Wo steht die deutsche Wirtschaft beim Metaverse?

Wenig Euphorie in Bezug auf immersive Technologien

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Ist das Metaverse nur ein weiterer Technologie-Hype, der schnell vorüberzieht oder steckt wirtschaftliches Potential dahinter? Eine aktuelle Studie hat die Einstellung der deutschen Wirtschaft erfragt. Diese scheint zwiegespalten.

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Das Metaverse ist eine digitale, immersive Umgebung, in der Menschen über Virtual- und Augmented-Reality-Technologien interagieren, arbeiten und spielen können. Es verbindet physische und virtuelle Welten zu einer nahtlosen, gemeinsamen Erfahrung, oft durch Avatare dargestellt. Vor allem Technologieunternehmen und Entwickler sehen im Metaverse großes Potenzial für neue Geschäftsmodelle, soziale Interaktionen und innovative digitale Inhalte.

Die deutsche Wirtschaft und das Metaverse

Doch wie stehen deutsche Unternehmen zum Metaverse? Der Digitalverband Bitkom hat dies in einer Studie untersucht. Sie zeigt, zeigt, dass deutsche Unternehmen dem Metaverse gegenüber eher zurückhaltend eingestellt sind. 32 Prozent der Befragten sehen es als wichtige Zukunftstechnologie, während 62 Prozent der Ansicht sind, es handle sich um einen Hype, der vorübergeht. Für 47 Prozent ist das Metaverse kein Thema und wird es auch in Zukunft nicht werden.

Nur 9 Prozent der Befragten geht davon aus, dass das Metaverse Wirtschaft und Gesellschaft in den nächsten zwei bis fünf Jahren spürbar verändern wird. 23 Prozent rechnen damit in den nächsten sechs bis zehn Jahren. 37 Prozent erwarten Veränderungen frühestens in zehn Jahren und 26 Prozent nie.

Unsicherheit und fehlendes Verständnis beim Metaverse

Zugleich herrscht beim Thema viel Unsicherheit. 20 Prozent sehen das Metaverse als Chance, 17 Prozent als Risiko. 27 Prozent haben dazu keine Meinung. 10 Prozent der Unternehmen sehen im Metaverse eine Bedrohung für ihr Geschäftsmodell, während 15 Prozent ihre Existenz dadurch gefährdet sehen. 37 Prozent glauben, dass das Metaverse keinen Einfluss auf das eigene Unternehmen haben wird.

Viele haben allerdings Schwierigkeiten, das Konzept des Metaverse vollständig zu erfassen. 86 Prozent der Unternehmensverantwortlichen geben an, dass es ihnen schwerfällt, die Entwicklungen nachzuvollziehen. 76 Prozent empfinden es als verwirrend, dass so viele verschiedene Anwendungen unter dem Begriff Metaverse zusammengefasst werden. Zudem fällt es 60 Prozent schwer, sich das Metaverse überhaupt vorzustellen. 19 Prozent der Befragten verspüren sogar Angst in Bezug auf das Metaverse.

Kaum Interesse am Metaverse

23 Prozent der Befragten stehen dem Metaverse interessiert und aufgeschlossen gegenüber, 24 Prozent sind kritisch und lehnen es ab. Die größte Gruppe ist noch unentschieden (43 Prozent).

Konsequenterweise haben sich auch erst 13 Prozent mit dem Einsatz von Metaverse-Technologien im eigenen Unternehmen beschäftigt. Weitere 9 Prozent der Unternehmen haben immerhin fest vor, sich mit dem Metaverse zu beschäftigen und 26 Prozent möchten das zumindest für die Zukunft nicht ausschließen.

Kein Wunder, dass bei den Investitionen Zurückhaltung angesagt ist. Im vergangenen Jahr haben nur 2 Prozent der Unternehmen in das Metaverse investiert, praktisch keines noch früher. In diesem Jahr wollen bereits 6 Prozent Investitionen ins Metaverse tätigen, 2025 planen dies 9 Prozent und nach 2025 rechnen 22 Prozent mit eigenen Metaverse-Investitionen. 83 Prozent wollen zunächst beobachten, welche Erfahrungen andere Firmen mit dem Metaverse sammeln, bevor sie selbst aktiv werden.

Potentiale des Metaverse

In der Industrie kann das Metaverse Prozesse optimieren, Ressourcen schonen, die Sicherheit erhöhen und die Wertschöpfung steigern. Für 44 Prozent der Befragten ist der größte Vorteil eine verbesserte Zusammenarbeit im Unternehmen. 43 Prozent sehen im Metaverse Potential zur Entwicklung neuer Produkte oder Dienstleistungen, während 12 Prozent die Anpassung bestehender Angebote hervorheben. 39 Prozent schätzen die Möglichkeit, auf neue Weise mit Kunden zu interagieren, und 15 Prozent sehen darin Zugang zu neuen Kundengruppen. 36 Prozent glauben, dass das Metaverse einen nachhaltigeren Ressourceneinsatz fördert, 29 Prozent erkennen mehr Effizienz in Arbeitsprozessen und 19 Prozent in Produktionsprozessen. Für 11 Prozent trägt das Metaverse zu einem besseren Unternehmensimage bei.

Chancen des Metaverse für das eigene Unternehmen

In Bezug auf das eigene Unternehmen weckt das Metaverse als Marktplatz das größte Interesse. So finden 45 Prozent der Unternehmen den Verkauf von Produkten im Metaverse interessant, im Vergleich zu 35 Prozent vor zwei Jahren. Produktpräsentationen sind für 44 Prozent von Bedeutung (2022: 39 Prozent), und 41 Prozent sehen eine virtuelle Firmenrepräsentanz als relevant an (2022: 44 Prozent). Etwa 27 Prozent zeigen Interesse an digitalen Zwillingen für die Produkt- und Prozessentwicklung, 12 Prozent könnten Dienstleistungen im Metaverse anbieten, und 6 Prozent erwägen Konzerte oder kulturelle Veranstaltungen dort zu organisieren.

Das Interesse an der Nutzung des Metaverse für die interne Zusammenarbeit ist nach dem Ende der Corona-Pandemie deutlich gesunken. Nur noch 37 Prozent interessieren sich für virtuelle Meetings (2022: 44 Prozent), 32 Prozent für Mitarbeiterschulungen (2022: 44 Prozent), 23 Prozent für Rekrutierung (2022: 28 Prozent), 21 Prozent für Teambuilding-Events (2022: 41 Prozent) und 15 Prozent für das Onboarding neuer Mitarbeiter (2022: nicht abgefragt).

Herausforderung rund ums Metaverse

Die größte Herausforderung im Zusammenhang mit dem Metaverse sehen Unternehmen in einem wahrgenommenen Mangel an praktischen Anwendungen (76 Prozent), im Vergleich zu 66 Prozent vor zwei Jahren. 43 Prozent erkennen keinen Nutzen für das eigene Unternehmen, und 14 Prozent investieren bereits in andere Zukunftstrends.

Auch in technischer Hinsicht bestehen Bedenken: 73 Prozent halten die Technologie für noch unausgereift, 55 Prozent bemängeln fehlende Standardisierung, und 10 Prozent finden keine externen Dienstleister.

Zudem gibt es regulatorische Hürden: 67 Prozent beklagen Datenschutzanforderungen, 44 Prozent rechtliche Unsicherheiten und einen unklaren Rechtsrahmen, während 36 Prozent die Anforderungen an die IT-Sicherheit problematisch finden.

Auch intern gibt es Hindernisse: In rund der Hälfte der Unternehmen fehlt es an Know-how (52 Prozent) und qualifiziertem Personal (46 Prozent). Darüber hinaus fehlen 17 Prozent der Unternehmen finanzielle Mittel oder Zeit, sich mit dem Thema zu beschäftigen.

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Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

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