Preisaufschlag weiterhin durchzusetzen.