Gute Führung in Krisenzeiten

Diskrepanzen zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung

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Zwischen gelebter und wahrgenommener Führung bestehen oft erhebliche Unterschiede. Eine aktuelle Umfrage zum Führungsstil in Deutschland zeigt die unterschiedlichen Sichtweisen von Mitarbeitern und Führungskräften.

Selbst- und Fremdwahrnehmung von Führung

Viele Führungskräfte haben ein Selbstbild, dass (teils erheblich) von der Einschätzung durch die Mitarbeiter abweicht.

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In Zeiten von Krisen und Unsicherheit gewinnt gute Führung an Bedeutung. Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist, dass Führung von beiden Seiten – sowohl von den Führungskräften als auch von den Mitarbeitern – ähnlich wahrgenommen wird. Doch genau hier zeigt sich eine erhebliche Diskrepanz, wie eine aktuelle Umfrage des PINKTUM Institute im Auftrag der PAWLIK Group zum Führungsstil in Deutschland zeigt. In der Analyse wurden anhand von 34 Facetten deutliche Unterschiede in der Wahrnehmung von Mitarbeitern und Führungskräften aufgedeckt.

Unterschiedliche Wahrnehmung der Empowerment-Fähigkeiten

Besonders auffällig ist, dass Führungskräfte ihre eigenen Empowerment-Fähigkeiten deutlich positiver bewerten, als es von den Mitarbeitern wahrgenommen wird. So sehen sich 85 Prozent der Führungskräfte als aktiv darin, interne Machtkämpfe zu verhindern, während dem nur 54 Prozent der Mitarbeiter zustimmen. 23 Prozent der Mitarbeiter empfinden, dass ihre Führungskraft sich mit den Ergebnissen der Teammitglieder schmückt, ohne sie zu erwähnen, während 93 Prozent der Führungskräfte davon ausgehen, dass sie die Leistungen ihrer Mitarbeiter würdigen. Ein weiteres Beispiel: 35 Prozent der Mitarbeiter haben sich bereits als Verlierer gefühlt, obwohl 90 Prozent der Führungskräfte der Meinung sind, dass sich niemand in ihrem Team als Verlierer fühlen sollte.

Fehlende Entscheidungsfreiheit und mangelnde Wertschätzung

Darüber hinaus gaben 38 Prozent der Mitarbeiter an, dass sie ihre Aufgaben nicht so umsetzen können, wie sie es für richtig halten. Nur 14 Prozent der Führungskräfte sind sich dieser Einschränkung bewusst. Zudem sagen 95 Prozent der Führungskräfte, dass ihnen das Wohl ihrer Mitarbeiter am Herzen liegt, doch 31 Prozent der Mitarbeiter spüren diese Wertschätzung nicht.

Interessanterweise gibt es auch Punkte, in denen sich Führungskräfte selbst kritischer einschätzen als ihre Mitarbeiter. So halten 39 Prozent der Mitarbeiter ein persönlich gutes Verhältnis zum Vorgesetzten für wichtiger als ihre Leistung, wenn es um Beförderungen geht. Bei den Führungskräften liegt dieser Anteil sogar bei 51 Prozent.

Kraftverlust als wachsende Herausforderung

Ein weiteres besorgniserregendes Ergebnis der Studie betrifft die Erschöpfung der Erwerbstätigen. 59 Prozent der Arbeitnehmer fühlen sich weniger leistungsfähig als noch vor drei Jahren. Besonders betroffen sind Führungskräfte, von denen 69 Prozent einen spürbaren Kraftverlust verzeichnen, im Vergleich zu 58 Prozent der Mitarbeiter. Innerhalb eines Jahres ist dieser Wert um zehn Prozentpunkte gestiegen. Bereits im Herbst 2023 hatten 49 Prozent der Erwerbstätigen einen schleichenden Kraftverlust beklagt.

Die Ursachen für diese Entwicklung liegen nicht nur in der Arbeitsbelastung selbst, sondern werden auch durch weltweite Krisen und die wirtschaftliche Lage Deutschlands beeinflusst. Die Auswirkungen sind so gravierend, dass in der aktuellen Studie sogar ein signifikanter Zusammenhang zwischen Erschöpfung und steigenden Krankschreibungen festgestellt wurde.

Führungskräfte müssen sich der eigenen Wahrnehmungsverzerrung bewusst werden

Ein wesentliches Problem besteht darin, dass sich die meisten Menschen für besser als den Durchschnitt halten und damit ihre eigenen Fähigkeiten überschätzen. Führungskräfte sollten daher ihre Kommunikationsfähigkeit verbessern und für ein angstfreies Klima sorgen, in dem kritisches Feedback möglich ist. Dies erfordert aktives Nachfragen zur eigenen Wirkung und das Einholen konkreter Beispiele, um Missverständnisse zu vermeiden.

Die zunehmende Erschöpfung und die hohen Anforderungen an die Führung machen es notwendig, dass Vorgesetzte sowohl strukturelle Probleme wie interne Machtkämpfe reduzieren als auch individuelle Unterstützung bieten. Während Führungskräfte selbst stark vom steigenden Druck betroffen sind, ist ihre Fähigkeit, Teams zu führen, ein entscheidender Faktor für die Stabilität und Leistungsfähigkeit der Unternehmen.

Die fünf wichtigsten Empowerment-Faktoren

Um die aktuellen Herausforderungen besser zu bewältigen, nennt die Studie fünf zentrale Faktoren, die das Empowerment der Mitarbeiter stärken:

  1. Interne Machtkämpfe reduzieren: Statt sich in Konkurrenzkämpfen aufzureiben, sollten Energie und Ressourcen in die bestmögliche Lösung investiert werden.
  2. Das Leben berücksichtigen: Der Mensch sollte nicht nur als Funktionsträger oder KPI-Erfüller gesehen werden, sondern als Individuum mit Bedürfnissen und Herausforderungen.
  3. Verlierer mitnehmen: Mitarbeiter, die sich abgehängt fühlen, sollten ermutigt werden, während erfolgreiche Teammitglieder in ihrer Rolle gestärkt werden.
  4. Verantwortung übertragen: Entscheidungsbefugnisse sollten an Mitarbeiter weitergegeben werden, die Verantwortung übernehmen möchten.
  5. Gemeinschaft entwickeln: Persönliche Nähe und ein starkes Teamgefühl tragen wesentlich zu einem positiven Arbeitsumfeld bei.

Durch die Umsetzung dieser Faktoren können Unternehmen nicht nur ihre Führungskultur verbessern, sondern auch die Widerstandsfähigkeit und Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter nachhaltig stärken.

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Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

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