„Künstliche Intelligenz ist unser strategischer Schwerpunkt“

KI zwischen Anspruch und Realität

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Viele Unternehmen setzen auf Künstliche Intelligenz – doch was passiert, wenn Technologie zur Priorität wird, bevor klar ist, welches Problem sie lösen soll? Ein Blick auf Strategien, Denkfehler und neue Wege im Umgang mit KI.

Cartoon: KI-Strategien und die Realität der Umsetzung

Eine „AI-First”-Strategie kann schon vor der Umsetzung scheitern.
© Tom Fishburne

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Deloitte ist Partner des Bank Blogs

Viele Unternehmen senden widersprüchliche Signale, wenn es um den Einsatz Künstlicher Intelligenz geht. Einerseits wird KI als strategische Priorität ausgerufen, andererseits herrscht häufig große Unsicherheit in Bezug auf deren konkrete Umsetzung und Nutzung.

Nicht selten entsteht dadurch der Eindruck, dass die Versprechen der Technologie größer sind als die Fähigkeit vieler Organisationen, diese auch tatsächlich einzulösen. In manchen Fällen scheinen KI-Strategien sogar neue Probleme zu verursachen anstatt vorhandene Probleme zu lösen.

Der Hype um „KI-first“

Immer mehr Unternehmen – von Technologiekonzernen wie Google bis hin zu Unternehmensberatungen wie McKinsey – propagieren eine sogenannte „KI-first“-Strategie. Damit wird KI zur obersten strategischen Priorität erhoben, der andere Alternativen nachgeordnet werden. Auf den ersten Blick erscheint dieser Kurs nachvollziehbar, vielleicht sogar alternativlos: Die enormen Investitionen in KI-Technologien belegen das Vertrauen in eine zunehmend KI-getriebene Zukunft.

Doch Experten warnen: Dieser Fokus auf KI als Selbstzweck könnte sich als gravierender strategischer Fehler erweisen. Wenn Unternehmen KI über alle anderen Ziele stellen, drohen sie aus dem Blick zu verlieren, dass Technologie in erster Linie Mittel zum Zweck sein sollte – nämlich zur Lösung realer Herausforderungen.

Ein „KI-first“-Ansatz kann dazu führen, dass KI-Lösungen eingeführt werden, nicht weil sie konkrete Probleme adressieren, sondern weil der Einsatz von KI zum Selbstzweck wird. Das Resultat sind vielfach Lösungen auf der Suche nach Problemen – oder, im ungünstigsten Fall, neue Probleme durch schlecht durchdachte Anwendungen.

Technologie muss dem Menschen dienen

Das Problem liegt dabei nicht in der Technologie selbst, sondern in dem Irrglauben, dass KI zwangsläufig an erster Stelle stehen müsse. Damit wird ihr eigentlicher Zweck – die Unterstützung und Verbesserung menschlicher Arbeit – aus dem Blick verloren.

Viele Unternehmen behandeln KI bislang wie ein neues Produktivitätstool, vergleichbar mit einem besseren Taschenrechner oder einer ausgeklügelteren Tabellenkalkulation. Das war zu Beginn sinnvoll, greift heute jedoch zu kurz. Denn aktuelle Daten zeigen, dass KI inzwischen vor allem für kritisches Denken und komplexe Problemlösungen genutzt wird – und nicht mehr nur zur Automatisierung repetitiver Aufgaben.

KI verändert nicht nur die Art, wie Aufgaben erledigt werden, sondern auch das grundsätzliche Verständnis von Arbeit. Die Zukunft der Arbeit besteht nicht allein in der Anpassung des Menschen an die KI, sondern auch darin, dass Unternehmen ihre Strukturen, Teamarbeit und Managementmodelle neu denken. Das erfordert nicht nur Technologie, sondern auch ein neues organisatorisches Mindset.

KI als Teammitglied, nicht als Ersatz

Unternehmen, die das Potenzial von KI vollständig ausschöpfen wollen, müssen deshalb umdenken. KI sollte nicht als Ersatz für Menschen gesehen werden, sondern als intelligenter Teamkollege. Auch wenn KI kein Mensch ist, kann sie zentrale Vorteile der Zusammenarbeit bieten – etwa höhere Leistungsfähigkeit, Wissensaustausch und sogar positive emotionale Effekte.

Drei Prinzipien für erfolgreiche KI-Nutzung

Statt KI um ihrer selbst willen einzusetzen, sollten Unternehmen für eine erfolgreiche KI-Transformation eine strukturierte, dreistufige Vorgehensweise verfolgen:

1. Problemzentriert

Der Ausgangspunkt jeder KI-Initiative sollte stets ein konkretes Problem sein – nicht die Technologie selbst. Unternehmen müssen prüfen, wie KI gezielt eingesetzt werden kann, um strategische Ziele zu erreichen oder bestehende Herausforderungen effizienter, effektiver oder innovativer zu lösen.

2. Menschenorientiert

Im Mittelpunkt aller Überlegungen sollte der Mensch stehen. Es gilt, die Rolle der KI so zu gestalten, dass sie Mitarbeiter stärkt und ihnen hilft. Das erfordert aktive Kommunikation, ein tiefes Verständnis der Auswirkungen auf Kunden und Belegschaft sowie eine vorausschauende Betrachtung möglicher Verhaltensänderungen.

3. Prinzipiengesteuert

Unternehmen sollten ethische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte im Blick behalten und daraus eigene Leitlinien für den KI-Einsatz entwickeln. Wichtige Themen sind dabei Fairness, Vorurteile, Datenschutz und Transparenz. Alle KI-Projekte müssen mit den grundlegenden Unternehmenswerten in Einklang stehen.

Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

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