Die digitale Transformation ist ein Prozess ohne Anfang und Ende, der durch die Folgen der Corona-Pandemie noch einmal stark beschleunigt wurde. Um für die Zukunft gerüstet zu sein, sollten Führungskräfte fünf Fragen beantworten können.

Cartoon: Evolution der digitalen Transformation

Von der Webseite zum digitalen Omnikanalvertrieb.
© Tom Fishburne

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„Das mit dem Internet geht vorüber“ meinte vor einigen Jahren der Vorstand eines Regionalinstituts nach meinem Vortrag über die zunehmende Bedeutung von Social Media für Kreditinstitute. Nun, es ist immer noch da und abschalten kann man es nur in totalitären Staaten.

Das Internet ist die Zukunft für Unternehmen

1997 schaltete IBM die folgende Werbung, nach der das Internet die Zukunft für Unternehmen sei („The internet is the future of business“). Dazu kamen Anzeigen mit der Botschaft: „In Zukunft wird ein Unternehmen, das nicht im Internet ist, nicht mehr im Geschäft sein.“

Die Idee, dass ein kleines Unternehmen weltweit über das Internet Geschäfte tätigen kann, wurde sowohl als Hinweis auf die Macht des Internets für kleine Unternehmen als auch als Bedrohung des Internets für die anhaltende Dominanz der derzeitigen großen Unternehmen in Verbindung gebracht.

Dotcom-Boom und Dotcom-Blase

Rückblickend war da viel Wahres dran. Der Dotcom-Boom führte für viele Unternehmen zu einem enormen Wachstum, und die Erkenntnis setzte sich durch, dass sich jedes Unternehmen an diese neue Realität anpassen musste, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

„Nur“ eine Internetpräsenz reicht allerdings nicht aus, um nachhaltigen Ertrag zu generieren. Das zeigte sich drei Jahre später im Platzen der Dotcom-Blase. Zum einen haben etablierte Marken aus Sicht der Verbraucher auch im Internet einen Mehrwert, zum anderen fehlte vielen reinen Internet-Unternehmen der damaligen Zeit schlicht die richtige Strategie.

Social Media goes Mainstream

Nicht viel anders beim Aufkommen sozialer Medien: Anfänglicher Skepsis folgte – wie stets bei Veränderungen – Euphorie, Hype und Ernüchterung. Heute sind die großen sozialen Netzwerke wie Twitter, Facebook, YouTube, Instagram und andere längst Mainstream. Sie spielen eine wichtige Rolle im Marketing und Kundenservice fast aller Unternehmen, auch im Finanzbereich.

Digitalisierung endet nie

Nicht wenige meinen immer noch, dass die digitale Transformation ein Projekt oder Prozess mit einem definierten Anfang und Ende sei. Einer Forester-Studie aus dem Jahr 2018 zufolge glaubten 28 Prozent der befragten Unternehmen, dass sie ihre digitale Transformation abgeschlossen hätten. Zum Beispiel machten sich vor zwei Jahren (!) nur 34 Prozent der Banken und Versicherer die Mühe, ihr Marketing zu verändern, und nur 45 Prozent veränderten die Kundenbearbeitung – zu wenig angesichts der – inzwischen weiter gestiegenen – Massenakzeptanz mobiler Geräte durch die Verbraucher.

Eine aktuellen Analyse von McKinsey zufolge befinden sich 79 Prozent aller Unternehmen noch immer in einem frühen Stadium ihrer Technologietransformation. Und das, obwohl bereits vor Ausbruch der Corona-Pandemie 92 Prozent der Unternehmen erkannten, dass ihr Geschäftsmodell angesichts der fortschreitenden Digitalisierung einer Überarbeitung bedarf.

Fünf Fragen an die Führung

Im Zuge der Corona-Krise ist die Bedeutung der Digitalisierung nochmals gestiegen. McKinsey empfiehlt eine Beschleunigung der digitalen Transformation, zum einen indem das aktive Experimentieren übergeht in ein agiles Umsetzen, Testen und Verbessern, zum anderen durch die aktive Erschließung neuer Geschäftsfelder.

Die digitale Transformation ist ein Prozess, kein Ereignis, und die Ziele und Prioritäten der Reise sind für jedes Unternehmen unterschiedlich. So wie COVID-19 eine neue Dringlichkeit für Veränderungen mit sich bringt, gibt es Widerstand dagegen, wie tief diese Änderungen gehen sollten.

Die folgenden fünf Fragen sollte sich daher jede Führungskraft mit Blick auf die Vorbereitung auf die digitale Welt in der Post-Corona-Zeit stellen:

  1. Worin liegen zukünftig Wert und Wertschöpfung und welche Maßnahmen bringen ein Unternehmen dorthin?
  2. Welche Rolle sollte der Geschäftsaufbau bei der Beschleunigung des Eintritts in neue Märkte oder beim Zugang zu neuen Kunden spielen?
  3. Wie können die Vorteile eines agileren Betriebsmodells genutzt werden, um das Tempo des Unternehmens zu steigern?
  4. Wie sollte die Personalstrategie aussehen, damit auch zukünftig die richtigen Mitarbeiter an Bord sind?
  5. Welche Investitionen sind notwendig, um die Technologieumgebung zu schaffen, die es dem Unternehmen ermöglicht, in der neuen Normalität erfolgreich zu sein?

Die Zukunft wird noch viele und große Veränderungen für uns bereithalten.