Schweizer Banken im Corona-Modus

Risiken und Chancen der Pandemie auf

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Die Schweizer Banken befanden sich beim Ausbruch der Corona-Krise in einer guten Ausgangslage. Die Folgen der Pandemie gingen jedoch auch in der Schweiz nicht spurlos an den Instituten vorbei. Eine Umfrage zeigt jedoch, dass sich aus der Krise auch Chancen ergeben.

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Eine aktuelle Studie von EY zeigt: Die Folgen der Corona-Pandemie für die Bankenbranche in der Schweiz sind enorm. Die Krise führte im Kreditgeschäft zu einer Erhöhung der Risiken. Andererseits stieg die Volatilität an den Märkten, wovon die Banken im Handels- und Kommissionsgeschäft profitierten, da in der Folge die Handelsaktivitäten ebenfalls gestiegen sind.

Dank der umfassenden Rettungsprogramme der Regierung und Zentralbank konnten weitere Folgen gemindert werden. Auch die Schweizer Banken standen demnach zwar vor Herausforderungen, doch konnte auch hier das KMU-Kreditprogramm des Bundes die Wirtschaft vor einem Kollaps bewahren.

Corona-Pandemie wirft Fragen für Banken auf

Für die Zukunft ist jedoch noch eine Reihe von Fragen offen, u.a.:

  • Wie gehen die Institute zukünftig mit Herausforderungen und Schwankungen um?
  • Können Banken ihren Vertrieb insbesondere durch ein verändertes Kundenverhalten punktuell optimieren?
  • Beschleunigt sich der Strukturwandel im Banking durch die Krise?
  • Muss im Hinblick auf das Ende der Rettungsmaßnahmen mit Kreditausfällen gerechnet werden?
  • Worauf werden die Banken im kommenden Jahr ihren strategischen Fokus richten?

Auf der anderen Seite können die Banken möglicherweise Vorteile aus der Krisenzeit ziehen und sogar als Gewinner der Krise hervorgehen. Es darf allerdings nicht vergessen werden, dass die Banken auf der Ertrags- und Ergebnisseite schon vor der Corona-Krise unter Druck waren und sowohl im Zins- als auch im Anlagegeschäft deutliche Margenerosionen akzeptieren mussten.

Betrachtet man die Verfestigung der Negativzinsen durch die Pandemie, ist wohl kaum Besserung in Sicht. Daher muss gefragt werden, wie Banken ihre Wertschöpfungskraft in Zukunft sichern und ob eine Weitergabe der Negativzinsen unausweichlich ist oder andernfalls andere Kostensparmaßnahmen drohen.

Dank Fitnesskur zeigen sich Schweizer Banken robust

Die Schweizer Banken sind aus einer Position der Stärke in die Corona-Krise geraten, da sie in der Vergangenheit den Fokus auf Risikominderung gelegt haben und ihre Eigenmittel- und Liquiditätspolster weiter ausgebaut haben. Dementsprechend bewerten 53 Prozent der befragten Banken ihre Geschäftsentwicklung auch während der Pandemie als positiv.

Trotz der guten Lage und Vorbereitung der Schweizer Banken, ist man sich einig, dass die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie nicht ganz an den Banken vorbeigehen. Rund 75 Prozent der befragten Banken befürchten einen kurzfristigen und sprunghaften Anstieg der Wertberichtigungen, vor allem im Kreditgeschäft mit KMU. Im Vorjahr waren es nur 12 Prozent. Gleiche Befürchtung gilt im Bereich der Wohnbau-Finanzierungen. Hier rechnen 36 Prozent der Banken mit einem Anstieg der Kreditausfälle in den kommenden Monaten (Vorjahr 7 Prozent). Insgesamt rechnen nur 59 Prozent der Schweizer Banken mit einer positiven Geschäftsentwicklung (Vorjahr 67 Prozent).

Langfristig sehen die Einstellungen der Banken in Bezug auf die drohenden Kreditausfälle jedoch anders aus. 83 Prozent der Banken rechnen damit, dass sich die KMU innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre von der Krise erholen. So gehen im Wohnbaufinanzierungsgeschäft 52 Prozent sowie im KMU-Kreditgeschäft 44 Prozent der befragten Banken von langfristig unveränderten Wertberichtigungen aus. Grund dafür ist die gesunde Struktur der Kreditbücher der Banken, welche vornehmlich aus Hypothekarkrediten bestehen. Zudem sei die Widerstandsfähigkeit der Schweizer KMU hoch.

Trend zu Negativzinsen für Privatkunden setzt sich fort

Dass sich die Geldpolitik in Folge der Corona-Krise schnell wieder ausbalanciert, ist zu bezweifeln. 82 Prozent der Schweizer Banken rechnen damit, dass die Zinsen auch noch in zehn Jahren sehr tief sein werden. Das führt zu einer Verschärfung der strukturellen Ertragsprobleme sowie zu weiter anhaltenden Margendruck im relevanten Zinsgeschäft.

Zwar lindern die vorgenommenen Erhöhungen des Freibetrags für Negativzinsen die Sorgen der Banken von Seiten der Schweizerische Nationalbank (SNB), trotzdem schließen nur noch 11 Prozent der Banken die Weitergabe von Negativzinsen für Privatkunden kategorisch aus. Im Vorjahr lag der Wert noch bei 21 Prozent und vor fünf Jahren sogar bei 70 Prozent. Negativzinsen für Kundenguthaben ist somit kein Tabu mehr. Dies gilt vor allem für Kunden, welche ausschließlich die Kontoführung bei einer Bank nutzen. Diese Entwicklung gilt für verschiedene Banken, denn auch bei den Retailbanken lehnen dies lediglich noch 14 Prozent (Regionalbanken) bzw. 6 Prozent (Kantonalbanken) kategorisch ab.

Keinen Erleichterungen bei der Regulierung erwartet

Das umfassendes KMU-Kreditprogramm, welches kurz nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie von Bund und Banken gemeinsam ins Leben gerufen wurde, stellte den Zugang zu Krediten für Unternehmen und die Überbrückung von krisenbedingten Liquiditätsengpässen sicher. Das Programm wurde außerdem von der SNB und der eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA) unterstützt. Dabei wurden zusätzlich eine Reihe von Rettungsmaßnahmen und Regulierungen gelockert, beispielweise die Aufhebung des antizyklischen Puffers und die Erhöhung des Negativzins-Freibetrags bei der SNB. Darüber hinaus geht aber kaum eine der befragten Banken von weiteren Lockerungen aus. So rechnen 56 Prozent der befragten Banken mit keinen weiteren pandemiebedingten Auswirkungen auf die Regulierung. 38 Prozent erwarten sogar, dass es in Zukunft wieder zu strengeren Regulierungen kommen könnte.

Corona-Krise ermöglicht neuen Blick auf Kosten und Innovationen

Neben den wirtschaftlichen Folgen hat die Corona-Pandemie auch zu einem Vorantreiben der Digitalisierung In Bezug auf Geschäftsmodelle und -prozesse geführt. Die kurzfristige Umstellung auf Home-Office konnten die befragten Banken ohne große Schwierigkeiten umsetzen, da sie in den vergangenen Jahren umfangreiche Investitionen in ihre IT getätigt haben. Auch das Online- und Mobile-Banking-Angebot hat von der Digitalisierung profitiert. Denn die Umstellung auf digitale Kanäle hat zu einer deutlich besseren Akzeptanz geführt.

Im Hinblick auf die zuvor genannten Bedrohungen durch Kreditausfälle, fortschreitende Margenerosion im Kredit- und Anlagegeschäft sowie der Wettbewerb zwischen Challenger-Banken und FinTechs, führt dazu, dass sich 46 Prozent der Schweizer Banken in den zukünftigen Monaten vorrangig auf Kostenreduktion fokussieren. Eine Folge stellt die Verlagerung von Arbeitsplätzen dar. Diese werden zunehmend in die günstigere Peripherie oder ins Home Office verschoben. Außerdem werden bestehende Geschäftsräume und Filialnetze überprüft.

Neben der generellen Kostenreduktion spielt für 44 Prozent der Institute das Thema Innovation und Wachstum die bedeutendste Rolle. Mit beiden Themen im Fokus wollen Schweizer Banken dem Ausbau der digitalen Kanäle und den veränderten Kundenbedürfnissen gerecht werden.

Thema Nachhaltigkeit kommt im Kreditgeschäft an

Das Thema Nachhaltigkeit hat auch das Kreditgeschäft der Banken erreicht und wurde in den letzten Jahren relevanter für Investoren und Kunden – die „grüne Welle“ ist trotz der Pandemie weitergerollt. Während im Vorjahr noch 56 Prozent der befragten Banken keine Nachhaltigkeits- bzw. ESG-Faktoren (Environmental, Social and Governance) bei der Kreditvergabe an kommerzielle Kunden beachteten, berücksichtigen mittlerweile nur noch 27 Prozent diese Faktoren nicht. Diese geschäftspolitische Kehrtwende innerhalb von nur einem Jahr unterstreicht das dringende Bedürfnis, die ESG-Integration in das Kreditgeschäft der Banken vorzunehmen.

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Über den Autor

Sophie Conrad

Sophie Conrad ist freie Mitarbeiterin des Bank Blogs. Als Studentin der Medienwissenschaft und Politik, Wirtschaft, Gesellschaft war sie bei dem Westdeutschen Rundfunk in Dortmund tätig und schreibt nun als freiberufliche Autorin, unter anderem für die Dortmunder und Castroper Ruhr Nachrichten.

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