Die Treue zur Hausbank bröckelt weiter: Kontowechsel und Mehrfachbankverbindungen sind längst Alltag. Digitale Services, neue Wettbewerber und veränderte Kundenansprüche verändern den Markt – und zwingen Banken zu neuer Kundenbindungsstrategie.

Digitale Services erleichtern den Kontowechsel zwischen Banken.
Das traditionelle Hausbankprinzip, bei dem Privatkunden über Jahrzehnte hinweg eine exklusive und langjährige Geschäftsbeziehung zu einer einzigen Bank pflegen, verliert in Deutschland weiter an Bedeutung. Immer mehr Verbraucher wechseln regelmäßig ihr Girokonto oder unterhalten mehrere Bankverbindungen parallel. Dies bestätigt eine aktuelle Bitkom-Umfrage, deren Ergebnisse dem Bank Blog vorliegen.
Die Umfrage zeigt: Die Treue zur Hausbank ist im freien Fall. Bereits 57 Prozent der Deutschen haben ihr hauptsächlich genutztes Girokonto mindestens einmal gewechselt – ein Wert, der sich seit 2016 mehr als verdoppelt hat. Der Trend wird durch digitale Kontowechsel-Services zusätzlich beschleunigt. Für Banken bedeutet dies, dass es längst nicht mehr reicht, junge Kunden zu gewinnen. Entscheidend ist heute, Bestandskunden mit attraktiven Angeboten zu binden und wechselbereite Kunden aus allen Altersgruppen gezielt anzusprechen.

Der Anteil der Bankwechsler nahm in den letzten Jahren stetig zu.
Wechselbereitschaft steigt weiter an
Auch die Häufigkeit von Kontowechseln nimmt kontinuierlich zu. Im Jahr 2025 geben nur noch 9 Prozent der Wechsler an, ihr Konto bisher nur einmal gewechselt zu haben. 19 Prozent haben den Schritt zweimal vollzogen, 37 Prozent dreimal und 29 Prozent bereits viermal. Sogar fünf oder mehr Kontowechsel verzeichnen 4 Prozent der Befragten – ein deutlicher Anstieg gegenüber den Vorjahren.

Im Laufe der letzten Jahre haben immer mehr Kunden häufiger ihr Girokonto zu einer anderen Bank verlegt.
Parallel dazu zeigt sich ein klarer Trend zur Mehrfachbankverbindung: Fast 80 Prozent der Deutschen sind mittlerweile Kunden bei mehr als einer Bank. Im Durchschnitt nutzen sie die Dienstleistungen von zwei Instituten. Nur 22 Prozent haben noch eine ausschließliche Geschäftsbeziehung zu einer einzelnen Bank, während 40 Prozent bei zwei, 29 Prozent bei drei und 7 Prozent bei vier oder mehr Banken aktiv sind.

Kontosammeln ist über die Jahre in Mode gekommen.
Digitale Umzugshelfer erleichtern den Bankwechsel
Wer früher die Bank wechseln wollte, musste Kontoauszüge durchforsten, Lastschriften manuell umstellen und Formulare einreichen. Heute hingegen lässt sich der Kontowechsel mithilfe eines digitaler Umzugsservices, der den Kontowechsel automatisiert und die Umstellung laufender Zahlungen und Lastschriften übernimmt, mit wenigen Klicks digital erledigen.
Trotzdem besteht bei vielen Bankkunden immer noch eine gewisse Skepsis, mit dem Hauptkonto umzuziehen: 36 Prozent haben bei einem Kontowechsel nach eigenen Angaben immer Sorge, dass es schief gehen könnte. Und das, obwohl bei zwei Dritteln der Kontowechsler der letzte Wechsel völlig problemlos lief.
Möglicherweise ist die Skepsis darin begründet, dass unter denjenigen, die bereits ihr hauptsächlich genutztes Girokonto gewechselt haben, nur 31 Prozent einen automatisierten Umzugsservice in Anspruch genommen haben. Unter den 16- bis 29-Jährigen waren 48 Prozent. Bei den Älteren ab 65 Jahren hingegen nur 17 Prozent.
Preis, Sicherheit und Komfort als Hauptkriterien
Bei der Wahl einer Bankverbindung sind die zentralen Entscheidungskriterien in den letzten Jahren weitgehend stabil geblieben. Für 96 Prozent der Kunden ist die Höhe der Bankgebühren entscheidend, dicht gefolgt von der Höhe der Einlagensicherung (95 Prozent). An dritter Stelle stehen die Verfügbarkeit vieler kostenlos nutzbarer Geldautomaten (87 Prozent) und der kostenfreie Bargeldbezug im Ausland (85 Prozent).

Kunden haben klare Präferenzen bei der Auswahl einer Bankverbindung.
Neben diesen funktionalen Aspekten spielen zunehmend weiche Faktoren eine Rolle: 81 Prozent achten auf das Nachhaltigkeitsengagement ihrer Bank, 76 Prozent legen Wert auf benutzerfreundliche Online-Banking-Apps und 75 Prozent auf das Herkunftsland des Instituts. Für 73 Prozent ist eine breite Angebotspalette im Online-Banking wichtig, während 62 Prozent Mobile-Payment-Verfahren wie Google Pay oder Apple Pay nutzen möchten.
Persönliche Beratung gewinnt wieder an Bedeutung
Auch klassische Servicemerkmale erleben eine Renaissance. So messen 62 Prozent der Befragten der Markenbekanntheit Bedeutung bei, während persönliche Beratung und Kundenbindungsprogramme wie Prämien oder Punkte jeweils 54 Prozent erreichen. Überraschend ist der leichte Bedeutungszuwachs von Filialen: Für 50 Prozent ist es wichtig, viele und gut erreichbare Bankstandorte nutzen zu können – ein Wert, der im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen ist.
Diese Entwicklung zeigt, dass trotz Digitalisierung und wachsendem Wettbewerb durch neue Anbieter ein Teil der Kunden weiterhin den persönlichen Kontakt und physische Präsenz schätzt. Für Banken ergibt sich daraus die Herausforderung, digitale Effizienz mit persönlicher Nähe zu verbinden.
Fazit: Kundenbindung neu denken
Die Zeiten, in denen die Hausbank als alleiniger Finanzpartner fungierte, sind endgültig vorbei. Kunden agieren heute flexibel, vergleichen Angebote aktiv und sind bereit, Konten häufiger zu wechseln.
Für Banken bedeutet das, dass Preis- und Leistungstransparenz ebenso entscheidend sind wie digitale Exzellenz, ein breites Serviceangebot und eine klare Positionierung bei Themen wie Nachhaltigkeit.
Wer es schafft, diese Faktoren mit persönlicher Beratung und einer positiven Kundenerfahrung zu verbinden, kann auch in einem zunehmend fragmentierten Markt loyale und profitable Kundenbeziehungen aufbauen.




