Während allgemein darüber diskutiert wird, dass Transparenz und Fairness Grundvoraussetzung für Vertrauen sind, lassen sich zahlreiche Banken und Sparkassen neue Tricks bei der Preisgestaltung einfallen. Das birgt Gefahren.

Bankkunden fühlen sich bei Preistrickserei schnell über den Tisch gezogen

Bankkunden fühlen sich bei Preistrickserei schnell über den Tisch gezogen.

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Klar, dass angesichts der schlechten Rahmenbedingungen Banken und Sparkassen nach Wegen zu suchen, zusätzliche Erträge zu erzielen. Viele haben daher – wie berichtet – in den letzten Monaten die Preise erhöht oder planen dies zu tun. Und dem Einfallsreichtum sind dabei kaum Grenzen gesetzt, wie einige Bepreisungsbeispiele zeigen. Die bei Preisen zu Tage geförderte Kreativität würde man gerne auch in anderen Bereichen sehen.

Bares wird immer teurer

Die Deutschen lieben bekanntlich Bargeld und die Banken und Sparkassen sind dafür die Hauptbezugsquellen. Kein Wunder also, dass auch hier nach Wegen gesucht wird, zusätzliche Erträge zu generieren.

Das Portal Biallo.de untersucht regelmäßig die Preise und Gebühren von über 1.300 Kreditinstituten in Deutschland. Einer aktuellen Auswertung zufolge erheben aktuell knapp zwei Drittel der untersuchten Institute Preise für das Geldheben am Schalter, an den eigenen Automaten oder an denen des Verbunds, die Hälfte davon sogar schon bei der ersten Abhebung. Die verlangten Preise variieren stark, von wenigen Cent bis mehreren Euro ist alles vertreten.

„Kunde, lass uns bitte in Ruhe“

Den Kunden sehen und persönlich kennenlernen wollen viele Institute anscheinend nicht mehr, denn inzwischen lassen sich zwei Drittel der 1.300 untersuchten Institute das Geldabheben am Schalter bezahlen. Man könnte fast den Eindruck haben, dass immer mehr Banken und Sparkassen vom Kunden in Ruhe gelassen werden wollen. Auf der anderen Seite beklagt man sich, dass Bankfilialen immer seltener frequentiert werden. Das Leben steckt voller Widersprüche…

Aber auch das Abheben am Automaten wird zunehmend bestraft. Während vor zweieinhalb Jahren „nur“ 300 Institute Gebühren fürs Geldabheben am GAA verlangten, sind es aktuell mehr als 500, darunter rund 100 Sparkassen und 400 Genossenschaftsbanken.

Kreative Preise für Bargeldbezug

Hier einige Beispiele für die vielfältige Kreativität bei der Gestaltung von Preisen für den Bargeldbezug:

  • Einige Institute verlangen eine Abhebegebühr unabhängig von einer ohnehin vorhandenen Grundpauschale.
  • Bei anderen ist nur eine bestimmte Anzahl an GAA-Verfügungen kostenfrei.
  • Waren früher Kunden an eigenen Geldautomaten freigestellt, so ist dies heute nicht mehr unbedingt der Fall. Besonders abstrus: Einige Institute verlangen nur bei Abhebungen an eigenen Automaten Geld und verzichten bei Abhebungen an Verbundgeräten.
  • Die früher kostenlosen Verfügungen bei Geldautomaten im eigenen Verbund kosten inzwischen bei immer mehr Banken und Sparkassen Geld.
  • Bei besonders einfallsreichen Instituten wird das Geldabheben zeitlich unterschiedlich bepreist. So z.B. bei der VR Bank Passau: Für Bargeldeinzahlungen und -auszahlungen am Schalter und an den eigenen Geldautomaten werden von Montag bis Freitag zwischen 8 und 17 Uhr keine Buchungsposten berechnet. Für Abhebungen zwischen 17:00 und 8:00 Uhr oder am Wochenende muss der Kunde extra zahlen. Bei einer anderen Bank kosten sogar Abhebungen in der Mittagszeit Geld. Anscheinend haben sich die Vorstände das von Tankstellen abgeschaut…

Der Schuss könnte nach hinten losgehen

Zwar können Preiserhöhungen – sinnvoll durchgeführt – durchaus dabei helfen, Ertragsprobleme zu mindern, wie das Beispiel der Hamburger Sparkasse Anfang des Jahres gezeigt hat. Problematisch wird das Ganze nur, wenn man versucht, Gebühren von den Kunden einzukassieren, ohne dass diese dies rechtzeitig merken. Hinzu kommt, dass einige der erhobenen Preise im Hinblick auf der GuV der Institute allenfalls homöopathische Auswirkungen haben dürften. Viel Ärger um Nichts also!

Viele Institute versuchen, ihre Preise so gut wie möglich zu verstecken. Intransparenz scheint das Gebot der Stunde zu sein und das im digitalen Zeitalter, in dem neue Wettbewerber gerade dabei sind die Transparenz zu erhöhen und mit neuen Angeboten in den Markt dringen.

Beispiele für diese Strategien sind die neue Apple Kreditkarte, die in 2020 auch auf den deutschen Markt kommen soll oder N26, die damit wirbt, keine versteckten Gebühren zu verlangen und nicht zuletzt die etablierten Direktbanken, die unverändert für kostenlose Leistungen rund ums Girokonto stehen.

Insofern könnte der Schuss nach hinten losgehen, denn spätestens bei der nächsten Abrechnung fällt den Kunden wohl auf, wieviel und wofür er bei seiner Bank bezahlen muss. Und es gibt Studien, die zeigen, dass Gebühren für das Girokonto im Allgemeinen und auf das Geldabheben im Besonderen aus Kundensicht besonders unbeliebt sind.

Preise sollten daher nicht nur strategisch geplant werden, sondern sie sollten auch klar und eindeutig Leistungen zugeordnet werden, die für Kunden einen entsprechenden Mehrwert darstellen. Einfachheit und Transparenz sind dabei unabdingbare Voraussetzung, sofern man Wert auf zufriedene und loyale Kunden legt.