Trumps neue Zollpolitik wirbelt globale Märkte durcheinander. Doch wo Unsicherheit herrscht, eröffnen sich auch neue strategische Spielräume. Wie Unternehmen jetzt handeln können, entscheidet über ihre Position im künftigen Wettbewerb.

Es ist nicht wirklich einfach die konkreten Auswirkungen von Zöllen auf Unternehmen zu berechnen.
© Tom Fishburne
Seit der Verkündung von Donald Trumps neuer Zollpolitik haben die Finanzmärkte weltweit eine deutliche Zunahme an Volatilität erlebt. Diese Entwicklung hat umfassende Sorgen hinsichtlich der potenziellen Auswirkungen auf die globale Wirtschaft ausgelöst. Die daraus resultierenden Unsicherheiten führen zu erheblicher Verunsicherung bei Unternehmen unterschiedlichster Größe und geografischer Herkunft.
Viele Organisationen bemühen sich derzeit, die potenziellen Folgen dieser Politik für ihr Geschäft einzuschätzen. Dabei stehen nicht nur kurzfristige Überlegungen im Vordergrund, sondern zunehmend auch strategische Abwägungen, um sich auf mögliche längerfristige Entwicklungen einzustellen.
Chancen erkennen statt nur Risiken minimieren
Für Entscheidungsträger geht es nicht allein darum, die negativen Effekte der neuen Handelsmaßnahmen abzufedern. Vielmehr sollten sie gezielt auch nach Chancen suchen, die sich aus der veränderten Lage ergeben können. Eine zentrale Frage lautet: Wie beeinflussen die neuen Zölle die bestehenden Wettbewerbsvorteile sowie die zukünftigen Wachstumsperspektiven?
Dazu ist es erforderlich, über reine Sofortmaßnahmen hinauszudenken. Führungskräfte sind gut beraten, strategische Anpassungen in Betracht zu ziehen, um ihr Unternehmen in einem veränderten Wettbewerbsumfeld zukunftsfähig aufzustellen. Dabei sollte die Analyse nicht nur auf die absoluten Effekte beschränkt sein, sondern immer auch den relativen Vergleich mit Wettbewerbern und Substituten einbeziehen.
Strategische Einordnung mit einer Matrix
Ein hilfreiches Instrument zur strategischen Einordnung bietet McKinsey mit einer einfachen, aber wirkungsvollen Vierfelder-Matrix – eine bei Unternehmensberatern beliebte Visualisierungsmethode. Auf einer Achse wird beurteilt, ob sich der relative Wettbewerbsvorteil verbessert oder verschlechtert, auf der anderen, ob die Kundennachfrage wächst oder schrumpft.
Aus diesen Dimensionen lassen sich vier strategische Grundhaltungen ableiten, die Unternehmen als Antwort auf die aktuellen Veränderungen im Handel einnehmen können. Welche Haltung im Einzelfall sinnvoll ist, hängt stark von der individuellen Situation des Unternehmens ab.
McKinsey-Matrix zur Berechnung der Auswirkungen von Zöllen auf die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen.
1. Kommerzielles Wachstum vorantreiben und investieren
Unternehmen mit wettbewerbsfähigen Lieferketten sollten ihre Vertriebsaktivitäten ausbauen (z. B. Preise optimieren, Vertrieb ausweiten, Produktion steigern) und zugleich langfristige Investitionen wie neue Produkte, Markenaufbau, Übernahmen oder neue Produktionsstätten prüfen.
2. Marktanteile sichern und Margen schützen
Unternehmen mit starker Position, aber sinkender Nachfrage, sollten auf interne Stärken setzen und große Investitionen vermeiden. Empfohlen werden gezielte Preisanpassungen, Treueprogramme und Vertriebsausweitung in profitableren Segmenten.
3. Kostenstruktur anpassen
Bei stabiler Nachfrage, aber schwächerer Marktposition, sollten Unternehmen Kosten senken (z. B. Redesign, Lieferantenverhandlungen, Preiskalibrierung) und unprofitable Bereiche aufgeben. Mittel- bis langfristig ist eine strategische Neuausrichtung von Produktion und Personal erforderlich.
4. Konsolidieren und fokussieren
Unternehmen mit hoher Zollbelastung und schwacher Nachfrage sollten Kosten rigoros senken, Investitionen aufschieben und ggf. umstrukturieren. Fokus auf margenträchtige Märkte und Optimierung des Produkt- und Geschäftsportfolios ist entscheidend.
Chaos als Nährboden für neue Chancen
Natürlich liegt eine der größten Herausforderungen darin, über kurzfristige, taktische Reaktionen hinauszugehen wenn sich der Stand der Dinge ständig ändert. Was heute als relevant erscheint, kann morgen schon wieder obsolet sein. Es bleibt schwer vorhersehbar, welche der aktuellen Entwicklungen tatsächlich langfristig Bestand haben werden.
Dennoch gilt: Jede Phase des Umbruchs oder des Chaos bietet auch neue Chancen. Gerade in unsicheren Zeiten ist strategische Weitsicht gefragt. Die richtige Antwort auf solche Veränderungen ist selten eine Standardlösung – vielmehr erfordert sie ein differenziertes, unternehmensspezifisches Vorgehen.