Digitale Technologien werden die Finanzbranche grundlegend verändern und nicht alle Veränderungen lassen sich heute bereits absehen. Wer sich als Finanzinstitut nicht darauf einstellt, könnte in der Zukunft große Probleme bekommen.

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Auf dem diesjährigen 21. Deutschen Bankentag in Berlin fand eine spannende Podiumsdiskussion statt. Unter der Überschrift „Geschäftsmodelle zwischen Evolution und Disruption“ diskutierten

  • Isabel Schnabel, Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und Professorin an der Universität Bonn,
  • Friedrich Merz, Vorsitzender des Aufsichtsrates von BlackRock Asset Management Deutschland,
  • Roland Boekhout, (noch) Vorsitzender des Vorstands der ING-DiBa und
  • Martin Zielke, Vorsitzender des Vorstands der Commerzbank AG

über die Folgen der Digitalisierung in der Finanzbranche.

Folgen der Digitalisierung für die Banken

Isabel Schnabel, sieht drei wichtige Rollen für Banken:

  • Liquidität bereitstellen,
  • Liefern von Informationen in Bezug auf Kreditwürdigkeit und
  • Begleitung von Kunden auch in schwierigen Zeiten.

Bei all diesen Funktionen spiele Vertrauen eine wichtige Rolle, wobei Kundennähe in digitalen Zeiten künftig ganz andere Formen annehmen könne als bisher.

Friedrich Merz sieht vor allem hausgemachte Probleme als Ursache für die schwache Ertragslage der europäischen Banken. So haben die USA nach der Finanzkrise die Rekapitalisierung der Geldhäuser viel konsequenter umgesetzt als Europa. Auch beim Thema Digitalisierung sieht er bei den Europäern Nachholbedarf. Eine entscheidende Herausforderung sei es, die Digitalisierung in den Bankprozessen zu beschleunigen.

Commerzbank-Chef Martin Zielke sieht ebenfalls einen Nachholbedarf bei der Digitalisierung und glaubt, dass Banken das Potenzial noch nicht gehoben haben. So seien bei der Commerzbank bislang lediglich 30 Prozent aller Prozesse digitalisiert. Ziel seien 80 Prozent. Allerdings sieht er kein vorschnelles Ende der klassischen Geldhäuser. Banken und Bankdienstleistungen wird es nach seiner Überzeugung auch in Zukunft geben.

Roland Boekhout, Vorstandsvorsitzender der ING-DiBa, sieht den deutschen Markt langsamer voranschreiten als den europäischen. Er mahnt aber, dass das Ausmaß zukünftiger Veränderungen noch gar nicht greifbar sei. Eine neue Generation von Kunden erwarte schlagartig neue Dienstleistungen und das grenzüberschreitend. Er fordert mehr Bereitschaft für „trial and error“.

Demgegenüber sieht Isabel Schnabel eher FinTech-Unternehmen als Testlabor für Banken, um die Fehler in einem beschränkten Umfeld machen zu können. Digitale Risiken seien zudem systemische Risiken und daher ein Thema für die Aufsicht.

Laut Friedrich Merz steckt insbesondere im Thema Künstliche Intelligenz ein erhebliches disruptives Potenzial für Banken.

Martin Zielke warnte hingegen davor, alles nur durch die Technik-Brille zu sehen. Er rät dazu, die Reaktion der Kunden zu beachten. Bankfilialen hält er für wichtig, glaubt jedoch, dass es im deutschen Markt noch immer zu viele Zweigstellen gibt.

Video zur Podiumsdiskussion

Das folgende Video zeigt die vollständige Diskussion zu den Folgen der Digitalisierung der Finanzbranche: