FinTech-Regulierung: Wo läuft was am besten?

Vergleich Deutschland-Schweden-UK

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Wo ist der beste Standort für die Ansiedelung von FinTech-Unternehmen? Das ergibt sich nicht nur daraus, wie hoch die Einstiegshürden durch Regulierung sind. UK, Schweden und Deutschland verfolgen verschiedene Konzepte: Wie schneiden sie im Vergleich ab und welche Ausgangslage schaffen sie für junge Unternehmen?

Regulierung von FinTechs

Auch für innovative FinTechs ist Regulierung ein Thema

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Regulierung ist für FinTech-Unternehmen eine hohe Einstiegshürde und ein massiver Kostenfaktor. Wie schneidet Deutschland bei der Regulierung von FinTech im internationalen Vergleich ab? Manche Länder wie etwa die UK werben mit niedrigen Einstiegshürden durch eine „Regulatory Sandbox“. Wie sieht es mit Schweden aus, das allgemein als ein sehr attraktiver FinTech-Standort gilt?

Gleiche Regeln für alle?

In Deutschland gibt es keine erleichterten Regeln für FinTech-Unternehmen. Der Präsident der BaFin hat das mehrfach öffentlich betont. In Schweden ist das genauso.

Trotzdem gibt es heute schon Regulierung, die auf FinTechs zugeschnitten ist. Hier ein paar Beispiele:

  • Es gibt seit langem eine europarechtliche Vorgabe für E-Geld.
  • Mit der MiFiD II wird in der EU ab 2018 Hochfrequenzhandel und sogenanntes Algo-Trading, also der Handel mit Wertpapieren durch Maschinen, reguliert. In Deutschland gilt das sogar schon jetzt.
  • Es gibt im deutschen Kleinanlegerschutzgesetz Erleichterungen für Crowdlending und Crowdfunding.
  • Die EBA hat bereits europäische Vorgaben für Internetzahlungen entwickelt.
  • Die deutsche Aufsichtsbehörde BaFin veröffentlichte ein Rundschreiben zur Legitimationsprüfung per Video-Chat.
  • Die zweite Zahlungsdienste-Richtlinie nimmt zukünftig in Europa Zahlungsauslösedienste und Kontoinformationsdienste in die Pflicht.

Wem nützt Regulierung, wem schadet Sie?

Grundsätzlich führt scharfe Regulierung zu hohen Markteintrittsbarrieren, was natürlich erst einmal die so genannten „Incumbents“, also die etablierten Banken, Wertpapierfirmen und Zahlungsdienstleister bevorteilt.

Aber so einfach ist das nicht. Regulierung ist schwerfällig und teuer. FinTechs strukturieren ihre Geschäftsmodelle oftmals bewusst so, dass sie selbst nicht reguliert sind, weil sie sich bestimmte Bereiche der Wertschöpfungskette herauspicken. Damit sind FinTechs viel beweglicher und haben damit einen Kostenvorteil. Die erforderliche Lizenz „leihen“ sie sich einfach von einer kooperationswilligen Bank.

Allerdings gibt es auch regulierte FinTechs, wie Fidor Bank, Solaris Bank oder N26. Solche regulierten FinTechs haben den Vorteil, aufgrund ihrer Erlaubnis alle Teile der Wertschöpfungskette bedienen zu können.

Was lernen wir vom Ausland?

Nehmen wir den „Sandkasten“ in UK. Hier können FinTechs unter kontrollierten Bedingungen ihr Geschäftsmodell ausprobieren, ohne dafür eine Erlaubnis zu benötigen. Die Vorteile stehen aber eher auf dem Papier. Denn FinTechs müssen schon im „Sandkasten“ alle geltenden Regeln einhalten. Und wenn sie aus dem „Sandkasten“ raus wollen, müssen sie die Erlaubnis nachträglich beantragen. Von den Briten kann man aber lernen, wie ein FinTech-freundliches Klima zum positiven Standortfaktor wird. Da ist der Sandkasten nur ein Element. Andere Faktoren sollten auch stimmen.

Schweden ist, was das Aufsichtsrecht angeht, nicht so FinTech-affin. Es gibt weder spezielle FinTech-Gesetze. noch eine berechenbar reagierende Finanzaufsicht. So haben sich beispielsweise Crowdfunding-Unternehmen über die unklare Rechtslage beschwert. Immerhin hat die Aufsicht auch dort die Zeichen der Zeit erkannt und kürzlich ein Papier über Robo-Advisor veröffentlicht.

Schweden ist daher nicht wegen, sondern trotz der Regulierung erfolgreich in der Ansiedelung von FinTechs. So lassen sich schwedische Bürger sich anders als deutsche Kunden nicht wegen Datenschutzbedenken davon abhalten, neue smarte Finanzdienstleistungen auszuprobieren. In Schweden ist die Bargeldrate beim Bezahlen die niedrigste in Europa. Auch gibt es dort schon seit 2003 eine digitale Identität, die viele internetbasierte Geschäftsmodelle erst ermöglicht. Deutsche Kunden haben bekanntlich bei einer digitalen Identität Berührungsängste.

Der deutsche Regulierer BaFin ist jedoch weiter, wenn auch nicht so weit wie in UK. Es gibt umfangreiche Merkblätter, eine FinTech-Arbeitsgruppe und ein besonderes Frageformular, mit dem FinTechs die BaFin um Auskunft bitten können, ob ihr Geschäftsmodell einer Erlaubnis bedarf.

Regulierung kann durchaus ein Exportartikel sein, der ausländische FinTechs anzieht. So haben sich inzwischen einige Länder das deutsche Video-Identifizierungsverfahren abgeschaut, etwa Luxemburg und Österreich.

Sinnvolle Regulierung

Deutschland sollte allerdings nicht in ein „Race to the bottom“ einsteigen. Da gibt es sehr unrühmliche Beispiele, etwa, dass die Anbieter von dubiosen binären Optionen fast alle in Zypern sitzen, was über die Qualität der dortigen Regulierung Bände spricht.

Jens Weidmann von der Bundesbank hat kürzlich zu Recht gefordert, dass FinTechs in Europa einheitlich reguliert werden sollten. Wie hart; darauf sollte man sich in der EU verständigen. Es würde dazu oft schon genügen, bestehende EU-Regeln in allen Ländern gleich anzuwenden, natürlich mit Augenmaß und ohne gleich die Branche tot zu regulieren.

Viel schlimmer wäre es, wenn es aufgrund zu lascher Regulierung zu einer großen Pleite eines FinTech-Unternehmens kommt und Kunden ihr Geld verlieren. Die darauf folgende rigorose Reaktion des Gesetzgebers würde für FinTechs viel schwerwiegender sein.

Über den Autor

Dr. Manuel Lorenz

Dr. Manuel Lorenz ist seit 1999 im Frankfurter Büro von Baker McKenzie tätig und arbeitet im Bereich Kapitalmarkt von Baker McKenzie Deutschland. Dr. Lorenz ist seit 1991 als Rechtsanwalt in Frankfurt am Main und seit 1996 als Solicitor für England und Wales zugelassen. Er berät zu aufsichtsrechtlichen Fragen und Zulassung von Produkten im Finanzdienstleistungsrecht und zu allen Fragen des Aktien-, Kapitalmarkt- und Gesellschaftsrechts. Dr. Lorenz ist auch als Lehrbeauftragter am Institute for Law and Finance (ILF) der Goethe-Universität Frankfurt am Main tätig.

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