Kaum jemand kennt den neuen Bezahldienst

Schwieriger Start für Wero

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Der neue Bezahldienst Wero soll den Zahlungsverkehr in Europa unabhängiger von außereuropäischen Anbietern wie Paypal, Visa und Mastercard machen. Einer Umfrage zufolge ist er allerdings den meisten Menschen unbekannt.

Bezahldienst Wero mit Startschwierigkeiten

Wero: Ein europäischer Hoffnungsträger mit Startschwierigkeiten.

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Bislang gibt es im europäischen Zahlungsverkehr zahlreiche nationale Lösungen, die jedoch für grenzüberschreitende Zahlungen oder Online-Transaktionen auf außereuropäische Anbieter angewiesen sind. Die deutsche Girocard, etwa mit einem Co-Badge von Mastercard oder Visa ausgestattet, ist ein typisches Beispiel für diese Abhängigkeit. Auch Paypal dominiert weiterhin den Online-Zahlungsmarkt.

Der neue Bezahldienst Wero wurde mit dem Ziel eingeführt, den europäischen Zahlungsverkehr unabhängiger von US-Anbietern wie Paypal, Visa und Mastercard zu machen. Hinter dem Projekt steht die European Payment Initiative (EPI), ein Zusammenschluss europäischer Banken, der eine eigenständige Bezahllösung schaffen will. Wero soll es Verbrauchern ermöglichen, Geld zu senden, online einzukaufen und an der Ladenkasse zu bezahlen.

Verbreitung und Funktionsumfang von Wero

Aktuell können Kundinnen und Kunden der Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken sowie einiger PSD- und Sparda-Banken Wero nutzen. Die Postbank plant, das Angebot ebenfalls einzuführen, jedoch verzögert sich der Starttermin. Wero ermöglicht es Nutzern, per Instant Payment Geld zu senden – allerdings nur, wenn sowohl Sender als auch Empfänger ein Konto bei einer teilnehmenden Bank haben und dieses für den Dienst freigeschaltet ist.

Im Vergleich zu etablierten Konkurrenten wie Paypal bietet Wero derzeit noch kaum Mehrwert. Der Fokus liegt bislang allein auf der Geldsende-Funktion. Andere Funktionen wie das Bezahlen an der Ladenkasse oder im Internet, die einen deutlichen Mehrwert schaffen könnten, fehlen bisher.

Wero bei Verbrauchern weitgehend unbekannt

Eine aktuelle Umfrage des Vergleichsportals Verivox zeigt, dass 73 Prozent der Deutschen noch nie von Wero gehört haben. 88 Prozent wissen nicht, was Wero ist, und nur zwei Prozent haben den Dienst bereits genutzt. Von den Befragten konnten lediglich 12,2 Prozent Wero korrekt als Zahlungsdienst identifizieren.

Zehn Prozent der Teilnehmer erkannten zwar den Namen, konnten ihn jedoch nicht zuordnen. Weitere 5,5 Prozent hielten Wero fälschlicherweise für eine App zum Handeln mit Währungen, eine Geldanlage-App, eine Kreditkarte aus Holz oder einen Legitimierungsdienst.

Skepsis gegenüber den Marktchancen

Die Mehrheit der Befragten zeigt sich skeptisch, ob es den europäischen Banken gelingen wird, mit Wero eine ernsthafte Alternative zu den US-Anbietern zu etablieren. 61 Prozent glauben nicht daran, dass Wero Paypal oder anderen Wettbewerbern ernsthafte Konkurrenz machen kann. Allerdings sehen 39 Prozent eine Chance, dass Wero langfristig Erfolg haben könnte.

Vor allem jüngere Befragte schätzen die Marktchancen des Dienstes optimistischer ein. Unter den 18- bis 29-Jährigen glaubt eine knappe Mehrheit von 51 Prozent, dass Wero sich langfristig neben den etablierten Anbietern behaupten könnte.

Erfolgsbeispiele und Anforderungen für Wero

Ein Blick in die Schweiz zeigt, dass ein neuer Zahlungsdienst erfolgreich etabliert werden kann, wenn er genügend Kundennutzen bietet. Rund 60 Prozent der Schweizer nutzen den Bezahldienst Twint regelmäßig, um Geld zu senden, im Geschäft zu bezahlen oder Online-Käufe abzuwickeln. Twint bietet seinen Nutzern eine Vielzahl von Funktionen und hat sich so zu einem unverzichtbaren Alltagshelfer entwickelt.

Für Wero wird entscheidend sein, ob es den beteiligten Banken gelingt, den Dienst zügig zu einer vollumfänglichen Bezahllösung auszubauen. Dazu gehören Funktionen wie das Bezahlen an der Ladenkasse, Online-Transaktionen und weitere Anwendungen, die den Alltag der Nutzer erleichtern. Gleichzeitig müssen weitere Banken eingebunden werden, um die Verfügbarkeit und Attraktivität von Wero zu erhöhen.

Noch viel Potenzial, aber auch Hindernisse

Wero steht als neuer europäischer Bezahldienst noch am Anfang. Um sich gegen die etablierten US-Anbieter durchzusetzen, braucht es nicht nur eine breite Akzeptanz, sondern auch ein überzeugendes Leistungsangebot. Die nächsten Monate werden zeigen, ob Wero das Potenzial hat, den europäischen Zahlungsverkehr nachhaltig zu revolutionieren oder ob es ein weiteres Experiment bleibt, das an der Umsetzung scheitert.

Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

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Ein Kommentar

  1. Avatar

    Was z.b. ein absolutes No-Go für mich persönlich wäre, ist wenn sämtliche Wero Umsätze auf meinem Girokonto aufgelistet sind. Ich möchte „wichtige“ Umsätze wie z.B. Gehalt, Steuern usw. nicht zwischen 100 <5 Euro Umsätzen von Wero heraussuchen müssen.

    Der Knackpunkt wird sein, ob es die Banken schaffen Wero wirklich als attraktive Alternative zu Paypal, Apple Pay und Co. auszubauen. Attraktiv ist, wenn es nicht so ähnlich, sondern besser wird wie die bestehenden und etablierten Dienste.

    Erfahrungsgemäß wird das Ganze von den beteiligten Banken nach und nach fallen gelassen und in spätestens fünf Jahren liest man dann, dass der Dienst wegen Erfolglosigkeit eingestellt wurde.

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