Der Hype um KI ist ungebrochen. Dennoch tun sich viele Unternehmen – auch Banken und Sparkassen – schwer mit einer breiten Umsetzung. Ein Grund dafür liegt in der bestehenden Unklarheit über den konkreten Nutzen.

Ist Künstliche Intelligenz wirklich der unverselle Problemlöser? Zweifel erscheinen angebracht.
© Tom Fishburne
Die meisten kennen den Psychologen Abraham Maslow als „Erfinder“ der Maslowschen Bedürfnishierarchie. Doch auf ihn geht auch das „Gesetz des Instruments“ (Law of the instrument) zurück, weshalb dieses auch als „Maslows Hammer“ bezeichnet wird.
Das Gesetz beschreibt eine kognitive Voreingenommenheit. Es besagt, dass Menschen, die mit einem Werkzeug oder einer bestimmten Vorgehensweise besonders vertraut sind, diese(s) auch dann benutzen, wenn eigentlich ein anderes Werkzeug bzw. eine andere Vorgehensweise besser zur Lösung des vorliegenden Problems geeignet wäre.
Vor- und Nachteile von Maslows Hammer
Die einfache Vorgehensweise hat den Vorteil des Komforts durch die Vertrautheit der Verwendung einer bekannten und bewährten Lösungsstrategie. Das bedeutet Schnelligkeit und hohe Effizienz.
Die Nachteile überwiegen jedoch: So ist die Flexibilität der Problemlösung stark eingeschränkt und – aufgrund des engen Fokus – wenig effektiv. Es besteht die Gefahr, Chancen und Innovationen durch den Einsatz geeigneterer Ansätze zu verpassen. Zudem erhöht sich der Widerstand gegen Veränderungen und neue Ideen.
(Gen)KI als Unversallösung
Spätestens seit ChatGPT dafür gesorgt hat, dass Künstliche Intelligenz zu einem Breitenthema geworden ist, hat man mitunter den Eindruck, dass (Gen)KI eine Lösung für nahezu jedes Geschäftsproblem darstellt – sozusagen ein Maslowscher Universalhammer.
Dies führt u.a. zu der bizarren Situation, dass viele Unternehmen für sich und ihre Produkte die ohnehin schon sehr lockere Definition von „AI Powered“ noch weiter ausdehnen.
Das wahre Potential von KI
Bei all dem aktuellen Hype sollte man nicht vergessen, dass Künstliche Intelligenz keine wirklich neue Erfindung ist. Es gibt den Begriff vielmehr seit 1956. Seit damals hat KI bereits einige Hype-Phasen durchlaufen, in denen die Technologie ihre Versprechungen größtenteils nur unzureichend erfüllen konnte. Es gilt daher den Hype vom wahren Potenzial der KI zu trennen.
KI ist nur ein Werkzeug
Zunächst ist es wichtig, zu verstehen, dass KI nur ein Werkzeug und nicht die Lösung selbst ist. KI kann das geeignete Werkzeug sein. Aber man sollte sie erst ausprobieren,
- wenn die herkömmliche Programmierung versagt,
- wenn etwas zu automatisieren ist, das mit vorhanden oder herkömmlichen Werkzeugen nicht gelingt,
- wenn der Bedarf so groß ist, dass man bereit ist, die Komplexität und die damit einhergehende Verringerung der Kontrolle in Kauf zu nehmen.
Für die Lösung vieler Herausforderungen in Unternehmen ist KI weder notwendig noch hilfreich. Statt den „Hammer“ KI zu nutzen sollte man unvoreingenommen zuerst einen Blick auf das Geschäftsproblem und dann auf den vorhandenen Werkzeugkasten werfen.