Viele Führungskräfte sehen Künstliche Intelligenz als Schlüssel zum Erfolg – doch handeln sie auch entsprechend? Eine neue Umfrage zeigt überraschende Widersprüche im Umgang mit KI in Unternehmen und der Rolle von Führung im digitalen Wandel.
Wie Führungskräfte zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz in ihrem Unternehmen stehen.
Wie stark werden KI-Tools in Unternehmen sowie von deren Führungskräften bereits im Arbeitsalltag genutzt? Und inwieweit erwarten sie, dass sich durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz die Führungskultur in den Betrieben verändert?
Diese Fragen stellte das Institut für Führungskultur im digitalen Zeitalter (IFIDZ) im Rahmen einer Online-Befragung an 275 Führungskräfte aus der DACH-Region. Das Ergebnis zeigt ein ambivalentes Bild: Die Mehrheit der Befragten steht der Nutzung von KI in ihrem Unternehmen sowie im eigenen Arbeitsalltag noch zögerlich gegenüber.
Die häufig inkonsistenten Aussagen der Führungskräfte verdeutlichen, dass sich viele dem Thema KI derzeit noch wenig systematisch nähern. Gründe dafür sind unter anderem das Fehlen eines unternehmensweiten Konsenses oder einer klaren Strategie zum Umgang mit dieser Zukunftstechnologie.
Große Bedeutung, aber geringe Nutzung
Zwar sind 80 Prozent der befragten Führungskräfte davon überzeugt, dass ein professioneller Einsatz von KI in ihrer Branche künftig eine erfolgsentscheidende Rolle spielen wird. Dennoch nutzen nur 22 Prozent bereits heute regelmäßig – also nahezu täglich – KI-Tools wie ChatGPT, DeepL oder Copilot in ihrem Arbeitsalltag.
Auch das aktive Engagement für den Ausbau der KI-Nutzung ist gering: Nur 21 Prozent der Befragten setzen sich gezielt dafür ein, dass Künstliche Intelligenz im eigenen Arbeitsumfeld stärker eingesetzt wird. Lediglich 26,3 Prozent sehen sich selbst in der Verantwortung, den KI-Einsatz im eigenen Verantwortungsbereich voranzutreiben.
Die Studienautoren sprechen in diesem Zusammenhang von einem „signifikanten Engagement-Defizit“ der Führungskräfte im Bereich KI.
Erste Strukturen vorhanden, aber noch ausbaufähig
Immerhin: 46 Prozent der Führungskräfte geben an, dass ihre Unternehmen bereits Schulungen anbieten, um die Integration von KI zu fördern. Über 40 Prozent berichten zudem, dass das Thema KI in den strategischen Planungen ihrer Organisation bereits eine wichtige Rolle spielt.
Diese Ansätze zeigen, dass erste Schritte unternommen wurden, um KI systematisch in den Unternehmensalltag einzubinden – auch wenn das tatsächliche Engagement der Führungskräfte derzeit noch zurückhaltend ist.
Datenschutz, Jobverlust und persönliche Bedrohung
Warum also bleibt das Engagement trotz der erkannten Bedeutung der Technologie so gering? Die Führungskräfte nennen unter anderem Datenschutzbedenken innerhalb ihrer Organisationen als Hemmnis. Zudem befürchten viele, dass ein verstärkter KI-Einsatz mittelfristig zu einem Verlust von Arbeitsplätzen führen könnte – insbesondere durch eine weitergehende Automatisierung bestimmter Aufgaben und Prozesse.
Etwa 20 Prozent der befragten Führungskräfte fühlen sich durch diese Entwicklung sogar persönlich bedroht. Ihre Sorge: Sollte die Zahl der Mitarbeitenden sinken, könnte sich auch der Bedarf an Führungskräften verringern – mit direkten Konsequenzen für ihre eigene berufliche Zukunft.