Sparkassen und Landesbanken setzen im Eigengeschäft zunehmend auf Private Equity als Baustein für langfristige Rendite und Stabilität. Worauf müssen Depot-A-Manager bei der Beimischung achten und welche Angebote überzeugen auch in dynamischen Marktphasen?

Hohes Potential für Private Equity bei Sparkassen und Landesbanken.
Das Depot-A ist traditionell ein sehr konservatives Geschäft. Strenge regulatorische Anforderungen, vor allem hinsichtlich der Eigenkapitalhinterlegung, Liquidität sowie Planbarkeit der Erträge haben dafür gesorgt, dass das Treasury alternative „illiquide“ Anlageklassen wie Private Equity lange Zeit kaum in Betracht gezogen hat. Doch unter dem Druck der Niedrigzinsepoche bis 2022 erweiterte das Gros der Banken langsam den Blick und zog neben bonitätsstarken Staatsanleihen, Pfandbriefen und Co. auch Investitionen in die Private Markets in Betracht.
Mit dem Beginn des Ukraine-Krieg rückte neben der Rendite schließlich ein weiterer Vorteil stärker in den Fokus: Stabilität. Die Zinswende der Notenbanken als Reaktion auf die steigende Inflation ab 2023 ließ die Coupons neu emittierter Anleihen zwar kurzzeitig wieder etwas ansteigen. Dafür sackten die Kurse festverzinslicher Wertpapiere im Bestand ab. Was als Sicherheitsnetz für volatile Marktphasen gedacht war, erwies sich in der Praxis als zusätzlicher Stressfaktor im Depot-A: Gemäß Finanzstabilitätsbericht der Deutschen Bundesbank summierten sich die Abschreibungen auf Wertpapiere im ersten Halbjahr 2022 bei Sparkassen und Kreditgenossenschaften auf 12,3 Milliarden Euro.
Nachfrage nach Private Equity wächst
Als Reaktion hinterfragten viele Banken und Sparkassen die Zusammensetzung ihrer Asset-Allokation. Dies zeigt sich etwa im Rahmen der im Jahr 2022 vom Münchner Research Center for Financial Services der Steinbeis-Hochschule veröffentlichten Umfrage unter 112 Sparkassen, Volksbanken und Raiffeisenbanken. Das Ergebnis: Mehr als drei Viertel aller Geldhäuser waren zu diesem Zeitpunkt dabei, neue Anlageklassen in ihr Depot-A aufzunehmen. Das Interesse richtete sich hierbei laut Umfrage vor allem auf die Privatmärkte. Die Studie prognostizierte für 2030 einen Anteil von 16 Prozent an Alternativen Assets im Eigengeschäft. Das entspricht einer Verdoppelung gegenüber 2022.
Der Bankensektor folgt damit einem seit vielen Jahren positiven Trend. Der Datenanbieter Preqin rechnet damit, dass sich das verwaltete Vermögen in den Privatmärkten bis Ende 2029 auf rund 29,2 Billionen US-Dollar verdoppeln wird. Die jährliche Wachstumsrate läge damit bei 9,7 Prozent im Prognosezeitraum von 2023 bis Ende 2029. Private Equity sticht besonders hervor: Die Anlageklasse macht mit Abstand den größten Anteil im Alternatives-Segment aus und wird ihren Vorsprung laut Preqin weiter ausbauen. Der Datenanbieter prognostiziert, dass sich das verwaltete Vermögen von 5,8 Billionen auf 12 Billionen US-Dollar von Ende 2023 bis Ende 2029 mehr als verdoppeln wird.
Stabile Bewertungen
Das wichtigste Argument aus Bankensicht für eine Investition in Private Equity ist das attraktive Rendite-Risiko-Profil. Die Anlageklasse hat in der Vergangenheit vergleichsweise hohe Renditen erzielt und sich zugleich schwankungsarm entwickelt. Letzteres konnte man besonders eindrucksvoll zu Beginn der Covid-19-Krise beobachten. Während Aktien und Anleihen als Reaktion auf die Shutdowns 2020 und 2021 gleichermaßen stark schwankten, blieb der Wert von Private-Equity-Beteiligungen deutlich stabiler. Der Grund ist einerseits technischer Natur: Die Bewertungen werden in der Regel quartalsweise festgestellt und somit über den Zeitverlauf geglättet. Vor allem aber entfällt bei Private Equity die stark emotionale Komponente des öffentlichen Kapitalmarkts: Die Bewertungen sind durch die Illiquidität der Anlageklasse in erster Linie von den Fundamentaldaten der Unternehmen und weniger von der allgemeinen Stimmung, der Charttechnik oder automatisierten Orders geprägt.
Laut Cambridge Associate erzielte Private Equity im Langfristvergleich höhere Renditen als europäische oder globale Aktien.
Ein Selbstläufer ist aber auch ein Investment in Private Equity nicht. Wie in jeder anderen Anlageklasse kommt es auch hier auf eine wohl durchdachte Diversifikation auf mehreren Ebenen an: nach Unternehmen und Branchen ebenso wie nach Ländern, Regionen und Auflegungsjahren. Der Aufbau eines diversifizierten Fondsportfolios in Eigenregie ist aufwendig und kapitalintensiv. Viele Manager fordern von ihren Limited Partnern außerdem Mindestzusagen in Millionenhöhe.
Dachfonds für den Zugang, besonders zu attraktiven Marktsegmenten
Dachfonds ermöglichen mit nur einer einzigen Zeichnung die Investition in ein breit diversifiziertes Fondsportfolio. Dabei bilden die Anlageprodukte je nach Ansatz verschiedene Strategien, Größensegmente, geografische Regionen, Auflegungsjahre und Industriesektoren ab.
Sie eignen sich ebenso, um Zugang zu besonders attraktiven Marktsegmenten zu erhalten, die andernfalls aufgrund ihrer Komplexität nur schwer zu erschließen sind. Ein Beispiel ist der sogenannte Lower Mid-Market. Allein in den USA fallen rund 350.000 Unternehmen in dieses Segment.
Um aus dieser Masse an Opportunitäten diejenigen Fonds mit dem größten Outperformance-Potential zu identifizieren, braucht es viel Erfahrung und ein starkes Netzwerk. Denn die attraktivsten Lower Mid-Market Fonds mit Blick auf risikoadjustierte Renditen müssen nicht nur in einem undurchsichtigen Markt identifiziert werden, sondern sind in der Regel auch stark überzeichnet; diese Manager nehmen oft nur eine Handvoll Neu-Investoren auf. Versierte Dachfondsmanager haben sich in der Regel durch Zusammenarbeit bei vorigen Fonds oder langjährig aufgebauten Beziehungen als verlässlicher Partner erwiesen und werden daher auch bei neuen Fondsgenerationen bevorzugt berücksichtigt.
Lower Mid-Market mit strukturellen Vorteilen
Der Lower Mid-Market wiederum bringt eine Reihe struktureller Vorteile mit sich, die gerade in anspruchsvollen Marktphasen besonders zum Vorschein treten. Diese Vorteile scheinen für Banken mit ihren besonderen Anforderungen an Liquidität und Planbarkeit der Erträge besonders attraktiv. So bietet der Lower Mid-Market geringere Einstiegsbewertungen und damit verbunden niedrigere Fremdkapitalquoten im Vergleich zum Large-Cap Segment. Gleichzeitig eröffnen die oft inhabergeführten mittelständischen Unternehmen mehr Raum für operative Wertsteigerungen, etwa durch das Implementieren professioneller Managementstrukturen und -prozesse. Auch steht das Fördern des Mittelstands grundsätzlich im Einklang mit den übergeordneten Zielen besonders von Sparkassen und Volksbanken.
Mit Blick auf die Liquiditätsplanung sind vor allem die vielfältigeren Verkaufswege im unteren Marktsegment zuletzt stärker in den Fokus gerückt. Während Large-Cap-Fonds oft nur der IPO als Exit-Kanal bleibt, sind im Lower Mid-Market auch der Verkauf an größere Fonds und strategische Investoren gelebte Normalität. Dadurch bleiben Deal-Aktivität und Rückflüsse selbst in dynamischen Marktphasen vergleichsweise stabil – eine Eigenschaft, die wir jüngst auch in unseren eigenen Dachfondsportfolios beobachten konnten. Die Exit-Aktivität unserer Zielfonds blieb entgegen dem allgemeinen Markttrend in den vergangenen zwei Jahren konstant auf dem Niveau der transaktionsstarken Jahre 2021 und 2022. Das investierte Kapital hat sich über alle Unternehmensverkäufe im Schnitt ver-3,6-facht.