Was bedeutet generative KI für die neue Arbeitswelt?

Veränderungen bei Prozessen, Mitarbeitern und Führung

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Viele Finanzinstitute, wie die Sparkassen mit dem S-KIPiloten, nutzen bereits generative KI. Trotz des verbreiteten Einsatzes sind die Fortschritte bisher gering. Bei Einführung und Ausbau kommt es auf mehr an als nur die Bereitstellung der Technologie.

GenKI verändert Prozesse, Mitarbeiter und Führung

Die Auswirkungen von generativer KI auf Arbeit und Führung.

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Stellen wir uns einmal vor, wir sitzen in einem Meeting und das Protokoll erstellt sich in Echtzeit wie von Zauberhand. Fragen zu Zahlen und Daten werden nicht nur sofort analysiert, sondern gleichzeitig visualisiert. Science-Fiction oder bald flächendeckende Realität?  Es gibt keine spezifische Zahl darüber, wie viele Banken in Deutschland generative KI tatsächlich produktiv einsetzen. Doch die Liste derjenigen Institute, die ihren Mitarbeitern den Zugriff ermöglichen, wird von Tag zu Tag länger.

Das hat einen guten Grund. Nach einer Studie von Upwork erwarten 96 Prozent der obersten Führungsriege durch den Einsatz von KI einen deutlichen Produktionsschub. Allerdings scheint es bei der Umsetzung ein paar Hürden zu geben. Denn gleichzeitig berichten 77 Prozent der befragten Arbeitnehmer, dass sich durch die Nutzung von KI ihre Arbeitsbelastung erhöht habe. Und fast die Hälfte (47 Prozent) der Angestellten gibt an, nicht zu wissen, wie überhaupt eine Produktivitätssteigerung zu erreichen sei.

Erfolgreiche Einführung von KI: Mehr als Freischalten und ein Prompting-Video!

In einem Interview betonte der Stanford-Professor Erik Brynjolfsson: „Eines der Dinge, die wir gelernt haben ist, dass eine großartige Technologie allein nicht ausreicht. Was man wirklich braucht, ist ein Update der Geschäftsprozesse, eine Umschulung der Mitarbeiter und manchmal sogar eine tiefgreifende Veränderung der Geschäftsmodelle und der gesamten Organisation“.

Aus diesem Grund sollte am Anfang eine KI-Strategie formuliert werden, auf deren Basis die zukünftige Aufstellung des Unternehmens definiert wird. Daraus leitet sich dann zusammen mit einer Datenstrategie die Auswahl des KI-Modells ab.

KI-Strategie und Mitarbeiterbefähigung

Generative KI im Arbeitsumfeld ist nur so gut wie die Strategie und der Prozess zur Einführung, die sie begleiten.

Mitarbeiter als entscheidender Faktor

Der entscheidende Faktor sitzt aber nicht im Computer sondern davor: Die Mitarbeiter. Und die sind sehr unterschiedlich gegenüber dem Gebrauch von KI eingestellt und wollen eigens abgeholt werden. Dabei lassen sich die folgenden drei Gruppen unterscheiden:

Die Begeisterten

Sie sehen vor allem die Arbeitserleichterung. Gleichzeitig unterschätzen sie jedoch die Risiken und die Verantwortung. Denn die Bequemlichkeit kann gerade dazu führen, dass schlechtere Ergebnisse erzielt werden, weil der Einsatz von KI nicht für alle Anwendungsfälle gleichermaßen geeignet ist.

Die Ängstlichen

Sie sehen in der neuen Technik eine Bedrohung für ihren Arbeitsplatz. Zwar sinkt die Anzahl, doch in den vorliegenden Studien beträgt der Anteil immer noch zwischen 30 Prozent und 50 Prozent. Durch Aufklärung über den Einsatz können diese Befürchtungen weiter reduziert werden. Es wird niemand begeistert sein und mithelfen, seinen eigenen Arbeitsplatz zu automatisieren. Jeder hat jedoch Interesse daran, seine Aufgaben schneller, effektiver und produktiver (durch KI) zu erledigen.

Die Technikaversen

Sie weisen eine deutlich geringere Nutzungsquote als der Durchschnitt auf. In einer Untersuchung an der University of Chicago nutzten Frauen ChatGPT am gleichen Arbeitsplatz 20 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Interessant ist allerdings, dass dieser Gender-Gap aufgehoben und sogar zum Teil umgedreht werden konnte, wenn im Training entsprechende Vorteile aufgezeigt wurden, weil die weiblichen Teilnehmer empfänglicher für Schulungen waren.

Empfehlungen für die Einführung von generativer KI

Als Quintessenz der verschiedenen Studien lassen sich als Maßnahmen ableiten:

  • Umfassende Schulungen während der Arbeitszeit für alle Mitarbeitern,
  • Verschiedene Befähigungskonzepte für die unterschiedlichen Zielgruppen,
  • Entwicklung einer gemeinsamen Vision für den Einsatz von KI,
  • Interdisziplinäre Aufstellung der IT-Teams zur Erhöhung der Partizipation,
  • Einsatz von Multiplikatoren oder Mentoren zur nachhaltigen Begleitung.

Neben der Theorie ist die Praxis entscheidend. Durch die Anregung zum Ausprobieren und das gemeinsame Entwickeln von Use Cases kann der regelmäßige Einsatz gefördert werden. Dadurch wird die Akzeptanz deutlich gesteigert, was die BCG Studie „AI at work“ unterstreicht.

So plausibel die Erfordernis des Wissensaufbaus sein mag, so wenig scheint sich die Notwendigkeit bei den Führungskräften bislang durchgesetzt zu haben. Nur 40 Prozent der Vorgesetzten sehen ein Upskilling als erforderlich an. Gleichzeitig fühlen sich mehr als drei Viertel der Arbeitnehmer nach einer KI-Schulung sicherer im Einsatz, belegen Researchergebnisse des Oliver Wyman Forums.

Neue Technik bedarf neuer Führungskompetenzen

Für den Start und die Einführung generativer KI ist ein Top-Down-Ansatz am geeignetsten. Die klare Vorgabe einer Richtung und einer Strategie verdeutlicht die Bedeutung und erleichtert die Kommunikation. Daneben ergeben sich geänderte Anforderungen:

Neue Denkweise „AI First”

KI ist mehr als ein neues Office-Tool. Deswegen ist die ganzheitliche Sichtweise auf alle Prozesse wichtig. Dies kann dadurch erreicht werden, indem vor jeder Aufgabe gefragt wird: „Wie kann uns KI dabei unterstützen?“ und „wie kann KI ein Teil der Lösung darstellen?“

Change-Management

Anstatt Prozesse einfach nur zu automatisieren und Stellen abzubauen, steht die Erweiterung der Fähigkeiten der Mitarbeiter im Vordergrund. Die Begleitung der Weiterqualifizierung und der Neuaufstellung der Prozesse stellt hohe Ansprüche an die Kommunikation.

Ethik

KI wirft neue ethische und gesellschaftliche Fragen auf, deren Dimension zu verstehen und durch Regeln und Standards hinsichtlich Daten, Bias und Transparenz zu begleiten ist. Ergänzend bedarf es Festlegungen, ab wann und wie oft der Mensch einzubinden ist (Human-in-the-Loop).

Endgültiger Abschied vom Mikromanagement

Die KI ist besser geeignet Mitarbeiter zu unterstützen, zu coachen und zu verbessern. Insofern ist zu akzeptieren, dass die Verantwortung immer mehr bei den Mitarbeitern liegt.

Veränderungen kommen nicht von alleine

Aufgrund der Einfachheit der Bedienung ist die Verlockung groß, für die Einführung nur den Zugriff auf einen Chatbot zu erlauben und ein paar Regeln aufzustellen. Wenn jedoch wirkliche Veränderungen im ganzen Unternehmen erzielt werden sollen, ist die Einführung oberste Managementaufgabe. Ansonsten wird es nicht gelingen, alle Mitarbeiter mitzunehmen sowie eine durchgehende Mitarbeiterbefähigung und eine umfassende Transformation zu erreichen.

Über den Autor

Alexander Naumann

Alexander Naumann ist Prokurist und Bereichsleiter u.a. für die KI-Entwicklung bei der 1822direkt, der Online-Tochter der Frankfurter Sparkasse. Der Bankkaufmann, Wirtschaftswissenschaftler und Dozent bildet sich gerne in neuen Themen wie Design Thinking oder Programmiersprachen weiter, um Trends aufgreifen und Innovationen mitgestalten zu können.

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