Seit einigen Jahren leben wir im Zeitalter der Multikrisen, doch viele Unternehmen scheinen darauf immer noch unzureichend vorbereitet zu sein. Erstaunlicherweise haben nur wenige einen konkreten Notfallplan in der Schublade.

Unternehmen agieren aktuell in einem permanenten Krisenmodus – viele sind jedoch immer noch nicht ausreichend darauf vorbereitet.
Krisen sind längst keine Ausnahme mehr, sondern Teil des unternehmerischen Alltags. Geopolitische Konflikte, der Zusammenbruch von Lieferketten, die zunehmende Flut von Hackerangriffen – spätestens seit der Corona-Pandemie sollte jedem Unternehmenslenker klar sein, dass jederzeit eine – mitunter existenzbedrohende – Krise eintreten kann. Dennoch zeigt eine globale Umfrage unter 600 Unternehmen durch den Think Tank Economist Impact im Auftrag der Unternehmensberatung FTI Consulting: Nur etwa die Hälfte der befragten Unternehmen verfügt über konkrete Notfallpläne – sei es im Falle einer Cyberattacke (56 Prozent), eines Ausfalls der Lieferkette (58 Prozent) oder eines Angriffs durch aktivistische Investoren (54 Prozent).
Zwischen den Regionen gibt es dabei deutliche Unterschiede. Besonders Unternehmen in Europa sowie weiteren Ländern der EMEA-Region (Europa, Naher Osten und Afrika) zeigen in vielen Bereichen Nachholbedarf beim Risikomanagement.
Nordamerika mit klarerem Fokus
In Nordamerika sind 70 Prozent der Unternehmen auf Angriffe durch aktivistische Investoren vorbereitet, bei Cyberangriffen liegt der Anteil bei 65 Prozent. Dem gegenüber stehen europäische Unternehmen, bei denen lediglich 53 Prozent auf Investorenangriffe und 56 Prozent auf Cyberattacken vorbereitet sind.
Besonders alarmierend: 40 Prozent der europäischen Befragten geben an, keinerlei Vorkehrungen gegen Cyberangriffe getroffen zu haben – in Nordamerika sind es immerhin „nur“ 33 Prozent. Ähnlich sieht es bei potenziellem Fehlverhalten von Führungskräften aus: Hier haben 39 Prozent der Unternehmen in Europa keine Vorbereitungen getroffen, während in Nordamerika 29 Prozent diese Lücke einräumen.
Lieferketten: Schwachstelle mit globaler Dimension
Was den Ausfall von Lieferketten betrifft, ist die Lage auf beiden Seiten des Atlantiks ähnlich: Etwa drei von fünf Unternehmen verfügen über Notfallpläne. Doch gleichzeitig gibt mehr als ein Drittel der Unternehmen an, auf dieses Risiko nicht vorbereitet zu sein – in Nordamerika sind es 37 Prozent, in der EMEA-Region 35 Prozent.
Auch beim Thema Compliance-relevantes Fehlverhalten von Führungskräften gibt es eine deutliche Diskrepanz: Während 70 Prozent der US-Unternehmen konkrete Pläne in der Schublade haben, trifft dies in Europa und der EMEA-Region nur auf 56 Prozent der Unternehmen zu.
Umgang mit geopolitischen Risiken
Ein weiteres Beispiel für den Unterschied in der Risikovorsorge liefert der Umgang mit geopolitischen Risiken: In Nordamerika haben 67 Prozent der Unternehmen entsprechende Strategien entwickelt. In der EMEA-Region sind es lediglich 54 Prozent. Besonders besorgniserregend: 42 Prozent der dortigen Unternehmen verfügen über gar keine Notfallpläne für geopolitische Krisen – in Nordamerika sind es 31 Prozent.
Selbstkritik als Stärke
Nordamerikanische Unternehmen zeigen sich nicht nur besser vorbereitet, sondern auch selbstkritischer im Umgang mit Risiken. 41 Prozent von ihnen sehen unklare Verantwortlichkeiten im Krisenmanagement als ein wesentliches Hindernis für bessere Vorbereitung. In der EMEA-Region erkennen nur 26 Prozent dieses Problem.
Auch bei anderen strukturellen Schwächen sind nordamerikanische Unternehmen reflektierter: 35 Prozent nennen eine fehlende Strategie zur Risikotoleranz als Hindernis (EMEA: 25 Prozent), 28 Prozent sehen eine mangelhafte Risikokultur als Schwäche (EMEA: 23 Prozent).
Fehlende Vorbereitung kostet Zeit – und Geld
Wenn Unternehmen unvorbereitet in eine Krise geraten, verlieren sie wertvolle Zeit. Fehlende Zuständigkeiten, unklare Prozesse oder das Fehlen eingespielter Teams führen zu verzögerten Reaktionen. Das kann nicht nur den Krisenverlauf verschärfen, sondern auch das Unternehmensvermögen gefährden.
Für wirtschaftlich angeschlagene Unternehmen kann ein einzelnes Krisenereignis bereits existenzbedrohend sein. Daher ist es höchste Zeit, dass besonders europäische Unternehmen ihre Risikovorsorge ernst nehmen, ihre Prozesse überprüfen und konkrete Notfallpläne entwickeln.
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