Die Turbulenzen an den Aktienmärkten infolge der COVID-19-Krise führen laut einer Studie zu neuen Rekordzahlen in Handelsaktivitäten und Umsätzen im deutschen Wertpapiermarkt, gerade für Online-Broker. Durch neue Akteure steigt jedoch der Wettbewerbsdruck.

Aktuelle Trends, Studien und Research über Retail Banking

Das klassische Retail Banking, also das Geschäft mit der Mehrzahl der privaten Kunden, befindet sich in einem tiefgreifenden Prozess der Veränderung. Verändertes Kundenverhalten, intensiver Wettbewerb, die Digitalisierung und andere Faktoren führen zu einer stetigen Verengung der Margen und stellen Banken und Sparkassen zunehmend vor neue Herausforderungen. Studien zu den neuesten Trends und Entwicklungen und wie darauf reagiert werden kann finden Sie im Bank Blog.

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Eine aktuelle Analyse der internationalen Strategieberatung Oliver Wyman kommt zu dem Schluss, dass 2020 Erlöse von mehr als 1 Milliarde Euro pro Jahr für Orderprovisionen und sonstige Gebühren der Online-Broker anfallen.

Die Berater erwarten ein nachhaltiges Wachstum des zugrundeliegenden Marktes und bemessen eine Ertragskraft von jährlich rund 10 Milliarden Euro für den deutschen Wertpapiermarkt für Privathaushalte. Bestehende Akteure stehen allerdings zunehmend durch neue „Low Cost-Broker“ unter Beschuss und damit unter dem Handlungsdruck, ihre strategische Stoßrichtung neu festlegen zu müssen.

FinTechs greifen die Zielgruppe der jungen Berufstätigen auf

Diese neuen Anbieter, meist FinTechs greifen mit Low-Cost-Angeboten und innovativer Bedienung via App an und zielen somit auf den direkten Zugang zu der zukunftsträchtigen Kundenschicht der jungen Berufstätigen ab. Gleichzeitig haben in den USA Ende 2019 mehrere Anbieter angeführt von Charles Schwab eine Gebührensenkung auf bis zu Null durchgeführt – ein Modell, das eventuell eine Blaupause für den deutschen Markt werden könnte.

Nicht zuletzt ist durch den zuerst geplanten Verkauf des Anbieters Flatex (FinTech Group) und der darauffolgenden angekündigten Übernahme des Wettbewerbers Degiro sowie dem Markteintritt von „Low-Cost-Anbietern“ wie Trade Republic, justTrade, Gratisbroker und weiteren auch in Deutschland neue Dynamik in den Markt gekommen.

Der Markt für Online-Brokerage in Deutschland

Wie die Studienautoren annehmen, werde trotz des derzeitigen Booms das bestehende Geschäftsmodell auf Dauer durch einen anhaltenden Preis- und Kostendruck nicht fortführbar sein und der Markt für reines Online-Brokerage in Deutschland eng bleiben.

Online Broker hätten jedoch mit dem Kundenzugang und der regelmäßigen Interaktion einen entschiedenen Wettbewerbsvorteil, mit dem sie in der Pole Position seien, um sich in Vermögensfragen als breiter Anbieter gegenüber dem Kunden zu positionieren und damit auf die 10 Milliarden Erträge des breiten Marktes zu zielen.

Kundensegmente im deutschen Direct Brokerage.

Zwei Strategien für etablierte Anbieter im Wertpapierhandel

Der herrschende Wettbewerbsdruck schafft die Notwendigkeit für bestehende wie neue Anbieter, ihre strategische Stoßrichtung neu festzulegen und sich über das eigene Ambitionsniveau bewusst zu werden. Dazu formuliert die Studie zwei strategische Optionen:

  • Zum einen eine defensive Konsolidierung mit dem Ziel, das Geschäft nicht weiter auszubauen, aber kostenschonend beizubehalten.
  • Zum anderen die Stoßrichtung der progressiven Transformation, was hieße die Kundenbasis hin zur kritischen Masse weiter auszubauen und die Kundenschnittstelle breiter als heute zu besetzen und sich damit gegenüber dem Kunden als digitaler Anbieter rund um Vermögens-, Spar- und Investmentfragen zu positionieren. Denkbar wären eine Expansion in verwandte Kundengruppen und -angebote, wie zum Beispiel die Anlageberatung und/oder eine intelligentere Verzahnung mit dem restlichen Bankangebot.

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