Instant Payments: Schnelle Überweisungen in Echtzeit

Neue Regelungen schaffen Effizienz und Herausforderungen

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Die neue EU-Regulierung zu Instant Payments soll Zahlungsdienste beschleunigen und Instant zum „new normal“ machen. Doch was bedeutet das für Banken und ihre Kunden? Wo liegen die Vorteile und wo die damit verbundenen Herausforderungen?

Instant Payments ermöglichen mehr Effizienz im Zahlungsverkehr

Instant Payments ermöglichen mehr Effizienz im Zahlungsverkehr, sind aber für Banken auch mit Herausforderungen verbunden.

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Mit der Einführung der Instant Payment-Regulierung durch die EU steht die Zahlungsdienstleistungsbranche vor einem Wandel. Die Vorschrift tritt am 9. April 2024 in Kraft und verpflichtet Banken, Instant Payments kanalübergreifend (auch beleghaft) anzubieten. Das bedeutet: Überweisungen können künftig in Sekundenschnelle – rund um die Uhr, an jedem Tag der Woche erfolgen. Dies schafft neue Effizienzstandards für Endverbraucher und Unternehmen.

Allerdings sind auch erhebliche Herausforderungen mit der Einführung verbunden. Besonders für Unternehmen, die große Transaktionsvolumina abwickeln, ist die richtige Nutzung von Instant Payments entscheidend. Banken wiederum müssen ihre Systeme anpassen, um nicht nur den technischen Anforderungen und der notwendigen Systemperformance zu entsprechen, sondern auch sicherzustellen, dass sie stets über ausreichende Liquidität verfügen – insbesondere bei IP-Transaktionen außerhalb der TARGET-Öffnungszeiten. Der Schlüssel dazu wird eine klare und präzise Kommunikation mit den Kunden sein, um deren Nutzungsverhalten und Erwartungen frühzeitig einschätzen zu können.

Chancen der Instant Payment-Regulierung

Die Einführung von Instant Payments bietet zahlreiche Vorteile für die europäische Wirtschaft. Für Endkunden und Unternehmen bedeutet dies eine drastische Beschleunigung des Zahlungsverkehrs. Überweisungen erreichen den Empfänger innerhalb von Sekunden, was besonders im Onlinehandel und für Dienstleister, die auf schnelle Geldflüsse angewiesen sind, vorteilhaft ist. Kunden profitieren von der erhöhten Flexibilität und der Möglichkeit, Zahlungen in Echtzeit abzuwickeln, was sowohl die Liquidität als auch die Zufriedenheit steigern kann.

Zudem bringt die Gebührenangleichung zwischen Instant Payments und klassischen SEPA-Überweisungen (SCT) zusätzliche Attraktivität. Die Regulierung schafft so einheitliche Kostenstrukturen, die es Unternehmen erleichtern, ihre Zahlungsströme zu optimieren und Entscheidungen auf Basis transparenter Gebührenstrukturen zu treffen. Diese Faktoren tragen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Zahlungsverkehrsmarktes bei und fördern gleichzeitig innovative Geschäftsmodelle.

Herausforderungen für Banken und Zahlungsdienstleister

Auf die Banken und Zahlungsdienstleister kommen durch Instant Payments einige Herausforderungen zu:

Technische Anpassungen und Echtzeitfähigkeit

Um Instant Payments zuverlässig und sicher anbieten zu können, müssen Banken ihre technischen Systeme und Prozesse erheblich erweitern. Dies betrifft insbesondere die Echtzeitfähigkeit der Kernbanksysteme sowie die Anpassung der Einreichungskanäle und Workflows für das Sanktionsscreening. Ein zuverlässiges Echtzeit-Management ist dabei essenziell, um den hohen Anforderungen gerecht zu werden und Transaktionen in Sekundenschnelle sicher zu verarbeiten. Gleichzeitig erfordert die Anpassung der IT-Infrastruktur eine detaillierte Liquiditätsplanung, um das Risiko von Liquiditätsengpässen zu minimieren​.

Compliance und Verification of Payee (VoP)

Eine zusätzliche regulatorische Anforderung ist die sogenannte Verification of Payee (VoP), also die Namensprüfung des Zahlungsempfängers zur jeweiligen IBAN. Diese Prüfung soll die Sicherheit erhöhen, stellt Banken jedoch vor neue Herausforderungen im Bereich der Datenverwaltung und IT-Integration. Die Einführung des VoP-Dienstes soll Fehler und Betrug minimieren, erfordert jedoch eine enge Abstimmung zwischen den IT-Systemen einer Bank und zusätzlich zwischen den Zahlungsdienstleistern, um reibungslose Abläufe sicherzustellen.

Notwendigkeit der Kundenkommunikation und Auswirkungen auf die Liquidität

Ein zentraler Punkt für Banken ist die Kommunikation mit den Kunden, insbesondere mit Firmenkunden, die regelmäßig hohe Volumen an Transaktionen abwickeln. Unternehmen müssen über die Instant Payment-Funktionen und deren potenziellen Einfluss auf ihre Zahlungsströme informiert und beraten werden. Dabei ist es für Banken unerlässlich, genau zu verstehen, wie ihre Kunden Instant Payments künftig nutzen werden. Die Transparenz über das voraussichtliche Nutzungsverhalten ist entscheidend, um Liquiditätsengpässe vorzubeugen.

Transaktionen außerhalb der TARGET-Öffnungszeiten

Ein besonders kritisches Thema ist die Abwicklung großer Instant Payment-Transaktionen außerhalb der TARGET-Öffnungszeiten. Da in diesen Zeiträumen die üblichen Liquiditätsquellen eingeschränkt sind, besteht das Risiko, dass Dedicated Cash Accounts (DCA) von Banken und Zahlungsdienstleistern leergefegt werden könnten, was einen gänzlichen Stillstand (Ablehnungen) der ausgehenden Instant Zahlungen bis zum nächsten TARGET-Tag zur Folge hätte. Ohne präzise Vorausschau und geeignete Kommunikationsstrategien könnten in solchen Fällen Liquiditätsprobleme auftreten, die die Stabilität des Zahlungsverkehrs gefährden und Unzufriedenheit bei Kunden weckt.

Hier ist eine frühzeitige und klare Abstimmung zwischen Banken und ihren Firmenkunden unverzichtbar. Banken müssen sicherstellen, dass ihre Kunden die Risiken und Vorteile der Echtzeitüberweisungen verstehen und idealerweise Prognosen zur erwarteten Nutzung abgeben können. Eine partnerschaftliche Kommunikation ist dabei der Schlüssel, um Zahlungsströme effektiv zu steuern und Liquiditätsreserven entsprechend anzupassen.

Schnellerer, flexiblerer und effizienterer Zahlungsverkehr

Die Instant Payment-Regulierung markiert einen entscheidenden Schritt hin zu einem schnelleren, flexibleren und effizienteren Zahlungsverkehr in Europa. Die Vorteile für Endverbraucher und Unternehmen sind vielversprechend: schnellere Geldflüsse, transparente Gebühren und erweiterte Zahlungsoptionen rund um die Uhr. Für Banken und Zahlungsdienstleister bedeuten diese Änderungen jedoch erhebliche Investitionen in die technische Infrastruktur und die Notwendigkeit, neue Compliance-Standards und Prozesse zu integrieren.

Die Herausforderung liegt besonders in der Liquiditätsplanung, da große Transaktionen außerhalb der üblichen Öffnungszeiten spezifische Anforderungen mit sich bringen. Die Kommunikation mit Firmenkunden wird hierbei zum Schlüsselfaktor, um Nutzungsverhalten frühzeitig zu verstehen und Engpässe zu vermeiden. Mit einer erfolgreichen Implementierung könnte Instant Payment langfristig dazu beitragen, den europäischen Zahlungsverkehr zu revolutionieren und die Wettbewerbsfähigkeit des Euro-Systems zu stärken.

Über den Autor

Stefan Schamberger

Stefan Schamberger ist Direktor für Payment Services bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Der Diplom Betriebswirt (VWA) verantwortet die operative Abwicklung und ausgewählte aufsichtsrechtliche Meldungen des SEPA-Zahlungsverkehrs. Er war zuvor u.a. für equensWorldline und die PB Firmenkunden AG tätig.

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