Hohe Kosten, enge Fristen und komplexe Abläufe: Der Immobilienkauf stellt Ersterwerber vor zahlreiche Fallstricke. Wer planvoll vorgeht, gut vorbereitet verhandelt und kritische Punkte prüft, schützt sich vor finanziellen und rechtlichen Risiken.

Der Traum vom Eigenheim bleibt trotz steigender Preise lebendig. Eine gründliche Prüfung vor dem Kauf schützt vor teuren Überraschungen.
Der Traum vom Eigenheim bleibt für viele Realität – selbst bei steigenden Immobilienpreisen. Zwei Drittel der Deutschen wünschen sich ein eigenes Zuhause. Doch wer nicht bauen, sondern kaufen will, steht vor einem komplexen Unterfangen mit vielen Stolpersteinen.
Gerade beim ersten Immobilienkauf ist es leicht, wichtige Details zu übersehen. Und das kann richtig teuer werden. Wer sich nicht vorbereitet, riskiert Fehleinschätzungen, finanzielle Engpässe oder rechtliche Probleme. Um das zu vermeiden, hilft ein strukturierter Fahrplan.
Die Bausparkasse Schwäbisch Hall hat vor kurzem typische Fehler von Ersterwerbern aufgegriffen und erklärt, wie sie sich vermeiden lassen. Die folgenden sieben Punkte zeigen, worauf es wirklich ankommt – und wie man typische Fehler vermeidet.
1. Besichtigungen: Mehr ist mehr – und bitte nicht allein
Immobilienanzeigen und Fotos geben erste Eindrücke – mehr nicht. Die Besichtigung vor Ort ist unverzichtbar. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit, machen Sie Notizen und Fotos, messen Sie selbst nach. Und bestehen Sie auf einem zweiten Termin – auch wenn der Makler Druck macht oder viele Interessenten im Spiel sind.
Am besten bringen Sie eine fachkundige Begleitung mit, zum Beispiel einen Architekten oder Bausachverständigen. Denn Sanierungsbedarf oder Baumängel sind für Laien oft schwer zu erkennen. Prüfen Sie bei der zweiten Besichtigung gezielt Bausubstanz, Haustechnik und Energieeffizienz. Und kommen Sie zu verschiedenen Tageszeiten, um Geräusche, Verkehr oder Parksituation besser einschätzen zu können.
2. Unterlagen: Gründlich prüfen statt später bereuen
Je größer die Investition, desto wichtiger die Details. Achten Sie bei einer Bestandsimmobilie besonders auf folgende Unterlagen:
- Grundbuchauszug: Klärt Eigentumsverhältnisse, Grundstücksgröße und eventuelle Belastungen wie Grundschulden oder Nießbrauch.
- Flurkarte: Zeigt die exakten Grenzen und die Lage des Grundstücks.
- Energieausweis & Heizkosten: Geben Aufschluss über Energieeffizienz und laufende Betriebskosten.
Tipp: Sprechen Sie auch mit den Nachbarn. Sie kennen das Haus, die Umgebung und wissen oft mehr als das Exposé verrät.
3. Preisverhandlung: Argumente sammeln, selbstbewusst auftreten
Auch bei mehreren Interessenten lohnt sich eine Verhandlung. Bringen Sie gute Argumente mit – zum Beispiel Sanierungsbedarf, Vergleichspreise in der Region oder eine Einschätzung vom Gutachter. So haben Sie eine solide Grundlage für Preisgespräche.
Definieren Sie vorab zwei Zahlen: Ihren Wunschpreis als Verhandlungsbasis – und Ihre absolute Obergrenze, die nicht überschritten werden darf.
4. Kaufvertrag: Nicht blind unterschreiben
Der Kaufvertrag regelt alles – und sollte deshalb genau geprüft werden. Der Entwurf kommt vom Notar, aber verlassen Sie sich nicht allein darauf. Lesen Sie alles aufmerksam und lassen Sie den Vertrag idealerweise juristisch prüfen, bevor Sie zur Beurkundung gehen.
So vermeiden Sie Missverständnisse, rechtliche Fallstricke oder spätere Zusatzkosten.
5. Finanzierung: Angebote vergleichen spart bares Geld
Der naheliegende Weg führt oft zur Hausbank. Doch bequem ist nicht immer günstig. Schon kleine Unterschiede im Zinssatz oder bei den Laufzeiten machen bei Immobilienfinanzierungen einen großen Unterschied.
Vergleichen Sie Angebote verschiedener Banken oder Finanzierungsvermittler – nur so finden Sie die besten Konditionen für Ihr Vorhaben.
6. Finanzplanung: Puffer einbauen, Realität checken
Wie viel Immobilie können Sie sich wirklich leisten? Eine ehrliche Haushaltsrechnung hilft, das passende Budget zu ermitteln. Die monatliche Rate sollte Ihre Lebensqualität nicht einschränken – und es muss genug Spielraum bleiben für Rücklagen oder unerwartete Ausgaben.
Richtwert: Mindestens 20 Prozent Eigenkapital plus 10–15 Prozent für Nebenkosten sollten vorhanden sein. Planen Sie außerdem Sanierungskosten realistisch ein – und überschätzen Sie nicht Ihre handwerklichen Fähigkeiten. Auch an die Anschlussfinanzierung sollten Sie frühzeitig denken, zum Beispiel mit einem Bausparvertrag.
Sanierungsbedarf: Schauen Sie genau hin
Bei gebrauchten Immobilien gilt: „Gekauft wie gesehen.“ Offensichtliche Mängel lassen sich nachträglich kaum geltend machen. Deshalb sollten Sie kritisch prüfen – selbst wenn der Verkäufer zur Offenlegung versteckter Mängel verpflichtet ist.
Dokumentieren Sie sichtbare Schäden wie Risse, Feuchtigkeit oder veraltete Technik. Lassen Sie sich außerdem zeigen, was in den letzten Jahren renoviert, modernisiert oder ausgetauscht wurde. So erkennen Sie, was noch auf Sie zukommen könnte.
Fazit: Gut vorbereitet in die eigenen vier Wände
Der Kauf einer Immobilie ist ein großes Projekt – finanziell wie emotional. Umso wichtiger ist es, gut informiert und sorgfältig vorzugehen. Nehmen Sie sich die nötige Zeit, holen Sie fachlichen Rat ein und planen Sie vorausschauend. So sichern Sie sich ein Zuhause, das nicht nur heute, sondern auch morgen noch passt.
