Einfach. Sicher. Gegen Geldautomatensprengungen.

„Upps! Das ist jetzt blöd!“

Wenn 500 Millionen verschwinden

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„Ist doch nur Geld“. „Wer wird denn so kleinlich sein?“ Menschen machen nun mal Fehler, auch wenn man sich noch so sehr bemüht, dies mit Kontrollen und Sicherheitsroutinen zu vermeiden. Da können leicht mal 500 Millionen verschwinden…

Wenn Fehlbuchungen in Banken Millionen kosten

Fehlbuchungen in Banken können schnell teuer werden.

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Johnny D. drückte die Enter-Taste und lehnte sich zufrieden zurück. Heute Morgen hatte er wirklich eine Menge erledigt.

Trotzdem beschlich ihn ein komisches Gefühl.

Aber er hatte gelernt, damit umzugehen.

Johnny transferierte in seiner Schicht Milliarden von Dollar. Auch wenn er selbst gar nicht so gut verdiente, waren ihm die gigantisch hohen Transfers, die er täglich von A nach B schickte, zur Gewohnheit geworden.

Doch heute war da dieses nervende Zwicken im Magen. So wie früher, wenn er in der Schule eine Hausaufgabe vergessen hatte.

Nervös kontrollierte er die Zahlen der getätigten Überweisungen auf seinem Monitor und stellte fest: er hatte bei einem Transfer an einen Investmentfonds doch glatt zwei Nullen hinzugefügt.

„Upps!“, sagte Johnny. „Das ist jetzt blöd!“

Nun – man sollte nicht päpstlicher als der Papst sein, lautet ein Sprichwort.

Klar, eine halbe Milliarde Dollar ist viel Geld. Aber in Euro ist das gar nicht mehr so viel: 415.192.500.00. Und in Pfund Sterling wären es bloß 361.067.500,00.

Tatsächlich ist Schadenfreude und Hohn nicht angebracht. Jeder kann einmal einen schlechten Tag haben. Oder einen „Fat Finger“, wie man in der Branche sagt.

Wie heißt es so eloquent?

Wenn man hinfällt: einfach wieder aufstehen, Krönchen richten und weitermachen.

Gut, wir sind nicht alle Prinzessinnen, aber wer wird es denn so genau nehmen, bitte schön?

Auch Gerald H. quälte an diesem Morgen ein dumpfes Gefühl. Er hätte sich nie träumen lassen, dass ein Hochgefühl so schnell verfliegen kann. Noch gestern hatte er seine Beförderung zum Leiter der Liquiditätssteuerung seiner Bank gefeiert. Da schwelgt man ein paar Stunden in einem Gefühl von Macht und Einfluss, und schon im nächsten Moment steht die Revision vor der Türe und quasselt irgendetwas von ein paar hundert Millionen, die fehlen.

Nun würde man denken, dass gerade in einer Bank – noch dazu in einer, die gar nicht so klein ist – Fehlbeträge sofort aufgeklärt würden. Auch wenn sie im Bereich von wenigen Euros wären.

Doch: Pustekuchen!

Nach hochnotpeinlichen Befragungen durch die unternehmensinterne Revision musste Gerald feststellen, dass man ihm ein Kuckucksei in seinen Verantwortungsbereich gelegt hatte. Dass sich seit Jahren kleinere und größere Differenzen zwischen den Buchungen auf den Währungskonten sich unaufhaltsam summiert hatten und nun an die 500 Millionen Dollar ausmachten.

Also machte Gerald das, was gute Manager tun: er ging der Sache auf den Grund und fand den Fehler. Da hatten doch tatsächlich ein paar der involvierten Bereiche Stornos nicht richtig gebucht, sodass buchhalterisch eine halbe Milliarde fehlte, obwohl nur die Abstimmung nicht korrekt durchgeführt wurde.

Und was sagten die betroffenen Bereiche?

„Upps! Das ist jetzt blöd!“

Egal, ob es sich um „Fat Fingers“, „Stupid German Money“ (die Förderbank KfW überweist an Lehman Brothers knapp 320 Millionen Euro, obwohl Lehman in der Nacht Konkurs angemeldet hatte), oder „Big In Japan“ (die Schweizer UBS verkauft versehentlich 610.000 Aktien von Japans größter Werbeagentur Dentsu für 16 Yen das Stück – geplant war der Verkauf von 16 Aktien für 610.000 Yen pro Stück), wo große Beträge bewegt werden, haben auch die „kleinsten“ Fehler gravierende Auswirkungen.

Tatsache ist auch, dass Menschen Fehler machen, auch wenn man sich noch so sehr bemüht, dies mit Kontrollen und Sicherheitsroutinen zu vermeiden. Eine Heerschar von Operational-Risk-Experten ist bemüht, diese Risiken zu minimieren. Doch trotzdem gibt es immer wieder Situationen, die nicht vorhersehbar sind und die gut eingespielte Routinen und Kontrollsysteme aushebeln.

Am Ende des Tages bleibt dann doch nur die Erkenntnis:

„Upps! Das ist jetzt blöd!“

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Über den Autor

Michel Lemont

Michel Lemont ist seit mehr als 35 Jahren in Bankenwesen tätig. Er war in verschiedenen Bereichen der Finanzindustrie tätig, unter anderem im Vertrieb, im Marketing und zuletzt im Umfeld des Zahlungsverkehrs. In seinen Aufgabenbereich fallen unter anderem regulatorische Themen, das Management von Zahlungsverkehrs-Infrastrukturen sowie die Arbeit in nationalen und internationalen Gremien im Bereich Payments. Ein besonderes Anliegen sind ihm Innovationen im Bankenbereich und das "Querdenken". Michel Lemont ist Autor des Buches „Bankers have more fun“ und betrachtet das Bankwesen gerne von der humoristischen Seite. Er ist verheiratet und Vater einer Tochter.

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