Die neue EU-Richtlinie zu Instant Payments verpflichtet Kreditinstitute zu erhöhten Sicherheitsmaßnahmen für Überweisungen in Echtzeit. Einer Umfrage zufolge ist dazu jedoch nur jede zweite Bank in der Lage.

Kreditinstitute stehen vor neuen Herausforderungen durch die Sicherheitsanforderungen der EU-Richtlinie zu Instant-Payments.
Die deutschen Banken bewegen sich in einem hochregulierten Markt, der strenge Sicherheitsstandards und eine zunehmende Innovationsfähigkeit im Bereich IT und Datenverarbeitung verlangt. Ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung ist die geplante dritte Zahlungsdiensterichtlinie der EU (PSD3).
Eine zentrale Vorgabe der PSD3 betrifft die Verifizierung von Zahlungsempfängern: Banken müssen vor einer Überweisung einen Abgleich zwischen dem Namen des Empfängers und der IBAN durchführen („Verification of Payee“ oder „IBAN Name Check“). Ziel ist es, Betrug zu verhindern und das Vertrauen der Nutzer in SEPA-Überweisungen zu stärken.
Derzeit sind allerdings nur 52 Prozent der deutschen Banken in der Lage, Daten nahezu in Echtzeit zu verarbeiten. Weitere 31 Prozent planen, diese Fähigkeit innerhalb der nächsten zwölf Monate aufzubauen, wie eine Umfrage des AI Data Cloud-Unternehmens Snowflake zeigt.
Datenverarbeitung und unstrukturierte Informationen
Die Bankenbranche ist stark geprägt durch die Speicherung großer Mengen unstrukturierter Daten, wie PDFs von Darlehensverträgen, E-Mails oder Call-Center-Aufzeichnungen. Unstrukturierte Daten machen schätzungsweise 80 bis 90 Prozent aller Unternehmensdaten aus. Allerdings gibt es in der Verarbeitung und Kollaboration dieser Daten noch erheblichen Optimierungsbedarf.
Laut der Umfrage konzentrieren sich 60 Prozent der Banken darauf, ihre Daten zu strukturieren, um interne Prozesse zu verbessern oder neue zu entwickeln. 54 Prozent verfolgen zudem das Ziel, Daten zu monetarisieren. Besonders wichtig ist jedoch die Datenzusammenarbeit: 66 Prozent der Banken priorisieren das sichere Teilen von Informationen mit Finanzinstitutionen, Behörden und anderen Interessengruppen.
Defizite bei der Datenkollaboration und interne Herausforderungen
Trotz dieser strategischen Ziele bestehen nach wie vor erhebliche Defizite. Nur 51 Prozent der Banken können derzeit Daten von externen Quellen in ihre Prozesse integrieren, und nur 43 Prozent sind in der Lage, ihre eigenen Daten sicher und strukturiert mit externen Partnern zu teilen. Auch intern zeigt sich Optimierungspotenzial: Lediglich 48 Prozent der Banken können Daten innerhalb ihrer Organisation effizient nutzen und teilen.
Diese Schwächen wirken sich insbesondere auf Bereiche wie Portfoliomanagement und Investmentanalysen aus, wo eine umfassende Datenbasis essenziell ist. Darüber hinaus könnte eine verbesserte interne Datenkollaboration im Vertrieb und Marketing die Kundenansprache präzisieren und die Erfolgsmessung optimieren.
Geplante Verbesserungen und Fokus auf Dateninfrastruktur
Um die Herausforderungen zu bewältigen, streben Banken in den nächsten zwölf Monaten signifikante Verbesserungen an. 29 Prozent der Institute planen, ihre internen Fähigkeiten zur Datenfreigabe auszubauen, während 36 Prozent die externe Weitergabe von Daten optimieren möchten. Verbesserte Datenaustauschprozesse sollen insbesondere bei Instant Payments, die eine Echtzeit-Koordination erfordern, reibungslose und sichere Transaktionen ermöglichen.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Optimierung der Dateninfrastruktur. Immer mehr Banken setzen auf Cloud- und Datenlösungen, um ihre Effizienz und Sicherheit zu steigern.
Einsatz von Cloud-Lösungen und Sicherheitsbedenken
Aktuell nutzen 60 Prozent der Finanzinstitute Datenplattformen zur Konsolidierung in der Cloud, während 58 Prozent externe Datenlösungen implementieren. Zudem setzen 57 Prozent Cloud-Anwendungen ein, um Datenmigration zu erleichtern. Bei der Wahl der Cloud-Typen bevorzugen 61 Prozent der Banken Private Clouds, gefolgt von Public Clouds, die von 59 Prozent genutzt werden.
Im Durchschnitt arbeiten Banken mit zwei Cloud-Providern zusammen. Marktführer sind Microsoft Azure (61 Prozent), Google Cloud Services (42 Prozent) und Amazon Web Services (35 Prozent). Allerdings speichern Banken bisher lediglich 39 Prozent ihrer Daten und 38 Prozent ihrer Anwendungen in der Cloud. Ein entscheidender Faktor sind Sicherheitsbedenken: 40 Prozent der Banken äußern Sorgen um die Sicherheit ihrer Daten in der Cloud.
Balance zwischen Innovation und Sicherheit
Die deutschen Banken stehen vor der Herausforderung, ihre Datenstrategie und IT-Infrastruktur grundlegend zu modernisieren, um den regulatorischen Anforderungen und den wachsenden Ansprüchen ihrer Kunden gerecht zu werden. Der Ausbau von Datenverarbeitungskapazitäten, die Optimierung der Zusammenarbeit und der gezielte Einsatz von Cloud-Lösungen spielen dabei eine zentrale Rolle. Dabei bleibt die Sicherheit ein zentrales Thema, das es zu adressieren gilt, um Vertrauen und Effizienz nachhaltig zu stärken.
2 Kommentare
Hallo Herr Dr. Leichsenring, die Zahlen zur Datenverarbeitung in Echtzeit lassen in der Tat aufhorchen. Leider konnte ich keinen direkten Zugang zu der von Ihnen zitierten Snowflake Umfrage finden. Können Sie mir sagen, wie und wo ich an diese Quelle gelange?
Leider liegt mir die ursprüngliche Meldung nicht mehr vor