„Mit Visa DPS bleiben Banken zukunftsfähig“

Interview mit Frank Reuter, Head of DPS Europe bei Visa

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Visa hat vor kurzem den neuen Issuer Processing Service Visa DPS für Kartenzahlungsabwicklung auf dem europäischen Markt eingeführt. Über die Hintergründe und Besonderheiten habe ich mich mit dem Verantwortlichen, Herrn Frank Reuter, unterhalten.

Visa Issuer Processing Service für Kartenzahlungsabwicklung

Visa Issuer Processing Service für Kartenzahlungsabwicklung.

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Visa hat vor kurzem den neuen Issuer Processing Service Visa DPS auf dem europäischen Markt eingeführt. DPS steht dabei für Debit Processing Services. Dieser bietet Banken die Möglichkeit, ihre Kartenzahlungsabwicklung entsprechend den neuesten technologischen Entwicklungen in Bezug auf Geschwindigkeit, Sicherheit und digitales Bezahlerlebnis für Verbraucher zu gestalten. Außerdem gewährleistet der neue Service ein hohes Maß an Individualisierung – sowohl bei Transaktionen als auch beim Kartenmanagement.

DPS unterstützt digitale Karten, einschließlich sofortiger digitaler Kartenausgabe, Verwaltung von Karten- und Kontodaten und PCI-konformer APIs. Darüber hinaus kann der Service die Leistung und die Profitabilität von Kartenausgabesystemen verbessern und die Betrugsraten senken. Als erstes Finanzinstitut in Europa nutzt die DKB den neuen Service.

Frank Reuter, Head of DPS Europe bei Visa, im Interview

Zu den Hintergründen von Visa DPS konnte ich mich mit Frank Reuter, Head of DPS Europe bei Visa, unterhalten. In seiner Funktion ist er verantwortlich für den Rollout von Visa DPS in Europa sowie die Weiterentwicklung des Produkts im Markt. Bevor Frank Reuter im März 2020 zu Visa kam, war er lange in verschiedenen Positionen für die Financial Services des britischen Telekommunikationsunternehmens BT Group tätig – zuletzt als Global Head of Radianz Solutions.

Frank Reuter - Head of DPS Europe, Visa

Frank Reuter ist Head of DPS Europe bei Visa und für den Rollout und die Weiterentwicklung verantwortlich.

Visa DPS ist ein kombinierbarer Mehrwertdienst

Der Bank Blog: Bitte erklären Sie unseren Lesern doch in drei kurzen Sätzen, was sich hinter Visa DPS verbirgt und was es so besonders macht.

Frank Reuter: Der Issuer Processing Service Visa DPS ist einer der weltweit größten Zahlungsabwickler für Visa Transaktionen. Der Service sorgt für schnelle und sichere Zahlungsabwicklungen und unterstützt Banken dabei, ihren Kunden ein digitales Nutzungserlebnis zu ermöglichen. Visa DPS ist so besonders, da es ein Mehrwertdienst ist, den Banken mit vielen weiteren Mehrwertdiensten kombinieren können.

Aufbau und Funktionsweise von Visa DPS

Der Aufbau und die Funktionsweise von Visa DPS im Überblick.

Der Bank Blog: In Nordamerika wird Visa DPS schon seit vielen Jahren genutzt, warum kommt es erst jetzt nach Europa?

Frank Reuter: Das liegt daran, dass sich der digitale Zahlungsverkehr auf dem europäischen Markt kontinuierlich weiterentwickelt hat. Bei kartenausgebenden Banken und Finanzinstituten sehen wir daraufhin einen Innovationsbedarf. Und Visa DPS ist gut aufgestellt, um diesen Bedarf zu decken.

Unseren Kunden geht es hierbei allerdings nicht nur darum, Verbraucherzahlungen zu ermöglichen und zu erleichtern. Wir beobachten auch, dass das Interesse an Mehrwertdiensten wächst. Und hier ist Visa DPS unsere Antwort. Durch eine Entscheidung für DPS greifen Banken auf eine umfassende Komplettlösung zurück. Die reicht von der Zahlungsabwicklung über die Autorisierung einschließlich Mehrwertdiensten und Kampagnenmanagement bis hin zu Betrugsprävention und Risikomanagement.

Es ist richtig, dass Visa DPS von US-Banken seit vielen Jahren eingesetzt wird – inzwischen sind es mehr als 20 Jahre. In den USA wickelt Visa DPS mit mehr als 44 Milliarden Transaktionen pro Jahr über 50 Prozent aller Visa Debit Transaktionen ab. Mit Visa DPS stellen wir den Banken und Finanzinstituten in Europa jetzt eine bereits bewährte und zuverlässige Lösung zur Verfügung.

Insgesamt gesehen senden wir der deutschen und der europäischen Payment-Branche mit der Einführung des Services ein starkes Signal bezüglich des Mehrwerts, den Visa seinen Partnern damit bieten kann.

Hohes Level an Individualisierungsmöglichkeiten

Der Bank Blog: Welche Vorteile bietet das System den Banken und Finanzinstituten?

Frank Reuter: Für kartenausgebende Finanzinstitute ist vor allem das hohe Level an Individualisierungsmöglichkeiten von Vorteil. Bei Transaktionen, aber auch beim Kartenmanagement. So kann Visa DPS beispielsweise mit anderen Visa APIs und Diensten gekoppelt werden und das Erlebnis der Karteninhaber damit weiter personalisieren. Hierzu zählen unter anderem der Visa Account Updater, Visa Campaign Solutions und der Visa Token Service.

Ein besonderes Merkmal von Visa DPS ist, dass es sich um eine globale Plattform handelt. Über APIs erhalten Banken einfach Zugriff auf neue Funktionen, die sie dann in mobilen Apps oder auf ihrer Webseite einbinden können. Und damit unterstützen wir unsere Kunden unmittelbar bei der Digitalisierung.

Wichtig ist außerdem, dass die kartenausgebenden Banken bei Visa DPS immer eine mitgestaltende Rolle einnehmen. Gemeinsam arbeiten wir fortlaufend an der Entwicklung neuer Funktionen und Innovationen.

Der Bank Blog: Wie lässt sich Visa DPS in die bestehenden Systeme der Banken integrieren?

Frank Reuter: Da wir unsere Services in API-basierten Formaten bereitstellen, können Visa Partnerbanken DPS auch ganz einfach über APIs in ihre bestehende Infrastruktur integrieren.

Senkung der Betrugsrate um 25 Prozent

Der Bank Blog: Visa DPS verspricht, die Betrugsraten erheblich zu senken. Wie gelingt dies?

Frank Reuter: In den USA ist die Betrugsrate bei kartenausgebenden Finanzinstituten, die Visa DPS nutzen, um 25 Prozent niedriger als bei denen, die Visa DPS nicht nutzen.

Das liegt unter anderem daran, dass unser Risk und Fraud Management System aus mehrstufigen, maßgeschneiderten Sicherheitsstrategien besteht. Es werden zum Beispiel künstliche Intelligenz und Machine Learning inklusive Echtzeit-Reporting zur Erkennung von Mustern genutzt. Es werden mehrere neuronale Netzwerk-Scoring-Modelle zur Bewertung des Kundenverhaltens verwendet. Die bewerten jede von DPS verarbeitete Transaktion parallel. Gepaart mit unseren flexiblen Risk Systemen ermöglichen diese Scoring Values eine hohe Betrugserkennung.

Außerdem nutzen wir generell die globalen hohen Visa Security Standards, zum Beispiel die Message-Level-Encryption oder die Ende-zu-Ende Verschlüsselung.

Eine große Rolle spielen zusätzlich die Investitionen von Visa in Cybersecurity: weltweit haben wir hier in den letzten fünf Jahren neun Milliarden US-Dollar investiert. Dies hat zum Beispiel dazu beigetragen, dass im letzten Jahr Betrugsschäden im Wert von schätzungsweise 25 Milliarden US-Dollar vermieden werden konnten und die Betrugsrate bei unter 0,1 Prozent liegt, eine der niedrigsten Betrugsraten aller Zahlungsformen.

Kunden profitieren von personalisierbaren Funktionen rund um die Bezahlkarte

Der Bank Blog: Welche Neuerungen und Vorteile bietet Visa DPS für die Kunden von Finanzinstituten?

Frank Reuter: Karteninhaber können vor allem von den personalisierbaren Funktionen rund um ihre Bezahlkarte profitieren, die ein DPS-gestütztes Programm ermöglicht. Hierzu gehören Tools zum digitalen Kartenmanagement, das Einstellen von Limits, das Einsehen von Ausgaben und das Sperren der Karte.

Unsere Marktforschung zeigt beispielsweise, dass deutsche Verbraucher Kontrolle über ihre Finanzen haben möchten. Etwa neun von zehn Personen geben an, dass es ihnen wichtig sei, einen guten Überblick über ihre Ausgaben zu haben. So die Ergebnisse des Visa Mobile Payment Monitors aus dem Jahr 2021. Diese Möglichkeit bietet DPS in Kombination mit Visa Debit den Verbraucher.

Der Bank Blog: Die DKB hat bislang als erste und einzige Bank DPS eingeführt. Welche weiteren Banken erwarten Sie auf Ihrer Kundenliste?

Frank Reuter: Die DKB nimmt hier eine Vorreiterrolle in Europa ein und legt somit den Grundstein für die europäische Expansion von DPS. Wir sind im Gespräch mit weiteren Partnerbanken.

Digitales Bezahlen gewinnt weiter an Relevanz

Der Bank Blog: Welche Weiterentwicklungen sind für die nächsten Jahre geplant?

Frank Reuter: Ich gehe davon aus, dass digitales Bezahlen in Zukunft weiter an Relevanz gewinnen wird, zum Beispiel in Check-out-Lösungen im Onlinehandel. Die physische Karte wird uns aber voraussichtlich auch in einigen Jahren noch begleiten. Was ich jedoch erwarte: Die Plastikkarte wird weniger sichtbar sein, sie wird ja schon heute immer häufiger virtuell in Wallets hinterlegt, und ist dort beim mobilen Bezahlen im Smartphone zu sehen. Der Zugang wird integrierter sein. Unser Ziel ist es, dass das Bezahlen immer nutzungsfreundlicher wird und noch reibungsloser abläuft – und das bei gleichbleibender Sicherheit und Zuverlässigkeit. Visa DPS kann aufgrund seiner Struktur die Innovationen, die Visa ermöglicht, den Partnern in Zukunft direkt zur Verfügung stellen. Damit helfen wir unseren Partnerbanken, im Bereich digitales Bezahlen zukunftsfähig zu bleiben.

Der Bank Blog: Vielen Dank für das Gespräch.

Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

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