2021 werden sich Banken schneller verändern als in den gesamten 2010er Jahren zusammen. Dafür die immer noch anhaltende COVID-19-Pandemie einfach zu einschneidend und lehrreich. Es wird sich strukturell einiges tun, aber noch mehr technologisch.

Das Jahr 2021 im Banking steht unter Corona-Vorbehalt

Auch im Jahr 2021 werden Banken und Sparkassen vom Corona-Virus „begleitet“ werden.

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Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir 2021 eine verstärkte Konsolidierung bei den Banken erleben werden. Das liegt zunächst an den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise. Der Staat hält derzeit viele Unternehmen künstlich am Leben. Das wird nicht ewig so weitergehen, trotz erneuter Hilfe für Konzerne wie TUI. Mit zeitlicher Verzögerung wird es in der Breite zu Kreditausfällen kommen. Die Folge sind finanzielle Schieflagen, die auch das Risikomanagement der Banken extrem fordern werden. Einige Institute werden so in Fusionen gedrängt, um den übernommenen Risiken genügend Liquidität entgegensetzen zu können.

Zusammenschlüsse sind allerdings auch aus generellen strategischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten heraus wahrscheinlich. Größere internationale Übernahmen sind zu erwarten, da der Markt schlichtweg „overbanked“ ist und Technologien viele Bankdienstleistungen verändern. Zudem ziehen sich Institute insgesamt aus der Fläche zurück. Aus Notschließungen von Filialen aufgrund von Corona werden Dauerzustände, auch weil Kunden gelernt haben, dass Banking ohne physische Präsenz funktioniert. Prominente Beispiele für den Abbau von Filialen sind derzeit vor allem die Deutsche Bank und die Commerzbank, aber auch vor den Genossenschaftsbanken und Sparkassen machen die Schließungen nicht halt.

Wenn Legacy-Abschied, dann 2021

Mit steigenden Schulden und schrumpfenden Eigenkapitaldecken drängt der „Competitive Edge“ Kosteneffizienz massiv in den Vordergrund. Das zeigt auch unsere Studie Wettbewerbsvorteile im Entscheider-Check. Bereits heute sagt fast jeder dritte Finanzdienstleister, dass eine effiziente Kostenstruktur sein Wettbewerbsvorteil sei. In den kommenden Jahren wollen sich mehr als 40 Prozent auf diesem Gebiet einen Vorsprung erarbeiten und bestehende Stärken ausbauen, so die Befragung aus dem dritten Quartal dieses Jahres.

Banken werden somit noch einmal jeden Stein auf der Suche nach Optionen umdrehen, wie sie schneller und profitabler arbeiten können. Der Umbau zu IT-Firmen mit Finanzprodukten wird sich deshalb 2021 noch einmal beschleunigen. Der zentrale Hebel zu mehr Kosteneffizienz ist im Bereich „Run the Bank“ zu finden. Wartung und Weiterentwicklung gewachsener Legacy-Systeme können sich die Banken kaum mehr leisten.

Das vergangene Jahr sollte und wird für Institute wie eine zusätzliche Raketenstufe wirken, um Komplexität, Schnittstellen und Drittsysteme zu verringern. Im Dezember 2021 werden wir einige Banken auf einem deutlich höheren Standardisierungsniveau erleben. Zudem haben Institute 2020 fast zwangsweise erlebt, dass sie Ballast abschütteln müssen und die Zusammenarbeit mit Partnern nicht nur mehr Komplexität bedeuten muss. Das Vertrauen in Outsourcing ist gewachsen. Das wird sich 2021 bemerkbar machen.

Wolkige Aussichten

Ein wichtiges Puzzleteil in den Effizienz- und Ertragsoffensiven der Banken im kommenden Jahr ist Cloud Computing. Sowohl beim Umzug der eigenen IT-Infrastruktur als auch bei Nutzung von Software as a Service werden Cloud-Lösungen an Bedeutung zulegen.

Cloud-Architekturen tragen durch die Reduzierung lokaler Rechenkapazitäten und die effizientere Nutzung von Ressourcen wesentlich zur Kostenentlastung bei. Zudem ermöglichen sie mehr Flexibilität und eine hohe Skalierbarkeit – zwei wichtige Faktoren, die Banken für die Entwicklung digitaler und datengetriebener Geschäftsmodelle benötigen. Und: Cloud-Services machen Banken sicherer. Datensicherheit und Ausfallsicherheit der Systeme steigen. Für jeden vierten Entscheider von Banken und Versicherern ist Datensicherheit inzwischen ein zentraler Vorteil der Cloud-Nutzung, so die Studie Cloud in Europa.

2020 hat sich zwischen Banken und Cloud-Anbietern eine Vertrauensbasis gebildet. Die Anforderungen der Bankenaufsicht sind heute deutlich klarer. Die Skepsis der vergangenen Jahre ist damit signifikant gebröckelt. Großbanken und IT-Dienstleister der Finanzbranche kooperieren mittlerweile mit großen US-Cloud-Anbietern. 2021 werden sich weitere Institute Public und Hybrid Clouds anschauen, Multicloud-Umgebungen werden sich etablieren, um Vendor-Lock-in-Effekte zu vermeiden.

Künstliche Intelligenz muss liefern

Cloud Computing ist zudem ein zentraler Baustein, den Banken für die Nutzung weiterer digitaler Technologien benötigen. Weil Cloud-Umgebungen fehlen, schöpfen Institute beispielsweise das Potenzial von Künstlicher Intelligenz nicht aus. Fortschritte bei der einen Technologie befruchten Fortschritte bei der anderen. 2021 wird allerdings kein Jahr werden, in dem Banken viel Budget in Probierprojekte investieren. KI-Anwendungen müssen einen wirtschaftlichen Nutzen haben und entweder Erträge einfahren oder Kosten senken.

Der größte Nutzen, den KI gemeinsam mit Robotic Process Automation (RPA) aktuell bietet, ist die Automatisierung und Beschleunigung von Prozessen. Es gibt noch zu viele sich ständig wiederholende Abläufe, die den Bankbetrieb unnötig verteuern, weil unterforderte Menschen beteiligt sind, die eigentlich die Bank geschäftlich voranbringen sollen und wollen. Dieses Potenzial für Automatisierung besteht intern, beispielsweise im IT-Helpdesk, sowie im Kerngeschäft, unter anderem beim Abgleichen von Transaktionslisten im Zahlungsverkehr.

Die Erwartungen, dass KI und andere Technologien die Kundenberatung verbessern und sich Kunden mithilfe von Machine Learning auch digital persönlich betreut fühlen, haben sich bislang nicht erfüllt. Ein Durchbruch im nächsten Jahr ist ebenfalls noch nicht zu erwarten – auch wenn sich fortgeschrittene Chatbot-Lösungen durch vortrainierte Sprachmodelle und standardisierte Konnektoren zu benachbarten Services einfacher implementieren lassen werden. Corona wird auch auf diesem Gebiet als Katalysator wirken. 2020 wurde die Digitalisierung der Kundenbeziehung derart stark vorangetrieben, dass viele Banken daran anknüpfen werden. Sehr wahrscheinlich sind weitere Annäherungen zwischen Finanz- und IT-Konzernen auf diesem Gebiet.

Green Banking befeuert Digitalisierung

Perspektivisch entwickelt sich Green Banking zu einer neuen Ertragsquelle, potenziell allerdings auch zu einem Kostentreiber. Nicht erst durch die Pandemie, auch durch festgelegte Klimaziele und Protestbewegungen gibt es eine erhöhte Affinität für Nachhaltigkeit in der Bevölkerung. Diese erreicht auch die Finanzen und führt zu einer verstärkten Nachfrage nach nachhaltigen Geldanlagen und ökologisch handelnden Instituten. Viele Kunden sind auch bereit, dafür mehr zu bezahlen.

2021 wird deshalb ein Jahr werden, in dem sich Banken mit diesem Trend verstärkt befassen werden. Wir erleben bereits, dass sich Vorstände das Thema Nachhaltigkeit oben auf ihre strategische Agenda schreiben. Auch große Institute wollen in den Rankings der besten Öko-Banken nach oben klettern. Es wird allerdings nicht reichen, einige Sustainable-Finance-Produkte ins Portfolio zu nehmen und zu bewerben. Green Banking wird sich auf das gesamte Bankunternehmen auswirken – auch auf die Prozesse und internen Strukturen. Institute müssen EU-Verordnungen umsetzen und neue Risikomodelle entwickeln, die neue Standards berücksichtigen. Zu erwarten ist, dass Banken verstärkt in grüne IT investieren, die weniger Energie verbraucht und deren Anbieter Nachhaltigkeitskonzepte vorweisen. Auch der Öko-Boom wird damit die technologische Sanierung der Banken befeuern.


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