Eine aktuelle Umfrage zeigt: Volks- und Raiffeisenbanken stehen vor einem tiefgreifenden Wandel. Künstliche Intelligenz, neue Qualifikationen und der Kampf um Fachkräfte verändern die Personalstruktur. Die Banken müssen sich umstellen.

Im Zuge des strukturellen Wandels erwarten Volks- und Raiffeisenbanken einen Umbruch beim Personal.
Die Personalstruktur der Volks- und Raiffeisenbanken steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Einer aktuellen Umfrage des Genoverbandes zufolge planen rund 70 Prozent der Banken, freiwerdende Stellen mit neuen Qualifikationen nachzubesetzen. Besonders Künstliche Intelligenz (KI) könnte hierbei eine entscheidende Rolle spielen: 44 Prozent der befragten Bankvorstände gehen davon aus, KI in verschiedenen Bereichen breit einsetzen zu können. Besonders häufig werden Produktion (43 Prozent) sowie Marketing und Vertrieb (35 Prozent) als Anwendungsfelder genannt. Zudem stimmen 93 Prozent der Befragten der Aussage zu, dass die Automatisierung weniger anspruchsvoller Tätigkeiten einen Beitrag zur Lösung des Fachkräftemangels leisten kann.
Automatisierung und ihre Auswirkungen auf Bankmitarbeiter
Die Anforderungen an Bankmitarbeiter verändern sich grundlegend. Künftig werden sie sich verstärkt auf Aufgaben konzentrieren, die menschliche Stärken erfordern, während automatisierbare Prozesse von Algorithmen übernommen werden. Gleichzeitig entstehen neue Berufsbilder, da es Menschen braucht, die sich um die Digitalisierung und den KI-Einsatz kümmern.
Eine deutliche Mehrheit (89 Prozent) der Befragten stimmt der Aussage zu, dass sich gleichförmige, sich wiederholende Aufgaben wie die Bearbeitung von Kreditanträgen komplett von KI erledigen lassen. Zudem sieht knapp die Hälfte der Bankvorstände in KI eine Möglichkeit, Personallücken in strukturschwachen Regionen zu schließen. Der Fachkräftemangel stellt bereits eine wesentliche Herausforderung dar: 57 Prozent der Banken nennen den Wandel im Kundenverhalten als Hauptgrund für Filialschließungen, 52 Prozent geben an, dass Personalmangel zur Zusammenlegung von Standorten führt.
Entwicklung der Mitarbeiterzahlen: Wachstum oder Konsolidierung?
Mit Blick auf die kommenden drei bis fünf Jahre erwartet ein Fünftel der Banken eine wachsende Belegschaft, während 31 Prozent mit einem Rückgang rechnen. Besonders auffällig: 18 Prozent der Banken geben an, freiwerdende Stellen nicht nachzubesetzen oder gezielt Stellen einsparen zu wollen.
Die erwartete Entwicklung der Mitarbeiterzahl hängt stark von der Größe der Bank ab. Während 36 Prozent der kleineren Banken mit einer Bilanzsumme bis 250 Millionen Euro mit einem Personalzuwachs rechnen und weitere 50 Prozent von einer konstanten Belegschaft ausgehen, erwarten knapp die Hälfte der großen Banken mit mehr als 2,5 Milliarden Euro Bilanzsumme einen Rückgang der Mitarbeiterzahlen. Dies liegt unter anderem daran, dass diese Institute oft durch Fusionen gewachsen sind und in zentralen Bereichen Einsparungen durch natürliche Fluktuation realisieren können. Insgesamt wird daher mit einer leicht rückläufigen Anzahl an Beschäftigten bei den Mitgliedsbanken gerechnet.
Neue Anforderungen an das Personalmanagement
Unabhängig von der Größe ist das Bestreben der Banken, neue Qualifikationen in die Belegschaft zu integrieren, klar erkennbar. Je größer die Bank, desto ausgeprägter ist dieser Trend: 76 Prozent der Banken mit einer Bilanzsumme von mehr als 2,5 Milliarden Euro setzen auf neue Anforderungsprofile, während dies bei kleineren Banken mit bis zu 250 Millionen Euro Bilanzsumme 60 Prozent tun.
Die Banken müssen sich dieser Entwicklung stellen, indem sie ihre Personalabteilungen neu aufstellen. Der Fokus sollte weniger auf administrativen Aufgaben, sondern verstärkt auf aktivem Personalmanagement, gezielter Personalentwicklung und strategischer Personalplanung liegen. Neben klassischen Bankberufen werden künftig insbesondere Fachkräfte für Meldewesen, Compliance, Risikomanagement und ESG-Expertise (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) gefragt sein. Gleichzeitig steigen mit diesen neuen Berufsgruppen auch die Erwartungen an Banken als Arbeitgeber.
KI als Chance für die Zukunft des Bankgeschäfts
Um sich langfristig zukunftsfähig aufzustellen, ist ein ganzheitlicher Ansatz erforderlich. Angesichts des umfassenden Wandels im Bankgeschäft müssen Banken strategisch planen, um Menschen genau dort einzusetzen, wo sie den größten Mehrwert schaffen können.
Die große Mehrheit der befragten Bankvorstände (86 Prozent) glaubt, dass KI ihre Mitarbeiter bei analytischen Aufgaben, etwa in der Anlageberatung, sinnvoll unterstützen könnte. Angesichts der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von KI halten es 92 Prozent der Befragten für essenziell, ihre Mitarbeiter in diesem Bereich weiterzubilden.
Um die richtigen Talente zu gewinnen, zu binden und weiterzuentwickeln, wird das klassische Drei-Banken-Modell erweitert werden müssen: Neben Produktions-, Steuerungs- und Vertriebsbank wird die „Mitarbeiterbank“ als neue Dimension hinzukommen.