Blockchain, Distributed Ledger und Smart Contracts ermöglichen in der breiten Anwendung erhebliche Kosteneinsparungen. Eine aktuelle Studie zeigt, dass diese sowohl Konsumenten als auch Finanzinstituten zugutekommen können.

Digitale Disruption durch Blockchain-Technologie

Blockchain-Technologie hat das Potential, das Bankgeschäft disruptiv zu verändern
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Smart Contracts sind elektronisch als Software programmierte Verträge. Sie beruhen auf der Technologie von Distributed Ledger bzw. Blockchain-Technologie, d.h. auf dezentral geführten Kontobüchern. Dabei sind dies legal bindende Vereinbarungen, die ähnlich wie traditionelle schriftliche Verträge auf einer Reihe an zugestimmten Geschäftsbedingungen beruhen. Diese technologische Grundlage befähigt die Vertragsprogramme dazu, Aktionen wie Zahlungen automatisch auszuführen, sobald die vereinbarten Vertragsbedingungen erfüllt sind und ohne, dass eine unabhängige Prüfung oder manuelle Verwaltung notwendig wird.

Eine aktuelle Untersuchung des Digital Transformation Institute (DTI) der Beratungsgesellschaft Capgemini hat Funktionsweisen und Vorteile dieser Technologie für Finanzinstitute und deren Kunden untersucht. Die Ergebnisse der Studie basieren auf einer Reihe an Fokusinterviews und ersten Versuchsläufen mit Industrieexperten, Startups im Blockchain-Bereich und Finanzwissenschaftlern. Ergänzend fanden auch quantitative webbasierte Analysen im Umfeld der Smart-Contracts und ihrer zugrundeliegenden Prozesse statt.

Blockchain bietet Vorteile für Banken und Verbraucher

Derzeit sind die Gestaltung und Abwicklung von Verträgen noch nicht vollständig digitalisiert. Die manuelle Abwicklung verursacht erhebliche Kosten für Kunden wie für Finanzinstitute. Durch Einsatz von Blockchain-Technologien lassen sich Risiken und Kosten verringern und die Effizienz steigern.

Der Studie zufolge könnten pro Kunde jährlich bis zu 450 Euro an Banken- und Versicherungsgebühren eingespart werden, wenn beispielsweise Versicherungs- oder Kreditverträge mittels Blockchain-Technologie abgewickelt werden

Drei Einsatzbereiche von Blockchain in der Finanzbranche

Die Studie stellt drei Einsatzbereiche von Blockchain in der Finanzbranche vor, in denen die Einsparpotentiale sowohl für Verbraucher als auch für Finanzinstitute besonderes hoch erscheinen:

Einsatz von Blockchain im Privatkundengeschäft

Im Privatkundengeschäft profitieren insbesondere persönliche Kredite und Hypotheken von einer Abwicklung über Smart Contracts. Durch sie können z.B. papierbasierte Gutachten und Dokumentationsprozesse abgeschafft werden. Zudem werden Interaktionszeiten zwischen den verschiedenen Parteien zur Prüfung von Antragssteller und Grundstückdetails reduziert sowie Prozesse zum Transfer von Eigentumsrechten vereinfacht.

Für die Kunden ergeben sich dadurch Einsparpotenziale von durchschnittlich 430 bis 860 Euro, beziehungsweise von 11 bis 22 Prozent für Hypotheken- und Kontoführungsgebühren. Unterdessen wird erwartet, dass Banken allein in den USA und der Europäischen Union durch den niedrigeren Verwaltungsaufwand zwischen drei und zehn Milliarden Euro Kosten senken können.

Einsatz von Blockchain im Versicherungswesen

Ein Smart-Contract-System kann alle Akteure der wertschöpfungskette im Versicherungswesen – Verbraucher, Versicherer, Schadensfallabwickler und Drittanbieter – auf einer einzigen Plattform zusammenbringen. Die Verarbeitung von Versicherungsansprüchen in den Bereichen der Kranken-, KFZ-, Hausrat- und Reiseversicherung kann zudem bedeutend schneller abgewickelt werden, wenn die beteiligten Parteien weniger Formulare ausfüllen müssen. Im Bereich der privaten KFZ-Versicherung beispielsweise errechnet der Report Einsparpotenziale von weltweit rund 19 Milliarden Euro durch niedrigere Bearbeitungskosten. Schon die Weitergabe der Hälfte der zu erwartenden Effizienzgewinne würde Prämieneinsparungen für Verbraucher von jährlich durchschnittlich bis zu 40 Euro bedeuten.

Einsatz von Blockchain im Investmentbanking

Bei Konsortialkrediten beträgt die Dauer der Gutschrift des Kreditbetrags in der Regel 20 Tage und länger. Smart Contracts können Verzögerungen in Prozessen wie Dokumentation, Käufer/Verkäufer Übereinkunft und Abtretungsvereinbarungen reduzieren und die Dauer des Zahlungszyklus für Unternehmenskunden von zwanzig auf sechs bis zehn Tage senken. Das könnte zukünftig ein zusätzliches fünfprozentiges Nachfragewachstum zur Folge haben, umgerechnet 1,8 bis sechs Milliarden Euro, und zu höheren Einkommen bei gleichzeitig niedrigeren operativen Kosten für die Investmentbanken in den USA und Europa führen. Außerdem würden sich die regulatorischen Kapitalanforderungen sowie die mit den verspäteten Ausgleichszahlungen verbundenen Risiken im Abrechnungszeitraum des anberaumten Darlehens reduzieren.

Infografik Smart Contracts und Blockchain-Technologie

Die folgende Infografik stellt Grundlagen, Funktionsweise und Anwendungsbereiche von Smart Contracts vor und zeigt u.a., wo Blockchain-Technologien erhebliche Einsparungspotentiale bieten können. Darüber hinaus zeigt sie bestehende Herausforderungen auf und gibt Anhaltspunkte, wie Finanzinstitute den größtmöglichen Nutzen aus der Blockchain-Technologie ziehen können.

Grundlagen, Funktionsweise und Anwendungsbereiche von Smart Contracts

Blockchain ab 2020 mit breiter Akzeptanz

Die Autoren der Studie prognostizieren, dass solche auf Blockchain-Technologie basierende intelligente Verträge beginnend mit dem Jahr 2020 im Massenmarkt breite Akzeptanz finden werden. Bis dahin seien allerdings noch einige offene Fragen zu klären, darunter das Thema Datenschutz, die Sicherheit der Blockchain-Technologie allgemein sowie die regulatorischen Rahmenbedingungen für den Einsatz.

Eine Vielzahl von Instituten, wie z.B. BNP Paribas, Deutsche Bank und Credit Suisse, aber auch Versicherungskonzerne, wie die Allianz, experimentieren bereits mit Vertragstechnologien und –systemen basierend auf der Blockchain-Technologie.

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