Genossenschaftsbanken auf dem Weg ins digitale Ökosystem

Tiefgreifender Wandel modernisiert das Geschäftsmodell

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Vom Finanzdienstleister zum Lösungsanbieter: Genossenschaftsbanken betonen ihre Tradition, bewahren ihre Werte und erfinden sich doch neu. Sie schaffen für ihre Kunden ein digitales Ökosystem. Die Veränderungen sind tiefgreifend.

Ökosystem der Volks- und Raiffeisenbanken

Miteinander und Füreinander im genossenschaftlichen Ökosystem: Volks- und Raiffeisenbanken formen als Lösungsanbieter für ihre Kunden ein leistungsstarkes regionales digitales Netzwerk.

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Nur wer ins pralle Leben der Kunden eintaucht, kann perfekte Lösungen anbieten. Ein Produkt wird zum Dienst am Kunden – mitten in dessen Lebenswelt. Kunden der Volksbanken und Raiffeisenbanken werden zukünftig erleben, dass mit hohem Komfort ihre zahlreichen Wünsche aus einer Hand „einfach“ erfüllt werden. Es vollzieht sich ein Wandel von der Angebots- zur Nachfrageperspektive – es geht um das „Warum“ aus Kundensicht, den spürbaren Kundennutzen. Digitale Ökosysteme schaffen die Infrastruktur dafür, bündeln sie doch das Wissen und die Informationen über das, was den Kunden wirklich bewegt.

Echte digitale Transformation schreitet rasant voran. Auch die Genossenschaftsbanken haben das erkannt und zu einer wesentlichen Säule ihrer Strategieagenda gemacht. Sie setzen die im Jahre 2018 getroffene Investitionsentscheidung für die Digitalisierungsoffensive konsequent fort. Mit dem Aufbau und der Entwicklung eines genossenschaftlichen digitalen Ökosystems positionieren sich die Banken ergänzend zu ihren Traditionen neu. Damit einher gehen konsequenterweise eine Modernisierung und auch die Digitalisierung des gesamten Geschäftsmodells, die massive Veränderungen in den Prozessen der Banken bewirken.

Fortschritt lässt sich nicht am Fortschreiten hindern

„Im Ländervergleich verlieren deutsche Banken (…) weiter an Boden (…)“, meldet Oliver Wyman. „Die deutschen Banken sind in Bezug auf deren digitale Infrastruktur und Digitalisierungsgrad nur unteres Mittelfeld.“, verkündet Deloitte und stellt fest, dass die meisten deutschen Banken eine digitale Agenda haben und digital mit ihren Kunden interagieren, aber bei internen Aktivitäten/Maßnahmen zurück fallen. zeb-consulting merkt in einer Studie kritisch an: „Für 47 Prozent der Finanzinstitute sind die Bedürfnisse, Präferenzen, Einstellungen und Verhaltensweisen ihrer Zielgruppe noch immer nicht transparent“.

Dazu wirft jeder einschlägige Newsletter, der etwas auf sich hält, täglich die bange Frage nach der Zukunftsfähigkeit der Banken und ihrem traditionellen Geschäftsmodell auf. Dahinter steht meistens die Annahme, dass FinTechs und zunehmend auch BigTechs die bisherigen Brot- und Buttergeschäfte der Banken übernehmen, ihnen die Kunden abjagen und damit deren traditionelle Erlösquellen erodieren lassen. Götterdämmerung also.

Konsequenzen für das Bankensystem

Tatsächlich verändern diese Tendenzen unsere Gesellschaft nachhaltig. Das führt auch zu zahlreichen Konsequenzen im bestehenden Bankensystem. Kundenerwartungen werden in unserem digitalen Zeitalter neu geprägt und haben sich drastisch geändert. Auch Genossenschaftsbanken stehen seit Jahren vor wirtschaftlichen Herausforderungen. Und zunehmend verschärft sich, gerade im Finanzsektor, der Kampf um die Kundenschnittstelle.

Global agierende Digitalunternehmen haben sich seit jeher der Plattform-Ökonomie verschrieben und dringen tief in die Lebenswelten der Kunden vor. Endverbraucher schätzen den daraus resultierenden Mehrwert: Dabei verstehen es die Konzerne auch, neue Begehrlichkeiten zu wecken.

„Weiter so“ ist keine Alternative

Genau das greift die genossenschaftliche FinanzGruppe konsequent auf. Durch die Schaffung eines digitalen Ökosystems mit regionaler Prägung verbinden die Genossenschaftsbanken Tradition und Moderne.

Ökosysteme sind ungleich komplexer als Plattformen. Während Plattformen nur Leistungen bündeln, beschreiben Ökosysteme kausale Beziehungen. Sie bilden Regelkreisläufe mit Zusammenhängen und Abhängigkeiten. Durch Anpassungsprozesse und Selbstorganisation aller Akteure entstehen dynamische Wechselwirkungen. In diesem System von Kooperation und Gestaltung entsteht mit jedem neuen Akteur ein Gewinn an Wert und Attraktivität des Gesamtsystems.

In einem genossenschaftlichen Ökosystem ist alles vorhanden und es gibt alles aus einer Hand. Das Ökosystem verbindet verschiedene Lebenswelten und bedient den Kunden ganzheitlich. Volks- und Raiffeisenbanken sind schon heute mit den notwendigen Lösungsanbietern strukturell verbunden, um für alle Kunden ein rundum-sorglos-Paket zu schnüren.

Ökosystem bringt Vorteile für Banken und Kunden

Der Auf- und Ausbau eines genossenschaftlichen Ökosystems bringt viele Vorteile aus Anbietersicht: Kostensynergien durch eine gemeinsame Plattformnutzung, eine 360 Grad-Kundensicht durch eine umfassende Datenbasis und Vernetzung mit anderen Anbietern. Dies erfolgt branchenübergreifend und umfassend, um alle Bedarfe der Kunden entlang der Customer-Journey zu erfüllen. Gerade das Durchbrechen von Branchengrenzen sichert die langfristige Kundenbindung infolge des hohen Mehrwertes durch Kollaboration mit anderen Industrien und Gewerben.

Die Kunden profitieren enorm von den Vorteilen, die ein regional geprägtes, genossenschaftliches Ökosystem bietet: bedarfsgerechte Ansprache, hoher Komfort durch einen zentralen Zugang zum Marktplatz und Banking sowie ein vernetztes Angebot an Lösungen. Produkte werden Träger von Services. Es entstehen Komplettlösungen für viele Fragestellungen. Komfort und Bequemlichkeit werden für die Kunden der genossenschaftlichen Banken massiv gefördert – alleine dadurch, dass lästige Anbietersuchen und – wechsel vermieden werden.

Disruptive Kraft digitaler Ökosysteme

Das Bedeutendste ist jedoch, dass durch Interaktionen innerhalb des digitalen Ökosystems umfassende Daten und Informationen über den Kunden generiert werden. Diese Informationen ermöglichen eine noch individuelleren Kundenansprache, noch passgenaueren Lösungsangebote und somit eine langfristige und ertragreiche Kundenbeziehung.

Geprägt von Digitalisierung und Automation wird der Aufbau digitaler Ökosysteme disruptive Durchschlagskraft auf bestimmte Arbeitsplätze entfalten. Die unzähligen Interaktionen innerhalb des Ökosystems erfordern hochgradig automatisierte Prozesse. Viele der heutigen Tätigkeiten zur Abwicklung von Kundenaufträgen werden weitestgehend von Maschinen und Software ersetzt, Berufsbilder werden sich ändern. Wandel braucht Tempo! Zugleich erfordert der Wandel ein Reifen neuer Denkwege, eine Begleitung hin zu sich ändernden Arbeits- und Sichtweisen sowie einen systematischen Umgang mit tiefgreifender Komplexität der Prozessabwicklung und Interaktion in einem digitalen Ökosystem. Dazu braucht es erhebliche Ressourcen und Kompetenzen, finanziell, fachlich und zwischenmenschlich.

Beste Voraussetzungen für ein gelungenes Ökosystem

Subsidiarität und Zusammenarbeit als Bestandteile des genossenschaftlichen Wertekonzeptes sind Grundvoraussetzung für ein gelungenes Ökosystem. Miteinander und füreinander! Dahinter verbirgt sich eine innere Haltung. Der genossenschaftliche Gedanke der Teilhabe und Mitverantwortung ist Triebfeder einer engen Kundenbindung. Hier findet sich ein Ansatz für vielseitige steuerbare Handlungsfelder, die die Kunden sowohl rational als auch intuitiv ansprechen. Gerade über ihre Tradition bringen Genossenschaftsbanken maßgebliche Werte ein: Besonderes Vertrauen der Kunden zu ihrer Bank und neben der regionalen Nähe auch emotionale Verbundenheit.

Die genossenschaftlichen Banken profitieren von einem hohen originär gewachsenen Vernetzungspotenzial durch ihre regionale Verankerung, die entscheidend zur Verbindung individuell geprägter Unternehmen beiträgt und einen maßgeblichen Wettbewerbsvorteil bietet. Die zielgerichtete Nutzung der Kundendaten für die Erfüllung komplexer Bedürfnisse führt zu einer befriedigenden Customer-Journey. Auch hier zeichnet die genossenschaftlichen Banken nicht nur ein achtsamer Umgang mit Daten und Informationen aus; die Angebote und Empfehlungen gelten als sehr werthaltig. Beide Aspekte werden maßgeblich zum Erfolg des digitalen Ökosystems der genossenschaftlichen FinanzGruppe beitragen.

All das zusammen ermöglicht die Verwirklichung einer Qualität, ohne die sich kein Ökosystem etablieren kann: Der Kunde rückt mit seinen Ansprüchen in den Mittelpunkt der Ausrichtung des Ökosystems. Leistungsversprechen und Leistungsangebote werden in täglich erlebbaren Nutzen umgewandelt und im täglichen Bedarf verankert. Ausgehend von den Bedürfnissen ihrer Kunden sind die Genossenschaftsbanken mehr denn je relevant im Alltag ihrer Kunden als Wunscherfüller und Lösungsanbieter.

Über den Autor

Eva Zehler

Eva Zehler ist geschäftsführende Gesellschafterin der consyNEO GmbH und FinWave GmbH. Als Dipl. Bankbetriebswirtin und Lean Six Sigma Black Belt setzt sie ihre langjährige Erfahrung zukunfts- und ergebnisorientiert ein, um Unternehmen der Finanzdienstleistungsbranche im Zeitalter der Digitalisierung mit Blick auf die Strategie, Organisation und Kultur nachhaltig zum Erfolg zu führen.

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Ein Kommentar

  1. Avatar
    Matthias Nowitzky am

    Interessante Gedanken. Sehr sogar. Aber wo bleibt die praktische Seite? Es gibt doch schon nennenswerte Beispiele, die Futopulis Platform der GLS Bank fällt mir da gerade ein. Sind sie der Autorin bekannt? Bitte dran bleiben und am die Umsetzung denken!

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