Größe allein ist bei Privatkundenbanken keine Erfolgsgarantie

So steht es um den Schweizer Bankenmarkt

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Große Privatbanken haben in der Schweiz zwar einen guten Stand. Ihre Größe allein garantiert ihnen aber noch keinen Erfolg. Das legt eine aktuelle Studie nahe. Die Konkurrenz der mittleren und kleineren Banken habe nämlich auch ihre Vorteile.

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Die Unternehmensberatung PwC hat mit einer Untersuchung neue Einsichten in den Schweizer Bankenmarkt geliefert. Auf Grundlage von Berichten der vergangenen Jahre sind darin Erkenntnisse zu Profitabilität, Geschäftsvolumen, Einkommen und Kosten zu finden. Dafür untersuchte PwC von 2018 bis heute 66 Privatbanken und 26 Retailbanken in drei Größengruppen. Als groß gelten Banken hier mit einem Geschäftsvolumen von mindestens 50 Milliarden Schweizer Franken. Mittelgroße Geldhäuser entsprechen einem Volumen von fünf bis 50 Milliarden, kleine einem von unter fünf Milliarden Schweizer Franken.

Demnach konnten große Privatbanken trotz einer schwierigen Marktsituation ihr Geschäftsvolumen 2020 auf durchschnittlich 271 Milliarden Franken steigern. Der operative RORE (Return on required Equity Capital) liegt mit 38,1 Prozent deutlich über jenem der kleinen und mittleren Privatbanken. Dies sei auf starke Markenidentitäten, internationale Präsenz und differenzierte Serviceportfolios zurückzuführen, wie es in der Studie heißt. Diese Entwicklungen würden auch in Zukunft anhalten und große Privatbanken vergleichsweise unabhängig von den Geschehnissen des Finanzmarktes florieren lassen.

Kleinere und mittlere Privatbanken hingegen hätten vor allem 2020 nicht mit den Großbanken mithalten können und verbuchten einen überschaubaren Netto-Neugeld-Zufluss. Insbesondere mittelgroße Banken verzeichneten laut der Studie von 2018 bis 2020 eine stetige Verschlechterung desoperativen RORE auf durchschnittlich 10,5 Prozent. Grund dafür seien sinkende Betriebsgewinnmargen.

Retailbanken steigern Geschäftsvolumen

Im Retailbereich sei eine solche Diskrepanz kaum spürbar: Der operative RORE bliebe über die beobachteten Jahre in allen drei Größenordnungen relativ unverändert. Die Retailbanken konnten demnach ihr Geschäftsvolumen bei niedriger Volatilität auf durchschnittlich 148 Milliarden Franken (große Retailbanken), 31 Milliarden Franken (mittlere Institute) und 4,5 Milliarden Franken (kleine Retailbanken) steigern.

Neben einer starken Marktpositionierung spiele hier der tiefere AuM-Anteil im Retail Banking eine Rolle. Damit gebe es weniger Abhängigkeit zum globalen Finanzmarkt. Die verwalteten Vermögensanteile hätten sich gerade bei den großen und mittleren Banken mit einem AuM-Anteil von 50 bis 60 Prozent als primärer Wachstumstreiber erwiesen. Kleinere Retailbanken seien abhängiger vom Hypothekargeschäft und generierten hauptsächlich dadurch ihr Volumenwachstum.

In den kommenden Jahren werde sich diese Entwicklungen fortsetzen, schreiben die Studienautoren. Allerdings würden große Retailbanken langfristig an den kleineren Banken vorbeiziehen – da sie dank breiterem Dienstleistungsangebot und größerer Reichweite das Geschäftsvolumen weiter erhöhen könnten.

Eine hohe Betriebsertragsmarge nützt den Kleinbanken wenig

Sowohl im Privat- als auch im Retail-Bereich verzeichneten die großen Banken eine tiefere Betriebsertragsmarge. Grund dafür sei der tendenziell höhere Anteil an Geschäftskunden. Über den beobachteten Zeitraum schwankte sie in Bezug auf das Geschäftsvolumen zwischen 57 und 62 Basispunkten (Privatbanken) und 68 und 75 (Retailbanken).

Kleine Privat- und Retailbanken können allerdings nur wenig Vorteil aus den höheren Margen ziehen – da sie gemessen am Geschäftsvolumen die höchsten Personalkosten hätten. Hinzu komme, dass kleine Retailbanken aufgrund ihres Geschäftsmodells einen höheren relativen Anteil an Eigenmittelhinterlegung erbringen müssen als größere Institute, was den operativen RORE schmälere.

Aber: Die Personalkosten seien über den Beobachtungszeitraum im Retailbereich konstant geblieben. Dies sei ein Indikator für ein stabiles und ergiebiges Geschäftsumfeld.

Privatbanken hadern mit höherer Cost-Income-Ratio

In den vergangenen drei Jahren habe die Cost-Income-Ratio (CIR) der Privatbanken in allen Größenordnungen deutlich höher gelegen als diejenige der Retailbanken. Mittlere Privatbanken wiesen gar eine kontinuierliche CIR-Verschlechterung von durchschnittlich 79 auf 86 Prozent aus. Besonders hart habe es die Schweizer Ableger von europäischen Großbanken getroffen, deren Betriebsgewinnmarge sich von 2018 bis 2020 halbierte. Im Gegensatz dazu schnitten kleine und mittlere Retailbanken mit klar tieferen CIRs von 51 bzw. 53 Prozent überdurchschnittlich gut ab und bewiesen eine hohe Effizienz.

Die Studie „Private Banking und Retail Banking Market Insight“ können Sie hier direkt herunterladen.


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Über den Autor

Jannik Wilk

Jannik Wilk ist als freiberuflicher Redakteur für Der Bank Blog tätig. Er ist freier Journalist und Student in Heidelberg.

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