Es gibt viele gute Gründe, warum Firmen ihren Eigenkapitalanteil erhöhen wollen. Einer ist zum Beispiel ein Kredit. Banken schauen unter anderem auf die Eigenkapitalquote, um das Risikoprofil eines antragstellenden Unternehmens zu überprüfen. Im Zuge von Basel III spielt das eine ganz besondere Rolle, wie auch in den relevanten FAQs des Bundesfinanzministeriums zu lesen ist. Was hinter dem Begriff steckt und welche Vor – und Nachteile der Rückmietkauf (so die deutsche Bezeichnung für Sale-and-lease-back) für Unternehmen hat, soll nun näher beleuchtet werden.

Unternehmensliquidität sicherstellen

Eine Firma braucht Cash. Ohne Liquidität wird sie zahlungsunfähig.

Was ist Sale-and-lease-back?

Sale-and-lease-back bedeutet, dass ein Unternehmen einen Vermögensgegenstand aus dem eigenen Besitz verkauft. Das kann beispielsweise eine Maschine oder eine Immobilie sein. Die Leasinggesellschaft kauft den Vermögenswert und verleast ihn wieder an das Unternehmen.

Der ehemalige Besitzer wird zum Leasingnehmer, der verkaufte Vermögensgegenstand zum Leasingobjekt. Der Leasingnehmer begleicht regelmäßig eine bestimmte Rate an das Leasingunternehmen. Diese Rate umfasst mehrere Bestandteile, die individuell zwischen Leasinggeber und Leasingnehmer zu vereinbaren sind:


  • Kaufpreis
  • Zinsen
  • Risikoaufschlag
  • Gewinnsaufschlag.

Spezielle Leasinggeber für spezielle Leasinggüter

Wenn ein Unternehmen sich dazu entscheidet, Vermögensgegenstände zu verkaufen, sollte es sich ein spezialisiertes Leasingunternehmen suchen. Wer eine Immobilie veräußern und zurück leasen will, wählt ein auf Immobilien spezialisiertes Sale-and-lease-back Unternehmen. Stille Reserven wie Immobilien sind ein probates Mittel, um ein Unternehmen langfristig mit Kapital zu versorgen.

Dr. Charlotte Brigitte Looß erläutert in ihrem Fachbeitrag „Liquiditätsbeschaffung durch Sale-and-Lease-back von Immobilien“ den grundsätzlichen Umgang mit dieser Finanzierungsoption. Sie zitiert eine Aussage der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba): „Die Transaktionskosten stehen bei geringeren Immobilienwerten für den Leasingnehmer nicht mehr in vernünftiger Relation zum Finanzierungsumfang.“ Eine Immobilie eignet laut Helaba erst ab einem Wert von 3 bis 5 Millionen Euro für ein solches Finanzierungsgeschäft. Eine weitere Crux ist, dass sich eine Immobilie nicht so schnell veräußern lässt. Sie ist für vorausschauend denkende und planende Unternehmer allerdings eine Option.

Sale-and-rent-back für betriebliche und private Pkws

Ein PKW hingegen bringt sofort Bargeld. Bei akuten Liquiditätsproblemen kleineren Maßstabs ist er deshalb eine gute Wahl und das auch für Privatpersonen. Wer sein Fahrzeug veräußert, schließt in der Regel einen Sale-and-rent-back Vertrag. Im Unterschied zum Sale-and-lease-back Vertrag wie bei Immobilien, ist der Verkauf des Vermögensgegenstandes endgültig besiegelt.

Firmenwagen lassen sich mit Sale-and-lease-back zu Geld machen und trotzdem weiter nutzen.

Mit Blick auf den Werteverfall des Fahrzeugs ist das für alle Beteiligten sinnvoll. Im Prinzip lässt sich der Pkw über einen spezialisierten Anbieter innerhalb weniger Stunden veräußern. Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • Das Unternehmen wird kurzfristig mit Geld versorgt.
  • Das Verfahren ist unkompliziert und unbürokratisch.
  • Ein Teil der Kosten lässt sich steuerlich absetzen (Zinsen und Gebühren, gegebenenfalls Mietkosten).
  • Der auszahlbare Betrag orientiert sich am Zeitwert des Fahrzeugs.
  • Die Vertragslaufzeiten lassen sich individuell abstimmen.

Wie wirkt sich ein Sale-and-lease-back Verfahren betriebswirtschaftlich aus?

Um darzustellen, welche betriebswirtschaftlichen Auswirkungen das Sale-and-lease-back Verfahren hat, soll ein Beispiel aus der Welt der Immobilien dienen. Es lässt sich analog auch auf andere Vermögensgegenstände wie Pkws und Maschinen anwenden.

Beispiel: Eine Firma veräußert eine Lagerhalle, die zum 31.12.2016 einen bilanziellen Buchwert von 5 Millionen € aufweist. Der Verkaufspreis beläuft sich auf 7 Millionen €. Das Unternehmen erzielt damit einen Ertrag in Höhe von 2 Millionen €, der ertragssteuerlich berücksichtigt werden muss. Weitere betriebswirtschaftliche Auswirkungen sind:

  • die Liquidität erhöht sich um 7 Millionen €
  • der Wert des Anlagevermögens sinkt um 5 Millionen €

Falls der erzielte Verkaufspreis von 7 Millionen € genutzt wird, um Verbindlichkeiten auszugleichen, vermindert sich die Bilanzsumme. Gleichzeitig steigt die Eigenkapitalquote.

Für die Zeit der Leasingdauer belasten die Leasingraten die Liquidität. Denn im Gegensatz zu den Abschreibungen, die bislang für die Immobilie mindernd geltend gemacht werden konnten, mindern Leasingraten nicht nur den Gewinn, sondern schränken die Liquidität gleichzeitig ein.

Vorteile und Nachteile für das Unternehmen im Überblick

Der beschriebene Finanzierungsweg birgt verschiedene Vorteile und Nachteile.

Die Nachteile sind schnell erklärt.

  • Generell ist ein Leasinggeschäft mit vergleichsweise hohen Kosten verbunden. Leasingraten übersteigen in der Regel den Wert, den das Unternehmen mit einem fremdfinanzierten Kauf eines Leasingguts leisten würde.
  • Leasingnehmer zahlen dem Leasinggeber neben den Raten außerdem Geld für Versicherungen, Instandhaltung und Reparaturmaßnahmen.
  • Leasingverträge lassen sich nicht kündigen, die Leasingrate wird zur Fixkostenposition.
  • Der Leasinggeber kann den Vertrag fristlos kündigen, wenn Zahlungsverzug entsteht.
  • Da das Wirtschaftsgut im Besitz des Leasingunternehmens ist, profitiert der Unternehmer als Leasingnehmer nicht mehr von möglichen Wertsteigerungen. Besonders mit Blick auf Immobilien ist das ein Nachteil.

Um den zuletzt genannten Punkt der fehlenden Anteilnahme an einer Wertsteigerung zu begegnen, sollten Unternehmer folgendes bedenken: Nach Ablauf des Vertrags hat der Leasingnehmer in der Regel die Option, die Immobilie wieder zu kaufen. Der Preis für die Immobilie ergibt sich aus dem Marktwert, der zu dem Zeitpunkt des Wiedererwerbs gilt. Unternehmer sollten bei Vertragsabschluss darauf bestehen, eine Kaufoption zu verhandeln, die dem steuerlichen Restbuchwert entspricht. Dann hängt der Unternehmer nicht vom volatilen Markt ab.

Firmengebäude stellen stille Reserven dar.

Die Vorteile, die ein Sale-and-lease-back Geschäft bietet, lassen sich ebenfalls kompakt zusammenstellen.

  • Durch den Verkauf eines Vermögensgegenstands lässt sich kurz-, mittel- oder langfristig Kapital freisetzen.
  • Der Leasingnehmer hat weiterhin die Möglichkeit, bei gesteigerter Liquidität den Gegenstand weiter zu benutzen. Das ist besonders interessant bei Pkws und Maschinen, aber auch Immobilien sind davon betroffen.
  • Im direkten Vergleich zu einem klassischen Bankdarlehen hat der Unternehmer den Vorteil, dass er keine weiteren Sicherheiten stellen muss. Die Bonität des Unternehmens bleibt erhalten.
  • Der Unternehmer erhält aufgrund der gleich bleibenden monatlichen Leasingraten Planungssicherheit.

Sale-and-lease-back oder Sale-and-rent-back: In welcher Situation sind die Verfahren sinnvoll?

In erster Linie eignen sich die Verfahren für Unternehmen, die ihr gebundenes Kapital mobilisieren wollen. Die Gründe sollen einmal gebündelt vorgestellt werden.

  • Am häufigsten entscheiden sich Unternehmen zu einem der Verfahren, um ihre Liquidität zu stärken.
  • Unternehmen entscheiden sich zu diesem Schritt, um ihr Wachstum zu finanzieren. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen bekommen nicht immer günstige Kredite von ihrer Bank und weichen deshalb aus.
  • Der dritte Grund ist die Kreditwürdigkeit. Wer Anlagevermögen veräußert, stärkt die Eigenkapitalquote und die Liquiditätskennzahl, was unterm Strich in einer guten Bonität mündet. Vor diesem Hintergrund lassen sich bei Kreditverhandlungen günstigere Finanzierungskonditionen vereinbaren.