Sinnlose Banker-Sprüche für Dummies

Mitarbeitermotivation in schwierigen Zeiten

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Penibel hatte sich der Bank-CEO auf die Mitarbeiterversammlung vorbereitet. In der aktuellen Krise will er die Belegschaft für den Aufbruch zu neuen Ufern motivieren. Doch aus irgendeinem Grund gelingt es ihm nicht, den Funken überspringen zu lassen.

Mitarbeitermotivation in Zeiten der Krise

In schwierigen Zeiten kommt es auf die Motivation der Mitarbeiter an.

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Persönlich hielt Hans-Jürgen nichts von Krisensitzungen, im Gegenteil: er mochte sie ganz und gar nicht. Krisen waren lästig, sie störten den normalen Tagesablauf und – das war ganz schlimm – sie waren unvorhersehbar.

Zudem drückten Krisen der Belegschaft ganz schön aufs Gemüt. Zukunftsängste machten sich breit und die Leistungsbereitschaft ließ nach, weil man sich Gedanken um die weltweite Wirtschaftslage machte und nicht um das naheliegendste interne Problem.

Ein schlaues Buch für Banker

Hans-Jürgen, seines Zeichens ein hochdotierter Bank-CEO war nun mit seiner ganzen Genialität gefragt, um die Stimmung wieder zu verbessern. Dafür hatte er sich eigens ein schlaues Büchlein zugelegt – irgendetwas mit weisen Sprüchen und Tipps für Manager. So gewappnet würde er nun, gemeinsam mit dem restlichen Vorstand die Motivation der Angestellten wieder heben und sie auf eine rosige Zukunft einstimmen.

Der große Sitzungssaal der Bank war bis auf den letzten Platz gefüllt und Hans-Jürgen ging forschen Schrittes auf das Podium zu, wo schon die restliche Führungsetage auf ihn wartete. Ein klein wenig störte es ihn, dass es keinen frenetischen Applaus gab, wie sonst üblich. Nur betretenes Gemurmel und ängstlich verstohlene Blicke konnte er wahrnehmen.

Guter Rat ist teuer

Nach einem kurzen Räuspern trat er ans Mikrofon und ließ seiner magischen Stimme freien Lauf: „Tja, nun ist guter Rat teuer!“

Enerviert negierte Hans-Jürgen den Zwischenruf mit „Schlechter Rat aber auch!“ und vertiefte sich weiter in seine Notizen, die im Grunde genommen ein Fazit der Inhalte des schlauen Büchleins waren.

„Wir dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken.“, begann er noch einmal mit Verve. „Denn noch ist nicht aller Tage Abend. Auch wenn wir den Gürtel enger schnallen müssen!“

Wo bleibt der Applaus

Auf seinen Notizen hatte er in Großbuchstaben „Pause für Applaus“ notiert und war nun doch ein klein wenig über das berede Schweigen des Auditoriums verwundert.

„Egal!“, machte Hans-Jürgen weiter.

„Die Letzten werden die Ersten sein, so sagt man. Und glauben sie mir, wir sind derzeit wirklich die Letzten.“

„Sind wir jetzt die Letzen, die die Ersten sein werden, oder waren wir die Ersten, die jetzt die Letzten …?“, wollte CFO Meyer wissen, doch er wurde abrupt von seinem CEO unterbrochen.

„Meyer, sie sind raus!“, knurrte Hans-Jürgen unwirsch.

„Man wird ja wohl noch fragen dürfen.“, meinte Meyer etwas quengelig, auch wenn er dem finsteren Blick seines Chefs nicht standhalten konnte.

„Nichts desto trotz bin ich der Meinung, dass wir schon Licht am Ende des Tunnels sehen können. Alles hat ein Ende. Auf jede Nacht folgt ein Morgen.“, meinte Hans-Jürgen und ließ die flache Hand auf das Pult mit dem Mikrofon knallen.

„Machen wir uns nichts vor, der Drops ist gelutscht, Leute!“

Oder so …

Der CEO stemmte energisch die Arme in die Hüften.

„If you can lean it, your can clean it!”, las Hans-Jürgen den nächsten Zettel vor, nur um sich rasch zu korrigieren: „Sorry, das war nur eine Notiz von meiner Frau.“

„Wo war ich?“, fragte er in die verdutzten Gesichter, nur um sich rasch zu fangen: „Ach ja. Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht. Darum lasst uns nicht dieser Brunnen sein!“

„Dieser Krug sein!“, korrigierte der Betriebsrats-Vorsitzende seinen CEO uncharmant.

„Oder so, ja.“, gestand Hans-Jürgen ein. „Denn wer zuletzt lacht …“

„Das mit den Letzten hatten wir schon!“, insistierte es aus einer der hinteren Reihen.

„Aber diesmal meint der Chef ja, dass die Letzten am besten lachen!“, korrigierte ein Besserwisser aus der ersten Reihe den Zwischenrufer.

„Ach so! Das muss einem ja gesagt werden.“, gab dieser mürrisch zurück.

„Also ich muss doch wirklich bitten!“, insistierte Hans-Jürgen!

„Die Lage ist ernst!“

„… aber nicht hoffnungslos!“ unterstützte Meyer seinen Chef.

„Genau, denn es gibt keine Probleme, sondern nur Herausforderungen! Wir sind unseres eigenen Glückes Schmied und eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.“, der CEO hatte den Faden wieder aufgenommen, um nun zum furiosen Ende seiner Motivationsrede anzusetzen.

„Auf Regen folgt meist Sonnenschein. Vielen Dank!“

Das falsche Buch

Und noch während der äußerst zurückhaltende Applaus das Ende seiner Ausführungen begleitete, stapfte auch schon der Aufsichtsratsvorsitzende auf ihn zu.

„Mensch, Hans-Jürgen. Was war denn heute mit dir los?“

„Weiß ich auch nicht. Dabei hab ich mich extra professionell vorbereitet!“, meinte er und deutete auf das vor ihm liegende Buch!

„Hans-Jürgen! Ist dir am Titel nichts aufgefallen?“

Nun las er das Buchcover doch genauer: „Sinnlose Banker-Sprüche für Dummies!“

Mist!

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Über den Autor

Michel Lemont

Michel Lemont ist seit mehr als 35 Jahren in Bankenwesen tätig. Er war in verschiedenen Bereichen der Finanzindustrie tätig, unter anderem im Vertrieb, im Marketing und zuletzt im Umfeld des Zahlungsverkehrs. In seinen Aufgabenbereich fallen unter anderem regulatorische Themen, das Management von Zahlungsverkehrs-Infrastrukturen sowie die Arbeit in nationalen und internationalen Gremien im Bereich Payments. Ein besonderes Anliegen sind ihm Innovationen im Bankenbereich und das "Querdenken". Michel Lemont ist Autor des Buches „Bankers have more fun“ und betrachtet das Bankwesen gerne von der humoristischen Seite. Er ist verheiratet und Vater einer Tochter.

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