Zu anhaltenden Niedrigzinsen gesellt sich aktuell hohe Inflation. Damit bestehen besondere Herausforderungen für das Anlagegeschäft institutioneller Kunden. Mit einst sicheren Anlageformen erleiden sie inzwischen hohe Verluste, sofern nicht professionell gegengesteuert wird.

Neue Produkte und neue Risiken für institutionelle Anleger

Niedrigzins und Inflation führen zu neuen Produkten und neuen Risiken für institutionelle Anleger.

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Die Situation im Anlagegeschäft spitzt sich zu. War es über viele Jahre konservativen institutionellen Anlegern möglich, mit europäischen Staatsanleihen – insbesondere Bundesanleihen – die Zielrendite zu erreichen, hat sich dieses Zinsniveau über viele Jahre immer weiter reduziert. Hierdurch rückten zunächst Anlageformen, die im weitesten Sinne unter konservative Segmente zu fassen sind, wie Pfandbriefe und Unternehmensanleihen im Investmentgrade in den Vordergrund.

Durch ein inzwischen zinslos gewordenes Risiko sind sowohl die konservativen institutionellen Anleger als auch deren Aufsichten gefragt, um den zunehmenden Herausforderungen am Kapitalmarkt entgegenzuwirken. Insbesondere treuhänderisch verwaltete Vermögen, die einem besonderen Schutz unterliegen, sind bei Niedrigzinsen in Gefahr, durch vermeintlich „sichere“ Anlageformen an tatsächlicher Substanz zu verlieren. Parallel hierzu wurden von Anlegern, sofern regulatorisch erlaubt, Aktien von meist deutschen oder europäischen Firmen beigemischt. Allerdings ließen sich diese Anlageformen aus unterschiedlichen Gründen meist nur schwer erwerben, weil sie beispielsweise im SGB IV verankert sind oder es sich um Stiftungen und Kirchen handelt.

Investitionen werden internationaler – und komplexer

Haben sich institutionelle Anleger – einer sich bewegenden Regulatorik sei Dank – bereits dafür entschieden, im Aktienmarkt über externe Asset-Manager globaler zu investieren, entdecken viele dieses Instrument auch für den Rentenmarkt. So wurde in diesem Segment zunächst in Covered Bonds und später auch in Unternehmensanleihen investiert, um mit einem gut diversifiziert Portfolio in die Nähe der Zielrendite zu kommen. Denn war es früher eher der deutsche beziehungsweise europäische Markt, weiten sich die Investitionen zunehmend auf Nordamerika, Asien, Australien und Südamerika aus. Dies hat auch Implikationen auf die damit verbundenen Währungen. Denn viele Anlagerichtlinien lassen nur einen beschränkten Anteil an risikobehafteten Investments zu. Prominent zu nennen sind hier Aktien-, Immobilien- und Fremdwährungsquoten.

Durch die zunehmend verschärfte Regulierung der Banken durch Basel III und IV hat der Kapitalmarkt inzwischen Wege gefunden, um Kreditsuchenden eine Möglichkeit zu verschaffen, dies geregelt mit anderen Marktteilnehmern durchzuführen. Je nachdem, ob zum Beispiel für Infrastruktur- oder Immobilieninvestments Eigen- oder Fremdkapital gesucht wird, stehen hier Kapitalsammelstellen als Kreditgeber zur Verfügung, um mit Private-Equity- oder Private-Dept-Geldern Projektentwicklungen mit deutlich höheren, risikoadjustierten Renditen zu begleiten. Diese Investments können somit, trotz eines eher kleineren Anteils in der strategischen Asset Allocation, für einen signifikanten Beitrag sorgen.

Gefragt sind professionelle Risikomanager

Ob man sich nun als konservativer oder erzkonservative Anleger für einen globalen Aktienansatz entscheidet, im Rentenbereich für nachrangige Anleihen und Investments in High-Yields engagiert oder am privaten Kapitalmarkt Eigen- oder Fremdkapital zur Verfügung stellt, diese Investments bedingen immer ein professionelles Risikomanagement.

Da neben der regulierten Form durch Investmentfonds inzwischen auch bilaterale Verträge an der Tagesordnung sind, gilt es hier, sich – ähnlich wie beim Jahresabschluss – situativ Experten an die Seite zu holen, die derartige Aktivitäten bereits seit mehreren Jahren begleiten. Hilfreich bei der Auswahl externer Mandate im alternativen Investmentbereich ist ein mehrstufiger Produktanalyseprozess ebenso wie eine kompetente Begleitung bei Investitionen in Aktien- oder Zinsprodukte. Außerdem werden am Markt auf spezielle Kundengruppen (z. B. SGB-IV-Anleger) ausgerichtete Formate wie Pool-Spezialfonds aufgelegt. Hierdurch kann ein richtlinienkonformes Management gewährleistet werden.

Immobilienquote und Details überprüfen

Eine Überlegung zum Schluss: Bei Investoren, die in den letzten Jahren ihre Immobilienquote gesteigert haben, stellt sich die Frage, ob sich die sorgsame Auswahl im Vorfeld inzwischen in gleichem Maße in der Transparenz des gesamten Immobilienportfolios widerspiegelt. Konkreter: In welchen Ländern, in welchen Segmenten wurde investiert, wie hoch ist die Leerstandquote, wie hoch sind die aktuellen Marktwerte? Hierbei unterstützt die Anleger beispielsweise ein spezielles Immobilienhandbuch.

Die Einschätzung von Volkswirten ist eindeutig: Trotz der aktuell ansteigenden Inflation ist kein risikoloser Zins bei den Zielrenditen prognostiziert. Es gilt also auch weiterhin, sich nach risikoadjustierten Renditen am Kapitalmarkt umzusehen. Dies bedeutet im Rahmen der Regulatorik, sich vermehrt mit alternativen Investments zu beschäftigen.


Der Beitrag erschien ursprünglich als Teil des Jahrbuchs 2021/22 des Vereins Finanzplatz Hamburg e.V.. Das Jahrbuch können Sie hier direkt herunterladen.