Europas Top-Banken verlieren im Wettbewerb

Vergleich mit den USA zeigt Defizite

Abonnieren Sie den kostenlosen Bank Blog Newsletter

2024 zeigten sich bei den größten Banken in Europa und den USA deutliche Unterschiede in Nettogewinnen, Profitabilität und operativem Gewinn. Während US-Banken weiter zulegen, kämpfen ihre europäischen Pendants mit Rückgängen und geopolitischen Unsicherheiten.

Unterschiedliche Entwicklung der Top-Banken in Europa und den USA

2024 zeigten die größten Banken in Europa und den USA unterschiedliche Entwicklungen bei Gewinnen und Profitabilität.

Partner des Bank Blogs

Atruvia ist Partner des Bank Blogs

Im Jahr 2024 zeichnete sich bei den größten europäischen und US-amerikanischen Banken ein gemischtes Bild ab. Besonders bei den Nettogewinnen fielen die zehn größten europäischen Banken im Vergleich zu ihren US-Pendants deutlich zurück. Die Nettogewinne der europäischen Banken betrugen nur noch 85 Milliarden Euro, was einem Rückgang von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Im Gegensatz dazu wuchsen die Nettogewinne der zehn größten US-Banken um 24 Prozent auf 180 Milliarden Euro, was fast dem höchsten Jahreswert von 2021 (184 Milliarden Euro) entspricht. In der vergangenen Dekade übertraf der Nettogewinn der US-Banken stets den der europäischen Banken.

Europäische Banken verlieren an Profitabilität

Auch bei der Profitabilität, gemessen am Return-on-Equity (RoE), verloren die europäischen Banken an Boden. Ihr RoE fiel im Vergleich zum Vorjahr um 1,8 Prozentpunkte und lag bei 9 Prozent. Dieser Wert ist deutlich unter dem der amerikanischen Banken, die ihre Eigenkapitalrendite auf 12,2 Prozent steigern konnten (im Jahr 2023 lag sie bei 11 Prozent). In allen Jahren der vergangenen Dekade hatte der RoE der US-Banken den der europäischen Institute übertroffen.

Operativer Gewinn: USA dominieren deutlich

Auch beim operativen Gewinn (EBT) klaffte die Schere 2024 weiter auseinander. In den USA erzielten acht der zehn größten Banken einen EBT von mehr als zehn Milliarden Euro, wodurch der kumulierte Wert auf 224 Milliarden Euro stieg (+26 Prozent). In Europa erreichten nur vier Banken diese Schwelle, der kumulierte Betrag in Europa lag bei 120,5 Milliarden Euro. Besonders hervorzuheben ist JPMorgan Chase, das mit 72,5 Milliarden Euro der absolute Spitzenreiter in den USA war, während in Europa HSBC mit etwa 31,2 Milliarden Euro den höchsten Wert erzielte.

Faktoren des US-Erfolgs und Marktkapitalisierung

Drei wesentliche Faktoren trugen maßgeblich zum Erfolg der US-Banken bei: steigende Zinseinkünfte, das expandierende Investmentbanking-Geschäft sowie höhere Einnahmen aus der Vermögensverwaltung und effizientes Kostenmanagement. Besonders der Wiederaufschwung im Bereich Fusionen und Übernahmen sowie eine erhöhte Zahl an Börsengängen stärkten das Wachstum in den USA.

Dies spiegelte sich auch in der Marktkapitalisierung wider, die 2024 um 40 Prozent zunahm und die US-Banken deutlich von ihren europäischen Pendants absetzte. Ende 2024 war die Marktkapitalisierung der US-Banken rund drei Mal so hoch wie die der zehn größten europäischen Banken.

Kursgewinne und geopolitische Risiken im Jahr 2025

Im ersten Quartal 2025 schrumpfte der Abstand etwas, da die europäischen Banken durch erhebliche Kursgewinne stärker wuchsen, während die US-Banken stagnieren. Anfang April 2025 erreichte die Market Cap der europäischen Banken mehr als 693 Milliarden Euro (+11 Prozent seit Jahresbeginn), während die US-Banken auf etwa 1,6 Billionen Euro fielen (-15 Prozent seit Jahresbeginn).

Jedoch könnten geopolitische Risiken die weitere Entwicklung der Banken 2025 stark beeinflussen. Zu den größten Unsicherheiten zählen die Kapitalmarktentwicklung, die Auswirkungen der US-amerikanischen Zoll- und Handelspolitik sowie die Zinspolitik der FED und der EZB.

Ausblick auf das Jahr 2025: Herausforderungen und Chancen

Das Jahr 2025 könnte für Banken beider Seiten des Atlantiks herausfordernd werden. Insbesondere die geopolitische Lage und makroökonomische Unsicherheiten werden die Bankensektoren belasten. Eine mögliche Lockerung von Regulierungsvorschriften, insbesondere in den USA, könnte den Banken jedoch neue Chancen eröffnen.

Zudem könnte die Fortsetzung der Zinssenkungen, vor allem in Europa, ein positiver Impuls für die Banken sein. Die Studienautoren prognostizieren ein anspruchsvolles Jahr, in dem eine weitere Differenzierung der regulatorischen Rahmenbedingungen die Wettbewerbssituation zwischen europäischen und amerikanischen Banken verändern könnte.

Chancen für europäische Banken trotz Herausforderungen

Trotz der Herausforderungen gibt es auch Chancen für europäische Banken. Besonders der hohe Finanzierungsbedarf zur Stärkung der Resilienz Europas sowie die politischen Bestrebungen zum Decoupling der europäischen Wirtschaft bieten Potenzial. Gleichzeitig stehen europäische Banken vor bedeutenden demografischen Veränderungen, die sie dazu zwingen, verstärkt in Talente, Digitalisierung und neue Betriebsmodelle zu investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

Vielen Dank fürs Teilen und Weiterempfehlen


Mit dem kostenlosen Bank Blog Newsletter immer informiert bleiben:

Anzeige

Get Abstract: Zusammenfassungen interessanter Businessbücher

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Bank Blog Newsletter abonnieren

Bank Blog Newsletter abonnieren