Anzeige

Devisenmärkte: drohender „Regimewandel“

Vor einem Jahr wäre der Andeutung, dass der Yuan dem Dollar, Euro oder anderen europäischen Währungen gegenüber eventuell an Boden verlieren könnte, mit einem unerschütterlichen Unglauben begegnet worden. Die jährliche Aufwertung schien sicher und keine andere Möglichkeit wäre als naheliegend betrachtet worden. Doch nun sind die Devisenmärkte verunsichert.

Abwertung des Yuan verunsichert internationale Devisenmärkte

Die Abwertung des chinesischen Yuan verunsichert die internationalen Devisenmärkte
© Shutterstock

Devisenexperten warnen vor einem „Regimewandel“ im Jahr 2016. Aufgrund einer schwächeren Prognose für den Yuan betrachten wir die möglichen Auswirkungen der kürzlichen Kursschwankungen auf den Devisenmärkten…

Eine unsichere Zukunft

Währungsanalytiker ringen bei ihrem Ausblick auf 2016 mit dem schwierigen Problem, die Zukunft der sich stark abwertenden chinesischen Währung zu bewerten.


Erst vor einem Jahr sagten Berichterstatter eine Aufwertung von 3 bis 4 Prozent im Jahresmittel voraus, doch nun ist die chinesiche Währung, die sich schwer tut, den eigenen Wert dem Dollar gegenüber zu behaupten, ziemlich unbeliebt.

Mit diesem Rätsel konfrontiert, glaubt Christy Tan, Head of Markets Strategy Research der Australischen Nationalbank, dass dem Yuan eine Durststrecke bevorstehe und eine stetige Abwertung immer wahrscheinlicher werde.

Dies, so glaubt Tan, läge an der kontinuierlichen Untätigkeit seitens der Chinesischen Volksbank. Wie sie erklärt:

“Wir fühlen, dass die kürzlichen Kursschwankungen und die entsprechende „Untätigkeit” der PBOC der reale Beginn eines Regime-Umschwungs im Devisenmarkt sein könnten. Starke Eingriffe gehören sicher der Vergangenheit an. Die PBOC muss es dem Yuan ermöglichen, marktorientierter zu sein und starke Eingriffe sind nicht nachhaltig.“

Tan ist nicht die einzige Expertin, die zu Beginn des Jahres 2016 eine Verschlechterung für den Yuan voraussieht. Der Senior Foreign Exchange Stratege des Crédit Suisse, Heng Koon How, schwächte seinen Ausblick für den Yuan am Montag ab, indem er sagte:

„Wir stufen den CNY weiter zurück und sehen mehr Schwächen. Es gibt immer deutlichere Zeichen, die noch weitere zukünfitge Schwächen andeuten.“

Die Untätigkeit der Chinesischen Volksbank

Diese zwar neue, jedoch anhaltende Schwäche des Yuan wurde überwiegend der von der PBOC eingesetzten Strategie zugeschrieben, denn diese blieb auch angesichts des Währungsabfalls untätig.

In der Tat fiel der Yuan in der letzten Woche in Folge von Amerikas Entscheidung, die Zinsraten zu erhöhen, auf ein Vier-Jahrestief, doch die PBOC unternahm nichts, um diesem Trend etwas entgegen zu setzen.

Koon-How führt dies auf das Bestreben zurück, die inländischen Schwächen des Yuan bekämpfen zu wollen. Er erklärt:

„Objektiv gesagt ist ein leichterer Eingriff von der PBOC ein Schritt in die richtige Richtung, nämlich dem schlussendlich langfristigen Ziel eines inländisch frei beweglichen Yuan mit flexiblem, wechselseitigem Handel.“

Mit einem kargen Ausblick für den Yuan im Jahr 2016 könnte es jedoch sein, dass dies langfristig gesehen die richtige Strategie für das Land ist und dass die augenscheinlichen Fehltritte in Wirklichkeit ein genialer Schachzug auf der Finanzebene sind. Dies wird sicher nur die Zukunft zeigen, aber wir sollten sie nicht jetzt schon abschreiben…

Ihnen hat der Beitrag gefallen? Dann teilen Sie ihn gerne in Ihrem Netzwerk

Über den Autor

Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring befasst sich seit über 30 Jahren beruflich mit Banken und Finanzdienstleistern. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Er ist Herausgeber von Der-Bank-Blog.de und hält Vorträge bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

Anzeige

Kommentare sind geschlossen