Die Anzahl der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Deutschland ist in den letzten zehn Jahren um 40 Prozent zurückgegangen. Eine Studie hat nun die Gründe für den anhaltenden Fusionsdruck bei Genossenschaftsbanken untersucht.

Immer mehr Volks- und Raiffeisenbanken fusionieren.
Grundsätzlich fusionieren Banken, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, indem sie Größenvorteile nutzen, beispielsweise durch Kostensenkungen und eine effizientere Nutzung von Ressourcen. Eine Fusion ermöglicht es zudem, das Filialnetz, das Kundenportfolio oder die Marktpräsenz zu erweitern und so neue Geschäftsfelder zu erschließen. Darüber hinaus können Banken durch Zusammenschlüsse ihre finanzielle Stabilität erhöhen, regulatorische Anforderungen besser erfüllen und sich gegen wirtschaftliche Unsicherheiten absichern.
Kein Wunder also, dass vor allem unter den Sparkassen und Genossenschaftsbanken eine hohe Zahl an Zusammenschlüssen zu beobachten war. Ungeachtet der möglichen Implikationen die eine Fusion insbesondere für Regionalinstitute im Hinblick auf die geografische Verbundenheit haben kann, ist die Zahl der Sparkassen in den letzten zehn Jahren von 417 im Jahr 2013 auf derzeit rund 350 und die der Volksbanken und Raiffeisenbanken von 1.078 auf rund 680 zurückgegangen.
Große Offenheit für Fusionen
In einer Umfrage des Genoverbandes unter Bankvorständen von Volksbanken und Raiffeisenbanken zeigten sich 54 Prozent der Befragten offen für Fusionsszenarien. 57 Prozent haben sich nach eigener Aussage bereits mit Strukturoptionen auseinandergesetzt und 18 Prozent haben erst kürzlich fusioniert. Immerhin 43 Prozent wollen sich in den kommenden Jahren auf die Wahrung der Eigenständigkeit fokussieren.
Dabei zeigen sich größere Institute offener für Fusionen als kleinere. Bei Instituten mit einer Bilanzsumme von zwischen 1 und 2,5 Mrd. Euro sind dies 61 Prozent, bei solchen mit einer Bilanzsumme von über 2,5 Mrd. Euro sogar 84 Prozent. Demgegenüber wollen 76 Prozent der Institute mit einer Bilanzsumme bis 250 Mio. Euro an der Wahrung der Eigenständigkeit arbeiten. Lediglich 37 Prozent zeigen sich in dieser Gruppe offen für Fusionen.
Die Unterschiede können wohl als Indiz dafür gewertet werden, dass es „mehr Spaß macht“ zu übernehmen, als übernommen zu werden.
Gründe für Fusionen bei Genobanken
Als Gründe für die Offenheit gegenüber Fusionsüberlegungen nennen die befragten Banken mit Abstand am häufigsten den zunehmenden Fachkräftemangel (78 Prozent) sowie zunehmende Regulatorik (67 Prozent). Es folgen mit 32 Prozent das Erreichen einer kritischen Betriebsgröße sowie steigende Kundenanforderungen mit 23 Prozent. Herausforderungen durch die betriebswirtschaftliche Lage sind für 15 Prozent ein wichtiger Aspekt.
Auch hier bestehen Unterschiede je nach Größe der Institute. Fachkräftemangel, Regulatorik und betriebswirtschaftliche Herausforderungen werden umso häufiger genannt, je kleiner das Institut ist. Hingegen sind die Aspekte einer kritischen Betriebsgröße und gestiegener Kundenanforderungen für größere Institute von höherer Relevanz.
Einflüsse auf die Unternehmenspolitik
Befragt nach den wichtigsten Einflüssen auf die Unternehmenspolitik der Volks- und Raiffeisenbanken stehen aufsichtsrechtliche Themen und Regulatorik mit 88 Prozent an erster Stelle, gefolgt von der Zinspolitik mit 83 Prozent und Personalfragen mit 73 Prozent.
Es folgen Digitalisierung (74 Prozent), veränderte Kundenbedürfnisse (51 Prozent), die aktuelle Konjunkturschwäche (46 Prozent), das Thema Nachhaltigkeit (39 Prozent) sowie der Anstieg der Energiepreise (27 Prozent).