Wenn Banken mit externen Dienstleistern in Projekten zusammenarbeiten stellt sich oft die Frage nach dem Umgang mit den unterschiedlichen Methoden der Partner. Aufbauend auf drei Kollaborationsdimensionen lassen sich zielorientierte Modelle einer Zusammenarbeit entwickeln.

Zusammenarbeit zwischen Banken und externen Partnern

Für die Zusammenarbeit mit externen Partnern müssen vernünftige Arbeitsgrundlagen gefunden werden.

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Im ersten Teil des Artikelzweiteilers zur Kollaboration im digitalen Zeitalter wurden die Dimensionen der Zusammenarbeit zwischen Banken und externen Dienstleistern aufgezeigt. Dabei wurden drei Grundfragen einer Zusammenarbeit vorgestellt, über die man sich beim Projektstart einigen sollte:

  1. Die gemeinsame Vision: Welches gemeinsame Ziel leitet das Projekt?
  2. Detaillierte Spezifikationen: Welche Lieferobjekte werden per wann geliefert?
  3. Strukturierte Governance: Wie wird auf das Projekt Einfluss genommen?

Im heutigen zweiten (und abschließenden) Teil werden diese zu drei pragmatischen Kollaborationsmodellen kombiniert.

Das SGV-Dreieck

Bislang wurden die drei Dimensionen „Vision“, „Spezifikation“ und „Governance“ und getrennt betrachtet. Nunmehr werden sie im „SGV-Dreieck“ kombiniert und graphisch veranschaulicht.

  • Die vertikale Achse zeigt die Spezifikationen. Je höher der Wert, desto detaillierter und weiter in die Zukunft werden umzusetzende Funktionen spezifiziert.
  • Die diagonale Achse nach links unten zeigt die Governance. Je höher der Wert, desto organisierter und institutionalisierter findet gegenseitige Einflussnahme zwischen Bank und Partner statt.
  • Die diagonale Achse nach rechts unten bezeichnet die Vision. Je höher dieser Wert, umso deckungsgleicher sind die Visionen bezüglich der zu entwickelnden Lösung.

Das SGV-Dreieck zeigt auf, wie konsistent und strukturiert Projekt-Stakeholder in den drei Dimensionen Spezifikationen, Governance und Vision abgestimmt sind.

Die Werte für die drei Dimensionen werden jeweils als Punkt auf den Achsen dargestellt und daraus ein Dreieck gebildet. Je grösser die Fläche dieses Dreiecks, desto konsistenter und strukturierter sind die beiden Partner im Projekt aufeinander abgestimmt.

Natürlich ist es sowohl illusorisch als auch zu aufwendig in allen drei Dimensionen Perfektion erreichen zu wollen. Oft verunmöglicht allein der enge Zeitplan von Projekten die perfekte Ausgestaltung aller drei Dimensionen.

Jedoch lohnt es sich, ein pragmatisches Optimum zu erreichen. Die im ersten Artikel beschriebenen mitigierenden Maßnahmen, wie auch meine Erfahrungen, zeigen, dass es sich bewährt, sich auf zwei Dimensionen zu konzentrieren. Daraus entstehen drei mögliche Ausprägungen. In Anlehnung an die gleichnamigen Vorgehensmodelle werden diese

  • „Agil“,
  • „Waterfall“ und
  • „Iterativ“ genannt.

Dies bedeutet nicht zwingend, dass die im Projekt der Bank oder der Entwicklung z.B. von IT-Providern verwendeten Vorgehensmodelle die Verwendung des gleichnamigen Zusammenarbeits-Modells nahelegen. Wie in der Folge dargelegt wird, muss das gemeinsame Modell von den beteiligten Stakeholdern gemeinsam festgelegt werden.

Die agile Kollaboration

Das „agile“ Modell legt den Fokus auf die Governance und die Vision.

Die „agile“ Kollaboration ist ausgerichtet auf die Strukturierung der Governance und die Schärfung einer gemeinsamen Vision. Dabei wird die Spezifizierung der Funktionalitäten sowohl bezüglich Detaillierungsgrad als auch bezüglich der Vorzeitigkeit zurückgestellt.

Ihre Vorteile liegen insbesondere in der

  • Reduktion von Grundsatzdiskussionen sowie
  • Klaren Regeln der Einflussnahme.

Nachteile bestehen in einer

  • Schlechten Quantifizierung des Projektfortschritts und
  • Der zeitaufwändigen diskursiven Abstimmung.

Die Waterfall-Kollaboration

Das „Waterfall“-Modell legt den Fokus auf die Governance und die Spezifikation.

Das Vorgehen beim Waterfall-Modell ist ausgerichtet auf die Strukturierung der Governance und die Spezifikation von Funktionalitäten. Die Schärfung der gemeinsamen Vision wird vernachlässigt.

Vorteile liegen insbesondere in der

  • Hohen Messbarkeit & Kontrolle der Zielerreichung sowie
  • Den strukturierten Mechanismen der Einflussnahme.

Nachteile bestehen in

  • Häufigeren Grundsatzdiskussionen und
  • Der Schwierigkeit, die Zielkonformität sicherzustellen.

Die iterative Kollaboration

Das iterative Modell legt den Fokus auf die Spezifikation und die Vision.

Beim iterativen Modell konzentriert sich auf die detaillierte Spezifikation von Funktionalitäten und die Etablierung einer gemeinsamen Vision. Die Governance wird dabei vernachlässigt.

Vorteile liegen insbesondere in der

  • Hohen Messbarkeit und Kontrolle der Zielerreichung und
  • Dem ungestörten Arbeiten der Entwicklung.

Nachteile bestehen in

  • Den hohen fachliche Anforderungen an Entwicklung und
  • Den wenigen Möglichkeiten für Kurskorrekturen

Wie gehen wir vor?

Das Modell muss nicht in jedem Projekt bis ins letzte Detail diskutiert werden, sondern ist pragmatisch anzuwenden. Je nach Setup kennen sich die Stakeholder derart gut, dass die drei Grundlagenfragen aus vorgängigen Projekten bereits geklärt sind und sich weitere Diskussionen erübrigen. Oder das Projekt ist klein und eine fundierte Diskussion und Umsetzung eines der Modelle wäre schlicht eine Überadministration.

Unabhängig davon, ob eines der Modelle angewendet wird oder die Grundlagen implizit bereits geklärt sind, lohnt es sich, die hier vorgestellten Dimensionen und Modelle zu kennen und für zukünftige Projekte im Hinterkopf zu behalten. Das Bewusstsein und die gegenseitige Transparenz darüber, über welche Grundlagen oder welches Modell die Kollaboration gesteuert wird, erleichtert die Zusammenarbeit, macht Chancen und Risiken bewusst und darum besser nutzbar beziehungsweise mitigierbar.