Ist es sinnvoll Software Testing Services auszulagern?

Möglichkeiten und Bewertung

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Die Auslagerung des Software Testings (manuelles Testen, Testautomatisierung, Testmanagement, Abnahme etc.) – in Teilen oder sogar vollständig – kann sinnvoll und lohnend sein, wenn internen Ressourcen knapp sind oder gar fehlen. Welche Möglichkeiten bieten sich?

Auslagerung von Software Testing in Banken

Möglichkeiten, sowie Vor- und Nachteile einer Auslagerung von Software Testing in Banken.

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Wer kennt das nicht? Die Software-Tests für den Releasewechsel sollen starten und es stehen nicht genügend Mitarbeitende aus den Fachabteilungen zur Verfügung. Die Ursachen sind vielschichtig wie Überlastungen im Tagesgeschäft, konkurrierende Projekte, Urlaubszeiten oder hohe Krankenstände. Eine Verschiebung der Tests kann allerdings dazu führen, dass dringend benötigte oder gesetzlich vorgeschriebene Funktionen nicht ausgerollt werden. Gegebenenfalls müssen auch Nachfolgeprojekte warten. Ein Verzicht auf ausreichende Tests führt häufig zu fehlerhaft ausgelieferter Software. Es drohen finanzielle Einbußen und Imageschäden. Insbesondere für die durch hohe regulatorische Anforderungen geprägte Finanzbranche kann das schwerwiegende Konsequenzen haben.

Auf der anderen Seite gibt es zahlreiche IT-Beratungen auf dem Markt, die externe Software Testing Services in verschiedensten Facetten und Formen anbieten. Nachstehend werden die Dienstleistungen nach Eignung für die Auslagerung untersucht und bewertet.

Automatisierung von Tests

Kurze Release-Zyklen, agiles Projektvorgehen, Konzepte wie Continuous Integration und Continuous Delivery sowie die zunehmende Komplexität von Software erfordern immer mehr Tests in immer engeren Zeitfenstern. Dies ist von den Fachabteilungen in der Regel kaum mehr leistbar. Daher beschäftigt sich fast jedes große oder mittelgroße Unternehmen in den letzten Jahren mit dem Thema Testautomatisierung. Sie lohnt sich insbesondere für mehrfach zu wiederholende Tests. Weitere Vorteile sind die Nutzung der Scripts, um Testdaten bereitzustellen sowie die Möglichkeit, die Tests außerhalb von Regelarbeitszeiten als Hintergrundjobs ausführen zu lassen. In vielen Banken hat sich ein Automatisierungsgrad zwischen 50 und 70 Prozent des Testfallkatalogs etabliert; einige Unternehmen liegen knapp unter 100 Prozent .

Wenn für die Testautomatisierung weder die Tool- und Methodenlandschaft noch das Know-how vorhanden sind, kann hier die Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern sinnvoll sein. Das Einsatzspektrum kann von der Einführung und Ausbildung bis hin zur eigenverantwortlichen und umfänglichen Ausführung der Testautomatisierung reichen.

Manuelles Testen

Umfangreiche Testfallkataloge bei nicht ausreichend verfügbaren Tester-Ressourcen führen oft zum Scheitern von Projektplänen und dazu, dass Rollout-Termine verschoben werden müssen. Auch die Testautomatisierung ist hier kein Allheilmittel. Schnittstellentests zu Drittsystemen oder der Abgleich von Druckausgaben eigenen sich nicht für die Automatisierung. Und die Fachbereiche sollten Key-Features oder neue Funktionen selbst testen und bewerten.

Für das manuelle Testen kann die Inanspruchnahme externer Dienstleistungen wie das Durchführen und die Dokumentation von Standardtests oder das Überprüfen und Bewerten von Ergebnissen aus der Testautomatisierung durchaus eine lohnende Alternative zu drohenden Projektverschiebungen und schlechter Stimmung in der internen Testmannschaft sein. Elementare Voraussetzung sind gute bis sehr gute Prozess-Skills und Anwendungskenntnisse des Dienstleisters.

Abnahme und Rollout von Software

Grundvoraussetzung für die Abnahme und den Rollout von Software sind vollständig dokumentierte und nachvollziehbare Tests. Für Finanzdienstleister gelten hier hohe regulatorische Anforderungen. Der Abnahmeprozess beinhaltet Folgendes: die Testdokumentation auf Vollständigkeit zu prüfen und deren Qualität zu sichern, die Abnahmedokumente und -anhänge vor- und aufzubereiten, abnahmeverhindernde Fehler mit Fachbereichen und IT abzustimmen sowie Abnahme-Workshops durchzuführen.

Diesen Prozess an Extern zu vergeben, lohnt sich vor allem dann, wenn der beauftragte Dienstleister auch für das Testmanagement im Hause im Einsatz und mit den Tests und deren Ergebnissen vertraut ist. Als Zusatznutzen sollte vereinbart werden, dass die angewandten Werkzeuge, Verfahren und Vorlagen zukünftig auch für interne Tests verwendbar sind.

Testmanagement

Tests zu konzipieren, zu planen und zu koordinieren sowie das Fehlermanagement oder auch die Abnahmen vorzubereiten bedeutet einen hohen Aufwand und insbesondere bei nicht erfolgreichen Testzyklen viel Stress für interne Mitarbeitende. Auch diese Tätigkeiten können sinnvoll an Dienstleister ausgelagert werden. Voraussetzungen sind hier methodische Kompetenz und gute Skills in den zu testenden Prozessen und Anwendungen. Wichtige Nebeneffekte können die Übernahme von erprobten Methoden und Verfahren in die internen Abläufen sein.

Sondertests

Reine Funktionstests der auszurollenden Software reichen heutzutage in der Regel nicht mehr. Gefordert werden z. B. für Online-Portale Last- und Performance-Tests, Sicherheitstests (insbesondere Penetration-Tests) oder Tests und Zertifizierungen für die Barrierefreiheit. Das notwendige Know-how und die dafür notwendigen Werkzeuge sind nur selten in der internen IT vorhanden. Hier ist der externe Einkauf oft die einzige Lösung, um diese Tests abzudecken.

Testing Full Service

Die oben skizzierten Software Testing Services lassen sich einzeln an Dienstleister auslagern. Es kann aber durchaus auch sinnvoll sein, alle Tests inklusive Vor- und Nacharbeiten vollständig an Extern zu vergeben. Der Mitwirkungsgrad internen Personals wird dann z. B. in der Testkonzeption dokumentiert. Der Auftraggeber kümmert sich ausschließlich um nicht auslagerungsfähige Tätigkeiten wie die Abnahme und Freigabe und eventuell im Testkonzept vereinbarte Mitwirkungspflichten. Dazu zählen z. B. das Fixing von Fehlern oder die Teilnahme an Meetings. Alle anderen Tätigkeiten liegen beim Auftragnehmer.

Wichtige Erfolgsfaktoren sind z. B. eine langfristige Zusammenarbeit mit dem externen Dienstleister und darin beliebig skalierbare Mitwirkungsleistungen zu vereinbaren. Sehr gute Skills in den zu testenden Anwendungen und Prozesse sind Grundvoraussetzung.

Monetäre Betrachtung

In Stein gemeißelte Aussagen sind schwierig zu treffen. Sondertests auszulagern ist oft alternativlos. Hier empfiehlt sich ein Vergleich der Anbieter. Investitionen in die Testautomatisierung lohnen sich insbesondere für Regressionstests und amortisieren sich erfahrungsgemäß nach dem vierten oder fünften Testdurchlauf. Die Bereitstellung von Testdaten mit denselben wiederverwendbaren Automatisierungen beschleunigt diesen Prozess. Schwieriger wird es, Kosten-/Nutzenfragen für manuell durchzuführende Tests zu beantworten. Die Tagesätze für Externe liegen in der Regel über den internen Verrechnungssätze von Mitarbeitenden der Fachabteilungen. Die externen Mehrkosten lassen sich aber durch ungeplante Aufwendungen für verzögerte Projekte oder fehlerhaft ausgelieferte Software rechtfertigen.

Im Full-Service-Ansatz lassen sich die Kosten für die Testkonzeption auf den externen Dienstleister verschieben (siehe Abbildung). Die Abgabe eines seriösen Angebotes ist erst möglich, nachdem die Rahmenbedingungen abgestimmt und die Mitwirkungspflichten durch den Auftraggeber definiert sind.

Kostenverlagerung für die Testkonzeption auf den Dienstleister

Im Full-Service-Ansatz lassen sich die Kosten für die Testkonzeption auf den Dienstleister verschieben. Ein seriöses Angebot ist erst möglich, wenn die Rahmenbedingungen abgestimmt und die Mitwirkungspflichten durch den Auftraggeber definiert sind.

Erfolgsfaktoren für die Auslagerung

Sind interne Ressourcen und Skills nicht ausreichend vorhanden, lohnt es sich, die Auslagerung einzelner Tests oder auch Full-Service-Angebote in Betracht zu ziehen. Mittelfristig ermöglichen entlastete interne Tester, dass sich die Fachbereiche auf die originären Geschäftsprozesse fokussieren können. Als Versuchsballon kann z. B., da regelmäßig wiederkehrend und abgrenzbar, die externe Durchführung von Releasewechsel-Tests gestartet werden.

Wesentlicher Erfolgsfaktor ist das Vertrauen in die Kompetenz und Leistungsfähigkeit des externen Dienstleisters sowohl hinsichtlich der Methoden als auch der zu testenden Prozesse und Anwendungen.

Über den Autor

Dieter Koenen

Dieter Koenen ist Manager für Consulting & Testing Services bei der innobis AG. Der Diplom-Wirtschaftsinformatiker hat langjährig Erfahrung als IT- und SAP-Berater und leitete zahlreiche Software-Testing-Großprojekte im Bankenumfeld.

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