Künstliche Intelligenz verspricht Finanzinstituten enorme Chancen – doch viele kämpfen mit der Umsetzung. Insbesondere die Skalierung ist mit Herausforderungen verbunden, und es gibt spezifische Risiken, die für Führungskräfte von besonderer Relevanz sind.

Künstliche Intelligenz (KI) und Generative KI sind zentrale Themen auf der Agenda von Bankmanagern.
Künstliche Intelligenz (KI) und generative KI (GenKI) versprechen Banken mittelfristig neben Produktivitätsgewinnen auch das Erschließen von neuen Wachstumspotenzialen. Doch die Implementierung und vor allem Skalierung der sich schnell weiterentwickelnden Technologien ist komplex und herausfordernd. Das zeigt eine neue Studie von EY zum Einsatz von GenKI in europäischen Finanzinstituten.
Investitionen in GenKI spielen demnach weiterhin eine zentrale Rolle für europäische Finanzunternehmen. 72 Prozent der Führungskräfte planen, ihre Ausgaben in den nächsten sechs bis zwölf Monaten zu erhöhen. Während einige Finanzinstitute große Fortschritte bei der Einführung von KI gemacht haben und echte Vorteile sehen, kämpfen viele noch damit, Schritt zu halten.
Viele Finanzinstitute noch in der Experimentierphase
Zahlreiche Finanzinstitute haben Künstliche Intelligenz (KI) und Generative KI bereits in ihre Betriebsabläufe integriert, bisher primär um Produktivitäts- und Effizienzsteigerungen zu erzielen. Allerdings schätzen sich nur 9 Prozent der Befragten in Europa als führend in diesem Bereich ein.
Obwohl die Ambitionen der Führungskräfte für ein stärker KI-gestütztes Geschäft hoch sind und 28 Prozent angeben, die Einführung von KI im letzten Jahr insgesamt beschleunigt zu haben, befinden sich die meisten Unternehmen, insbesondere im Hinblick auf GenKI, noch in frühen, experimentellen Phasen.
Die Umfrage zeigt, dass nur 31 Prozent der Institute glauben, mit der Integration von KI auf Kurs zu sein. Lediglich 11 Prozent der Führungskräfte geben an, dass ihr Unternehmen auf bevorstehende KI-Regulierungen vorbereitet ist. Obwohl 78 Prozent aller Befragten anerkennen, dass die Belegschaft nur eine begrenzte bis gar keine Erfahrung mit den neuesten GenKI-Technologien hat, haben nur 25 Prozent der Befragten in Europa neue Schulungs- und Weiterbildungsprogramme eingeführt. 60 Prozent befinden sich noch in der Planungsphase.
KI verändert Rollen – Weiterbildung hinkt hinterher
66 Prozent der befragten Führungskräfte glauben, dass im kommenden Jahr ein Viertel der aktuellen Stellen im europäischen Finanzdienstleistungssektor durch die fortschreitende Integration von KI betroffen sein könnten. 93 Prozent der Führungskräfte geben an, dass 10 Prozent der Rollen überflüssig werden könnten. Dennoch haben nur 25 Prozent der befragten Finanzinstitute in Europa ein etabliertes Schulungsprogramm. 43 Prozent befinden sich noch in der Anfangsphase der Planung, und 29 Prozent bestätigen, dass sie derzeit keine Schulungsprogramme haben.
59 Prozent der Führungskräfte nehmen an, dass KI-Technologien einen signifikanten oder sogar transformativen Einfluss auf die Aufgaben und Rollen von neuen Mitarbeitern haben werden. Trotz dieser Einschätzung planen nur 24 Prozent der Führungskräfte, Einstiegsfunktionen und deren Verantwortlichkeiten umzugestalten, und lediglich 25 Prozent beabsichtigen, KI-Schulungen in ihre Programme für Hochschulabsolventen zu integrieren. 35 Prozent der Befragten geben an, bislang keine Maßnahmen ergriffen zu haben, um potenzielle Auswirkungen der KI-Integration auf die junge Belegschaft auszugleichen.
Nachfrage nach KI-Talenten steigt deutlich
Der Geschäftsbereich mit der höchsten Nachfrage nach KI-Talenten ist mit 54 Prozent die Datenwissenschaft und Innovation. Auf Platz zwei stehen bei den Befragten die Back-Office-Operations (46 Prozent), gefolgt von der Informationstechnologie (40 Prozent).
Auf die Frage nach den wichtigsten Eigenschaften, die Unternehmen bei der Rekrutierung von Nachwuchstalenten für eine KI-gestützte Belegschaft suchen, kristallisieren sich im europäischen Finanzdienstleistungssektor die folgenden drei Attribute am häufigsten heraus:
- Anpassungsfähigkeit (77 Prozent),
- eine innovative und experimentierfreudige Denkweise (70 Prozent) sowie
- die Fähigkeit zur Zusammenarbeit und zum Arbeiten außerhalb des eigenen Bereichs (44 Prozent).
In diesem Jahr zählt technisches Know-how mit 34 Prozent nicht mehr zu den obersten Prioritäten.
Herausforderungen bei Integration und Regulierung
Mit Fokus auf GenKI bleiben die beiden größten Bedenken der Führungskräfte bei der Integration der Technologie die gleichen wie im letzten Jahr. 56 Prozent der Führungskräfte nennen ein begrenztes Verständnis und mangelnde Erfahrung mit GenKI-Anwendungen sowie deren Auswirkungen auf die Belegschaft als größte Herausforderung. An zweiter Stelle steht mit 38 Prozent die Unsicherheit über bestehende und kommende regulatorische Auswirkungen. Auf Platz drei folgt mit 35 Prozent die Geschwindigkeit der Entwicklung von GenKI im Vergleich zum eigenen Tempo bei der Integration der Technologie in das Unternehmen.
Im Hinblick auf die breitere KI-Landschaft geben nur 11 Prozent der Führungskräfte an, dass ihr Unternehmen vollständig auf kommende Regulierungen vorbereitet ist. 70 Prozent sagen, ihr Unternehmen sei nur eingeschränkt oder teilweise vorbereitet.
Ethische Bedenken bei GenKI bleiben hoch
Im Zusammenhang mit generativer KI äußern Führungskräfte weiterhin Bedenken hinsichtlich ethischer Fragen. Als Hauptsorge bei der Einführung von GenKI im Jahr 2024 wurde die Qualität der Ergebnisse von 56 Prozent genannt, gefolgt von Transparenz und Nachvollziehbarkeit (54 Prozent), Datenschutz (53 Prozent) sowie der potenziellen Gefahr von Diskriminierung, Voreingenommenheit und mangelnder Fairness (47 Prozent).
Um mögliche ethische Implikationen bei der Integration von GenKI zu bewältigen, geben 14 Prozent der Befragten an, dass sie bereits eine umfassende KI-Ethik-Regelung eingeführt haben, während weitere 31 Prozent sich in der Anfangsphase der Entwicklung befinden. 25 Prozent der Befragten erklären jedoch, dass ihr Unternehmen noch keine KI-Ethik-Regeln entwickelt habe, aber damit starten werde, und 24 Prozent haben keine Pläne.
Governance und Kontrolle rücken in den Fokus
Finanzinstitute, die KI einsetzen, müssen sich aktiv mit den Auswirkungen dieser Nutzung auf ihr Risikoprofil auseinandersetzen und ihre Governance, ihr Risikomanagement und ihre Kontrollsysteme entsprechend ausrichten. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch eine klare Trennung zwischen der Entwicklung von KI-Anwendungen und der unabhängigen Überprüfung.