„Es ist wie Katzen hüten“ bezieht sich auf die Unmöglichkeit, das Unkontrollierbare zu kontrollieren. In vielen Fällen gilt dies auch für Unternehmen, auch und gerade, wenn es um die Strategie geht. Die Folgen sind schwerwiegend. Dabei gibt es Lösungsansätze.
Das Hüten von Katzen und das Management von Unternehmen weisen mitunter gewisse Gemeinsamkeiten auf.
© Tom Fishburne
Vor kurzem habe ich an dieser Stelle die Symptome des „Silo-Syndroms“ beschrieben – mit dem die meisten Organisationen zu kämpfen haben – und Maßnahmen vorgestellt, es zu überwinden.
Das brachte mich zum Nachdenken über die Herausforderung der strategischen Ausrichtung im Allgemeinen – wie schwierig es ist, die gesamte Organisation auf die gleiche Seite zu bringen und zu halten.
Strategieklausur einer Regionalbank
Stellen Sie sich vor, Sie sind der CEO einer mittelgroßen Regionalbank und kommen gerade von einer teuren, mehrtägigen Strategieklausur mit Ihrem gesamten Managementteam zurück. Sie haben Stunden damit verbracht, die Einzelheiten Ihrer Strategie zu erörtern, und Sie und Ihre Mitarbeiter fühlten sich besser denn je aufeinander abgestimmt. Aber ist dies tatsächlich der Fall?
Unternehmensstrategie muss von allen getragen werden
Eine geschlossene Unterstützung der Unternehmensstrategie durch alle Bereiche und Mitarbeiter ist entscheidend für den Erfolg, da sie zahlreiche positive Effekte auf Effizienz, Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit hat. Sie ist ein wichtiger Schlüssel zu einem leistungsfähigen, resilienten und zukunftsorientierten Unternehmen. Sie stärkt nicht nur interne Prozesse, sondern auch die Außenwirkung und das Vertrauen von Kunden, Partnern und Mitarbeitern
Wenn alle an einem Strang ziehen, lassen sich Ressourcen besser nutzen, Zielkonflikte vermeiden und Entscheidungen konsistenter treffen. Dies stärkt nicht nur die Unternehmenskultur, sondern auch die Motivation der Mitarbeiter, da sie sich stärker mit den Zielen identifizieren können.
Ein einheitliches Vorgehen sorgt zudem für ein kohärentes Kundenerlebnis und stärkt das Vertrauen in die Marke. Gleichzeitig ermöglicht es eine schnellere Anpassung an Veränderungen und Krisen, da alle auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten.
Ohne diese Geschlossenheit drohen Fragmentierung, ineffiziente Prozesse und eine geschwächte Wettbewerbsfähigkeit. Nur eine konsequente Umsetzung der Strategie nach innen und außen sichert Innovationskraft, Stabilität und langfristigen Erfolg.
Die Realität der strategischen Ausrichtung
Tatsächlich ist die Wirklichkeit in vielen Unternehmen eine andere, wie eine Untersuchung der Harvard Universität gezeigt hat. In der Studie gaben 82 Prozent der Mitarbeiter an, dass sie an eine strategische Übereinstimmung in ihrem Unternehmen glauben. Als die Forscher jedoch schriftliche Erläuterungen derselben Mitarbeiter zu den Unternehmensstrategien abfragten, lag die tatsächliche Übereinstimmung bei nur 23 Prozent.
Die tatsächliche strategische Ausrichtung unter Mitarbeitern, Managern und Führungskräften war also zwei- bis dreimal niedriger als die wahrgenommene Ausrichtung. Jeder schien die Strategie auf der Grundlage seiner funktionalen Silos zu interpretieren, sogar die Mitglieder des Strategieteams
Mit anderen Worten: In vielen Unternehmen ist man der Meinung, dass sich alle über die Strategie einig sind, aber in Wirklichkeit haben die einzelnen Führungskräfte und Mitarbeiter sehr unterschiedliche Vorstellungen.
Gemeinsame Strategieentwicklung schafft Einigkeit
Der Aufbau einer strategischen Ausrichtung innerhalb eines Unternehmens ist immer eine Herausforderung, aber eine große Kluft zwischen der tatsächlichen und der wahrgenommenen Ausrichtung macht es noch schwieriger, sich auf die gleiche Seite zu stellen und eine Strategie effektiv umzusetzen.
Um die Kluft zu überbrücken und eine einheitliche strategische Ausrichtung zu fördern, schlagen die Autoren der Studie vor, dass Führungskräfte ihre Strategien auf die Steigerung des Kundennutzens ausrichten, diese Strategien in die tägliche Arbeit aller Mitarbeiter einbinden und strategische Prioritäten nicht im luftleeren Raum, sondern im gemeinsamen Dialog mit Führungskräften, mittleren Managern und Mitarbeitern an vorderster Front entwickeln sollten.
Eine einheitliche Interpretation der Unternehmensstrategie muss zugleich durch klare und transparente Kommunikation sichergestellt werden. Führungskräfte müssen die Strategie in verständliche und konkrete Ziele übersetzen, die auf allen Ebenen des Unternehmens nachvollziehbar sind. Regelmäßige Schulungen und Workshops helfen, das Verständnis zu vertiefen und Fragen zu klären.
Einheitliche Dokumentationen, wie Leitfäden oder Vision-Statements, dienen als Referenz und Orientierung für alle Mitarbeiter. Es ist wichtig, die Strategie in die täglichen Arbeitsprozesse zu integrieren, sodass sie nicht abstrakt bleibt, sondern im Handeln spürbar wird.
Führungskräfte sollten als Vorbilder agieren und die Strategie konsequent vorleben. Feedback-Schleifen und offene Diskussionen fördern den Austausch und minimieren Missverständnisse. Ein Monitoring-System kann sicherstellen, dass die Umsetzung auf Kurs bleibt und bei Bedarf nachgesteuert wird. Indem die Strategie immer wieder in den Fokus gerückt und mit realen Ergebnissen verknüpft wird, bleibt sie präsent und relevant.