Innovative digitale Lösungen bieten Herausforderungen, aber auch zahlreiche Chancen für Finanzdienstleister. Darüber und über aktuelle Trends in diesem Bereich habe ich ein ausführliches Interview mit den beiden Gründern von WebID geführt.

Innovative digitale Lösungen für Banken

Chancen und Trends durch innovative digitale Lösungen in der Finanzdienstleistung
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Die WebID Solutions Gruppe ist ein führender europäischer Anbieter für den rechtskonformen Online-Vertragsabschluss und Identifikationsprodukte sowie ein weltweiter Pionier im Segment der GwG-konformen Face2Face-Online-Identifikation. Das Unternehmen bietet seit 2012 speziell für eCommerce-orientierte Branchen entwickelte Lösungen von der Altersprüfung bis zum Online-Vertragsabschluss auf QES-Basis (Qualifizierte Elektronische Signatur) an. Vor kurzem hatte ich die Gelegenheit, ein Interview mit den beiden Geschäftsführern, Frank S. Jorga und Franz Thomas Fürst, zu führen.

Smartphone statt Filiale

Der Bank Blog: Sie stehen inmitten vielfältiger und dynamischer Veränderungen in der Finanzbranche. Welche signifikanten Strömungen werden die Kreditinstitute in Zukunft am meisten beeinflussen?

Frank S. Jorga: Die Devise „Smartphone statt Filiale“ und intelligente Apps, mit denen man Finanzen steuern und selbst verwalten kann, werden schon in naher Zukunft zur Selbstverständlichkeit. Bereits heute haben auch traditionelle Institute die Vorteile von Digitallösungen wie der Video-Identifizierung oder der QES (= Onlinevertrag per Qualifizierter Elektronischer Signatur) erkannt. Ferner wird auch die Automatisierung der Risikoeinschätzung voranschreiten sowie der vermehrte Einsatz von Big Data bei der Interpretation von Daten eine wichtige Rolle spielen. Blickt man etwas weiter, ist der Einsatz von voll- oder halbautomatisierten Entscheidungssystemen, sogenannter „Robo Advisor“, eine Entwicklung, die im Auge behalten werden sollte.

Der Bank Blog: Was wird sich ganz konkret für den Kunden ändern?

Franz Thomas Fürst: Für den Kunden wird das Banking von Morgen vor allem einfacher und unkomplizierter werden. Es ist bereits heute möglich, ein Konto schnell und ortsunabhängig im Zug, dem Bus oder der Bahn zu eröffnen. All das wird in Zukunft überall mit derselben Selbstverständlichkeit geschehen, wie wir heute schon Möbel oder Bücher über Amazon bestellen. Alltägliche Leistungen wie das GwG-konforme Eröffnen eines Kontos oder die Beantragung eines Ratenkredites ist bereits heute bei vorausdenkenden Instituten möglich.

Frank S. Jorga: Ganz wichtig ist es aber auch hier zu betonen, dass wir nicht am Zenit dieser Entwicklung stehen, sondern erst den Silberstreif erreicht haben. Gerade der deutsche Markt hat in den letzten Jahren eine äußert dynamische Entwicklung genommen.

Franz Thomas Fürst (links) und Frank Stefan Jorga (rechts) sind Gründer und Geschäftsführer der WebID Solutions GmbH

Aktuell findet ein Paradigmenwechsel im Banking statt

Der Bank Blog: Wie genau äußert sich diese Entwicklung konkret und worauf beruht diese Trendwende?

Frank S. Jorga: Treiber für den derzeitigen Paradigmenwechsel im Banking und der Finanzbranche sind vor allem die veränderten Bedürfnisse der Kunden. Kunden von heute gehen nativ mit digitalen Medien um, legen Wert auf eine hohe Usability und möchten orts- und zeitunabhängig ihre Finanzen bequem und sicher managen. Genau das erwarten sie nun auch von ihrer Hausbank. Banken und Finanzinstitute müssen entsprechende Leistungen anbieten, wenn sie im Umfeld der Niedrigzinspolitik und einer gestiegenen öffentlichen Skepsis bestehen möchten. Einige sind dabei bereits mit großen Schritten vorangegangen. Wir konnten etwa erst kürzlich mit der Commerz Finanz und anderen Instituten die Qualifizierte Elektronische Signatur (QES) für Finanzprodukte mit Schriftformerfordernis unter GwG-konformen Standards ermöglichen. Das heißt, dass Bankkunden nun z.B. ihren Kreditvertrag vollkommen digital und von jedem mobilen Device aus abschließen können ohne dabei einen Vertrag händisch zu unterzeichnen, einzusenden oder den unterschriebenen Vertrag in die Kamera zu halten. Da die Legitimation bereits im Vorfeld stattfindet, wird das bisherige Verfahren grundlegend revolutioniert und dieser einfache Prozess erheblich vereinfacht und beschleunigt.

Der Bank Blog: Welche weiteren Trends werden sich abzeichnen?

Franz Thomas Fürst: Mobile Payment und Cardless Cash werden künftig vermehrt im Alltag in Erscheinung treten. Es ist bereits heute möglich, den Kompromiss zwischen Komfort und Sicherheit zu gewährleisten, ohne dass Banken in Geräte oder IT investieren müssen. Bankgeschäfte können einfach und schnell von einer App gesteuert werden. Gleichwohl das Bezahlen mittels mobiler Endgeräte in Asien und Nordamerika nichts Ungewöhnliches mehr ist, ist dies zugegebenermaßen in Deutschland noch ein Novum. Spätestens mit der Ankündigung von PayPal, seinen mobilen Bezahldienst auch in Deutschland zu starten, besteht aber auch hierzulande eine nicht unerhebliche Chance für eine Trendwende.

Datenschutz und Datensicherheit stehen an erster Stelle

Der Bank Blog: Wie gehen Sie mit Thema Datensicherheit um?

Franz Thomas Fürst: Datenschutz und Datensicherheit sollten immer an erster Stelle stehen. Uns als Marktführer ist es besonders wichtig, nicht nur die gesetzlichen Standards zu erfüllen, sondern diese sogar zu übertreffen und für neue Ideen der Datensicherheit zu sorgen. Konkret bedeutet das beispielsweise., dass alle bei uns eingehenden Personendaten umgehend mittels technologisch führender Blockverschlüsselungsstandards kodiert werden, so dass diese selbst im Falle eines Angriffs nicht mehr entschlüsselt werden können. Erwartungsgemäß wird der Gesetzgeber den Bereich der Datensicherheit weiter regulieren, sodass sich hier in Kürze die Streu vom Weizen trennen wird.

Sicherheit ist beim Thema „Digitales Banking” oberstes Gebot
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FinTech als Symbiose statt als Konkurrenz

Der Bank Blog: Wie beurteilen Sie die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen FinTechs und stehen diese in Konkurrenz zu klassischen Banken?

Frank S. Jorga: Gerade in den letzten Jahren hat es viel Bewegung am Markt gegeben – das ist richtig. Digitallösungen stehen jedoch nicht zwangsläufig in Konkurrenz mit Bankprodukten, sondern ergänzen diese vielmehr sinnvoll. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass gerade vorausdenkende Finanzinstitute diese Entwicklung als Chance betrachten. Ich sehe unsere Zusammenarbeit mit Finanzinstituten daher vielmehr als eine Art Symbiose.

Der Bank Blog: Inwieweit können innovative FinTechs den Fortschritt der Finanzindustrie befördern?

Franz Thomas Fürst: Banken als auch Nicht-Finanzinstitute müssen mehr vom modernen Kunden her denken. Was zählt, sind schlanke Eröffnungs- und Antragsprozesse, benutzerfreundliche Zahlungssysteme und innovative Konzepte, die einen tatsächlichen Mehrwert im Alltag bieten. Banken können etwa die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, um Innovation zu internalisieren, d.h. für eine ideale Infrastruktur und eine offene Unternehmenspolitik zu sorgen. Als Beispiel wären hier etwa die von der Deutsche Bank einberufene Digitalfabrik oder der von der CreditPlus initiierte Hackathon letzten Jahres zu nennen. Entgegen der allgemeinen Untergangsstimmung sehe ich durchaus, dass auch traditionellere Banker die Chancen von Labs, Hackathons und Kooperationen mit innovativen FinTechs sehen und die Synergien erkennen. Dies ist auch unbedingt notwendig, denn wer heute noch innovative Konzepte starten möchte, der muss auf die Überholspur wechseln. Deshalb werden wir sehen, dass in naher Zukunft auch immer mehr solcher Initiativen ins Leben gerufen werden.

Was mir noch wichtig ist: Als FinTech-Unternehmen reicht es heute nicht, nur gute Ideen zu haben und diese auf einer smarten App abzubilden. Hartnäckigkeit und der Wille sich zu adaptieren sind ebenso elementar wie der visionäre Gedanke. Genau das haben wir 2014 selbst während unserer mehr als einjährigen Verhandlung mit dem Bundesministerium der Finanzen erfahren müssen, bis wir schließlich unsere offizielle Freigabe als Erfinder der Videoidentifizierung vom BMF bekommen haben. Diesen Schritt müssen auch ambitionierte FinTechs wagen. Es gilt, sich zu institutionalisieren und an bestehenden Rahmenbedingungen auszurichten.

Bankberatung muss sich an den Bedürfnissen der Kunden orientieren

Der Bank Blog: Welchen Weg wird die klassische Bankberatung nehmen?

Franz Thomas Fürst: Die Branche befindet sich ganz klar in einem Übergangsprozess, der sich noch lange nicht vollständig vollzogen hat. Auch wenn die Digitalisierung im Banking einem Paradigmenwechsel gleicht: die bestimmende Konstante der Veränderungen sind und bleiben die Bedürfnisse der Kunden. In der Konsequenz heißt das natürlich auch, dass mit den gestiegenen Erwartungen der Anwender auch die Anforderungen an die Privatkundenberater gestiegen sind. Physische Treffen mit dem örtlichen Bankberater werden zusehends seltener werden und ein Großteil der klassischen Bankgeschäfte wird Online stattfinden. Banken werden weniger als alleinige Finanzentitäten wahrgenommen werden, sondern zunehmend als Multiplikatoren, welche die passende Equipe an Beratungsdienstleistungen und Produkten zur Verfügung stellen müssen.

Der Bank Blog: Vielen Dank für das interessante Gespräch.