Der Trend des Personalabbaus im deutschen Kreditgewerbe hält weiter an. Die Zahl der Beschäftigten hat einen neuen Tiefststand erreicht und ein Ende scheint nicht absehbar. Die negative Entwicklung hat vor allem strukturelle Ursachen.

Stellenabbau bei deutschen Banken und Sparkassen

Der Stellenabbau bei deutschen Banken und Sparkassen hält an.

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Die zahlreichen Herausforderungen im Markt für Finanzdienstleistungen hinterlassen ihre Spuren. Im vergangenen Jahr wurden erneut zahlreiche Jobs gestrichen und Stellen abgebaut. Die Beschäftigtenzahl bei Banken und Sparkassen hat einen neuen Tiefststand erreicht, auch wenn die Höhe des Abbaus leicht zurückgegangen ist

Der Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes (AGV Banken) untersucht jedes Jahr die Entwicklung bei der Zahl der Beschäftigten im Kreditgewerbe. Im Jahr 2018 schrumpfte die Zahl der Beschäftigten in Banken und Sparkassen von 586.250 um über 14.550 Stellen (2,5 Prozent) auf 571.200.

Anhaltender Rückgang der Bankmitarbeiter

Im langfristigen Vergleich ist erkennbar, dass seit der Jahrtausendwende ein kontinuierlicher Personalabbau im Bankbereich stattfindet, der von Jahr zu Jahr mal höher, mal niedriger ausfällt.

In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Beschäftigten in Banken und Sparkassen um über 100.000 Stellen gesunken.

In den letzten zehn Jahren ist der Personalbestand in der Branche im Durchschnitt um mehr als ein Prozent pro Jahr gesunken.

Die jährlichen Veränderungsraten der Anzahl Beschäftigter in Banken und Sparkassen von 1992 bis 2018.

Der Blick auf die verschiedenen Bankengruppen und Geschäftsmodelle zeigt, dass der Personalabbau quer über alle Sektoren hinweg verläuft. Im Hinblick auf die Entwicklung der Beschäftigten im privaten Bankgewerbe ist hier der (positive) Sondereffekt durch die Privatisierung der früheren HSH Nordbank (heute: Hamburg Commercial Bank) zu beachten.

Seit 1991 ist die Anzahl der Mitarbeiter in den meisten Banken und Sparkassen kontinuierlich rückläufig.

Beim Blick auf die verschiedenen Geschäftsmodelle zeigt sich ein differenziertes Bild: Die Beschäftigungsstand bei Bausparkassen und Direktbanken blieb weitgehend stabil. Lediglich leichten Personalabbau vermeldeten Hypothekenbanken, Privatbankiers und Spezialbanken. Den stärksten Beschäftigungsrückgang gab es bei den Groß- und Regionalbanken.

Strukturelle Ursachen für Personalabbau

Die Ursachen für diese Entwicklung sind struktureller Natur:

  • Im Wesentlichen der fortschreitende Abbau von Bankfilialen,
  • der Umbau von Geschäftsmodellen im Zuge der Digitalisierung sowie
  • der anhaltende Zwang zum Kostensparen.

Setzt man die Entwicklung von Mitarbeitern und Bankfilialen in Beziehung zueinander, so stellt man fest, dass zwischen beiden eine deutliche Korrelation besteht.

Es besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem Abbau von Bankfilialen und dem Mitarbeiterrückgang in Kreditinstituten

Vor allem einfache Tätigkeiten in Abwicklungs- und Service-Einheiten sind bereits weggefallen oder werden in der nahen Zukunft wegfallen. Hier wird die Automatisierung (Stichwort Robotic Process Automation) in den kommenden Jahren stark zunehmen. Einer hier vorgestellten Studie zufolge werden innerhalb der nächsten fünf Jahre voraussichtlich 41 Prozent der Backoffice-Arbeiten von Robotern übernommen werden. Innerhalb der nächsten 10 Jahre werden es sogar 53 Prozent sein. Mit entsprechenden Konsequenzen für die Beschäftigten.

Gefragt bleiben hoch qualifizierte Beschäftigte, die an der Schnittstelle zwischen IT und Bankgeschäft neue Produkte und Prozesse gestalten. Zunehmend kommen diese aus Disziplinen außerhalb des klassischen Bankgeschäfts, z.B. aus dem mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich.

Nachfrage besteht auch nach Spezialisten für Regulierung, Compliance und Kontrollfunktionen. Insgesamt können die Neueinstellungen den Personalabbau jedoch weiterhin nicht ausgleichen.

Altersstruktur im deutschen Kreditwesen

Überaltern die deutschen Banken und Sparkassen oder fehlt schlicht der Nachwuchs? Diesen Eindruck könnte man gewinnen, wenn man die Entwicklung der Altersstruktur im Kreditgewerbe betrachtet:

Das Durchschnittsalter der Bankmitarbeiter ist seit 2015 gestiegen.

Seit 2015 ist bis zum Alter von 49 Jahren der Anteil in jeder Altersgruppe rückläufig, in den älteren Gruppen jedoch ansteigend. Auch das Durchschnittsalter der Beschäftigten steigt seit Jahren an. Immerhin ist die Ausbildungsquote im privaten Bankgewerbe 2018 erstmals seit 2011 wieder gestiegen und erreichte 4,0 Prozent (Vorjahr: 3,8 Prozent).

Der Anteil der älteren Mitarbeiter in Banken und Sparkassen ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen.

Zum Jahresende 2018 waren 38 Prozent der Arbeitskräfte 50 Jahre oder. Knapp ein Drittel (31,9 Prozent) ist zwischen 40 und 50 Jahre alt, ein Fünftel (20,5 Prozent) zwischen 30 und 40 Jahre. Jeder elfte Beschäftigte (9,3 Prozent) ist jünger als 30 Jahre. Das Durchschnittsalter liegt bei 45,3 Jahren; männliche Beschäftigte sind im Durchschnitt 45,5 Jahre alt, weibliche Angestellte 45,1 Jahre.

Mehr Frauen und Teilzeitkräfte in Führungspositionen

Der Anteil von Frauen in Führungspositionen im privaten Bankgewerbe ist in den zurückliegenden Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen und liegt mittlerweile bei gut einem Drittel: 2018 waren knapp 34 Prozent aller außertariflich bezahlten Angestellten weiblich; bis zum Jahr 2000 lag diese Quote noch bei unter 20 Prozent.

Darüber hinaus bietet das private Bankgewerbe Führungskräften auch immer häufiger die Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten: Der Anteil der Teilzeitkräfte unter den außertariflich Beschäftigten liegt inzwischen bei fast 16 Prozent (2015: 14 Prozent).

Schaubilder zum Stellenabbau im deutschen Bankwesen

Alle Schaubilder zur Mitarbeiterstruktur im deutschen Bankwesen können Sie hier als PowerPoint-Datei inklusive der hinterlegten Quelldaten herunterladen.