Sofortzahlungen 2025: Was Banken jetzt wissen müssen

Interview mit Roy Prayikulam, INFORM

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Die EU definiert die Bestimmungen für Sofortzahlungen neu. Das stellt Banken und Zahlungsdienstleister vor immense Herausforderungen. Über damit im Zusammenhang stehende Fragen der Betrugserkennung habe ich mit Roy Prayikulam von INFORM gesprochen.

Sofortzahlungen stellen Banken vor große Herausforderungen

Die neue EU-Verordnung über Sofortzahlungen stellt Banken und Zahlungsdienstleister vor große Herausforderungen.

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Zukünftig soll der Massenzahlungsverkehr in Europa in Echtzeit vollzogen werden. Instant Payments sollen zur neuen Normalität werden. Das Ganze natürlich, ohne die Sicherheit zu vernachlässigen. So schreibt die neue Richtlinie u.a. ein tägliches Screening der Kunden vor – auch an Wochenenden und Feiertagen. Dies ersetzt das traditionelle transaktionsbasierte Screening-Konzept.

Banken und Zahlungsdienstleister (PSPs) stehen damit unter Druck, die Einhaltung der Vorschriften seit 9. Januar 2025 zu gewährleisten. Ineffiziente Prozesse können zu verzögerten oder abgelehnten Zahlungen, unzufriedenen Kunden und Bußgeldern führen.

Fragen an Roy Prayikulam, INFORM

Über die Herausforderungen und Auswirkungen von Instant Payments in Bezug auf die Verhinderung von Betrug habe ich mich mit Roy Prayikulam unterhalten. Er ist Senior Vice President des Geschäftsbereichs für Risiko und Betrug bei der INFORM GmbH. Der Diplombetriebswirt ist Compliance- und Anti-Betrugs-Experte und arbeitet mit zahlreichen renommierten Banken und Finanzunternehmen zusammen.

Roy Prayikulam - Senior Vice President, INFORM

Roy Prayikulam ist Senior Vice President des Geschäftsbereichs für Risiko und Betrug bei der INFORM GmbH.

Die Instant Payments Regulierung soll die Sicherheit und Effizienz von Sofortzahlungen erhöhen

Der Bank Blog: Was sind die zentralen Anforderungen der neuen EU-Sofortzahlungsverordnung?

Roy Prayikulam: Kernstück der Verordnung 2024/886 ist die Einführung eines regelmäßigen Kunden-Screenings: Seit dem 9. Januar 2025 müssen Finanzinstitute demnach sicherstellen, ihren Kundenstamm mindestens einmal täglich auf gezielte finanzielle Restriktionsmaßnahmen hin zu überprüfen. Die neue Richtlinie ersetzt damit das traditionelle transaktionsbasierte Screening-Konzept.

Eine weitere Anforderung gibt es im Bereich Listenmanagement: Zahlungsdienstleister müssen sicherstellen, dass jede Änderung an den von der EU vorgeschriebenen Überwachungslisten oder bei neuen restriktiven Maßnahmen in ihre Prozesse integriert und kontrolliert werden. Die Kunden müssen mindestens täglich und unmittelbar nach Inkrafttreten einer neuen Sanktion überprüft werden, bevor sie eine Sofortzahlung senden oder empfangen – auch an Wochenenden und Feiertagen.

Die Maßnahmen der Instant Payments Regulation sollen die Sicherheit und Effizienz von Sofortzahlungen erhöhen und gleichzeitig das Vertrauen der Verbraucher stärken.

Sofortzahlungsdienste ermöglichen innovative Dienstleistungen

Der Bank Blog: Wo sehen Sie den Nutzen bzw. die Vorteile für Banken und deren Kunden?

Roy Prayikulam: Für Banken eröffnet die Integration von Sofortzahlungsdiensten die Möglichkeit, innovative Dienstleistungen anzubieten und Compliance-Prozesse zu automatisieren. Die Automatisierung der Überwachungslisten und Kundenüberprüfung verringert den manuellen Aufwand, minimiert Fehler und optimiert den Ressourceneinsatz.

Auch Endkunden profitieren, da Instant Payments reibungslos und ohne Verzögerungen – unabhängig von Wochenenden und Feiertagen – abgewickelt werden können. Dies steigert die Zufriedenheit und das Vertrauen in die Bank.

Instant Payments erfordern moderne Technologie und klare Prozesse

Der Bank Blog: Welche technologischen Ansätze und organisatorischen Maßnahmen sind entscheidend, um die Anforderungen der EU-Sofortzahlungsverordnung zu erfüllen?

Roy Prayikulam: Die Erfüllung der Anforderungen erfordert eine Kombination aus moderner Technologie und klaren organisatorischen Prozessen. Banken und Zahlungsdienstleister müssen sicherstellen, dass ihre IT-Infrastruktur automatisierte Prozesse unterstützt. Diese sollte einerseits robust und flexibel sein, um den Anstieg an Transaktionen und Prüfungen zu bewältigen. Gleichzeitig sollte sie in der Lage sein, Ergebnisse aus dem Kunden-Screening effizient zu nutzen.

Fortschrittliche Software-Lösungen und qualitativ hochwertige Datenquellen, wie kommerzielle Watchlists mit präzisen Informationen, helfen dabei, Treffer genau zu verifizieren und Fehlalarme zu reduzieren. Organisatorisch sind Schulungen für Compliance-Mitarbeiter sowie eine enge Zusammenarbeit mit Technologieanbietern entscheidend, um neue Prozesse effektiv umzusetzen und nahtlose Integrationen zu gewährleisten.

Es kommt auf die Balance zwischen Geschwindigkeit und Sicherheit an

Der Bank Blog: Welche Herausforderungen und Risiken bringt die Verordnung für Banken und Zahlungsdienstleister mit sich?

Roy Prayikulam: Die zentrale Herausforderung ist die Balance zwischen Geschwindigkeit und Sicherheit. Die Verordnung verlangt nahezu in Echtzeit abgewickelte Zahlungen bei gleichzeitiger Einhaltung strenger Sicherheits- und Compliance-Anforderungen wie Betrugsprävention und Sanktionslisten-Screening.

Besonders für kleinere Banken stellt der zusätzliche Aufwand für tägliche Prüfungen eine Belastung dar. Ineffiziente Screening-Prozesse können zu Verzögerungen oder Zahlungsausfällen führen, was das Vertrauen der Kunden schädigt.

Zum anderen müssen Zahlungsdienstleister die Anforderungen des EU-Sofortzahlungs-Screenings mit anderen Verpflichtungen in Einklang bringen, wie dem Screening auf politisch exponierte Personen (PEPs) sowie auf Sanktionen durch UN und OFAC.

Der Bank Blog: Wie können Banken und Zahlungsdienstleister im Bereich Instant Payments gleichzeitig Kundenerwartungen und regulatorische Anforderungen erfüllen?

Ein ganzheitlicher Ansatz ist entscheidend

Roy Prayikulam: Entscheidend ist hier ein ganzheitlicher Ansatz. Banken sollten in Technologien investieren, die nicht nur die Einhaltung von Vorschriften ermöglichen, sondern auch die Kundenerfahrung verbessern. Eine intuitive Benutzeroberfläche und klare Kommunikation sind essenziell, um das Vertrauen der Kunden zu stärken.

Gleichzeitig sollten Banken ihre internen Prozesse optimieren und, wo sinnvoll, automatisieren, um eine schnelle und fehlerfreie Bearbeitung zu gewährleisten. Dazu gehört auch die regelmäßige Schulung der Mitarbeiter, um sicherzustellen, dass sie die neuen Technologien und Compliance-Vorgaben effektiv nutzen können.

Der Einsatz von KI wird zunehmen

Der Bank Blog: Welche zukünftigen Entwicklungen erwarten Sie im Bereich Sofortzahlungen und Betrugsprävention?

Roy Prayikulam: Es ist absehbar, dass Instant Payments in Europa zur Normalität werden und Banken, die diesen Service nicht standardmäßig anbieten können bzw. reibungslos abwickeln können, langfristig ihren Stand verlieren. Gleichzeitig wird der regulatorische Druck weiter zunehmen, da die EU bestrebt ist, den Zahlungsverkehr sicherer und nachhaltiger zu gestalten. Im Bereich der Betrugsprävention wird der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) weiter zunehmen und unverzichtbar werden.

Der Bank Blog: Künstliche Intelligenz soll ja zur Sicherheit von Zahlungen beitragen. Allerdings nutzen auch die Betrüger zunehmend KI. Wie sehen Sie die Entwicklungen in diesem Bereich?

Roy Prayikulam: Die zunehmende Nutzung von KI durch Kriminelle stellt eine der größten Herausforderungen dar, da die Bedrohungen stetig komplexer werden. KI-gestützte Betrugsprävention ist daher unerlässlich, um dynamische kriminelle Taktiken in Echtzeit zu bekämpfen. Fortschrittliche Systeme nutzen u.a. maschinelles Lernen und statistische Profile zur hocheffektiven Betrugserkennung.

Das zeigt sich auch in einer kürzlich durchgeführten Umfrage unter unseren Kunden: 67 Prozent gaben an, dass sie KI als das wichtigste Mittel zur Bekämpfung von Finanzkriminalität betrachten. Dieses Ergebnis unterstreicht die wachsende Bedeutung von KI in der Branche und die Notwendigkeit, diese Technologie konsequent weiterzuentwickeln.

Ebenso wichtig ist die Zusammenarbeit zwischen Banken und Regulierungsbehörden, etwa durch ein gemeinsames Bedrohungsregister zur schnellen Dokumentation und dem Austausch von Angriffsmustern. Nur mit einer Kombination aus Technologie, Kooperation und Weiterbildung können Banken KI-gestützten Bedrohungen erfolgreich entgegentreten.

Der Bank Blog: Vielen Dank für das Gespräch

Mehr Informationen für effektives Compliance Management finden Sie hier:

Effektives Watchlist Screening für Banken

Wie Banken mit effektiven Watchlist Screening Risiken minimieren und Compliance-Anforderungen erfüllen können.

Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

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