Die ersten CSRD-Berichte zeigen, wie Nachhaltigkeit zunehmend in Unternehmensstrategien integriert wird. Unternehmen nutzen neue Standards, um Risiken zu steuern, Lieferketten transparenter zu machen und Resilienz zu stärken.

Unternehmen setzen CSRD-Standards ein, um Nachhaltigkeit und Resilienz zu stärken.
Die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Mit der Einführung der CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) erhalten Unternehmen in Europa erstmals verbindliche Vorgaben, um ökologische, soziale und Governance-Aspekte systematisch zu erfassen.
Die Veröffentlichung der ersten CSRD-Berichte eröffnet einen einzigartigen Einblick in die aktuelle Umsetzungspraxis und zeigt, wie stark Nachhaltigkeit bereits in Unternehmensstrategien integriert ist.
Erste CSRD-Berichte als Momentaufnahme
Die ersten CSRD-Berichte bieten Gelegenheit, einen umfassenden Überblick über die aktuelle betriebliche Realität von Unternehmen zu gewinnen. Eine internationale Umfrage von Workiva liefert hierzu erste Einblicke in die Umsetzung der CSRD, die Unsicherheiten in Bezug auf Richtlinien in Deutschland verringern können.
Die Ergebnisse unterstreichen, wie stark Nachhaltigkeit bereits in die Unternehmensstrategien integriert ist: Ein Drittel der jährlichen Unternehmensberichte behandelt inzwischen Nachhaltigkeit als festen Bestandteil. Mehr als 80 Prozent der Unternehmen haben konkrete Scope-3-Ziele sowie Transformationspläne etabliert. 90 Prozent haben interne Kontrollsysteme für die Nachhaltigkeitsberichterstattung eingeführt, während 98 Prozent ihre Due-Diligence-Prozesse für Wertschöpfungsketten transparent gemacht haben.
Die CSRD als strategischer Rahmen
Die neuen Berichte bieten Unternehmen nicht nur die Möglichkeit, ihre Realität besser zu verstehen, sondern auch die Zusammenarbeit im Unternehmen zu fördern. Die hohe Implementierungsrate interner Kontrollsysteme zeigt, dass Organisationen aktiv daran arbeiten, Silos zwischen Finanzen, Controlling, IT und weiteren Bereichen abzubauen.
Darüber hinaus sorgt die CSRD für mehr Transparenz: Die Verknüpfung finanzieller und nicht-finanzieller Daten schafft eine ganzheitliche Sicht, die über reine Regulierung hinausgeht. Selbst Unternehmen, die nicht zur Berichterstattung verpflichtet sind, können vom Prozess profitieren – indem sie zentrale Herausforderungen evaluieren und Aktionspläne entwickeln, um Umweltauswirkungen und externe Abhängigkeiten zu reduzieren.
Doppelte Wesentlichkeit und Lieferketten
Das Konzept der doppelten Wesentlichkeit erlaubt es, interne Risiken und externe ökologische wie gesellschaftliche Probleme systematisch zu identifizieren. Besonders für Kernbranchen wie Automobil, Maschinenbau und Chemie ist dieser Ansatz von zentraler Bedeutung.
Die Tatsache, dass 98 Prozent der befragten Unternehmen ihre Due-Diligence-Prozesse offengelegt haben, verdeutlicht die Relevanz nachhaltiger Lieferketten. Unternehmen erkennen zunehmend, dass Resilienz und Wettbewerbsfähigkeit künftig auch davon abhängen, wie transparent und robust ihre Wertschöpfung aufgestellt ist.
Governance, Risikomanagement und Resilienz
Governance und Risikomanagement sind integrale Bestandteile des Transformationsprozesses. Klare Verfahren zur Identifizierung, Bewertung und Überwachung von Risiken geben Unternehmen Werkzeuge an die Hand, um kleine Probleme frühzeitig einzudämmen, bevor sie zu größeren Krisen eskalieren.
Die Fähigkeit, sich schnell an Marktveränderungen und Umweltbelastungen anzupassen, stärkt zugleich Glaubwürdigkeit und Widerstandsfähigkeit. Die CSRD geht damit weit über reine Compliance hinaus: Sie wird zum Treiber robuster Nachhaltigkeitsstrategien in einem dynamischen, oft volatilen Umfeld.
Technologie als Erfolgsfaktor
Technologische Lösungen sind entscheidend, um den hohen Ansprüchen an integrierte Berichterstattung gerecht zu werden – gerade in Deutschland mit seinen strengen Standards bei Datenschutz und Datenqualität. Moderne Plattformen automatisieren Datenerfassung, -verarbeitung und -verbreitung, sichern Datenqualität und fördern die Zusammenarbeit in Echtzeit.
Solche Systeme wandeln die Berichtspflicht in eine Chance für Innovation und Wachstum. Mit der Integration von Nachhaltigkeitsthemen in einem Drittel der Unternehmensberichte ist erst der Beginn einer grundlegenden Transformation des Reportings erreicht.
Regulatorische Entwicklungen in Brüssel
Die Europäische Kommission verfolgt mit dem Omnibus-Verfahren das Ziel, Bürokratie zu reduzieren und Anforderungen aus CSRD, CSDDD und EU-Taxonomie zu bündeln. Sollte sich der Vorschlag durchsetzen, würden höhere Schwellenwerte für die Anwendung der CSRD gelten – was viele Unternehmen von der Pflicht zur Berichterstattung entbinden könnte.
Die sogenannte Stop-the-Clock-Richtlinie, die eine Verschiebung der erstmaligen Anwendung der CSRD-Berichte vorsieht, ist am 16. April nach Veröffentlichung im EU-Amtsblatt in Kraft getreten. Die Umsetzung in deutsches Recht steht noch aus.
Vereinfachung versus Zukunftsfähigkeit
Mit der Omnibus-Initiative werden zwar Maßnahmen zur Entlastung kleiner und mittlerer Unternehmen angestrebt, etwa durch reduzierte Datenpunkte. Dennoch gilt: Die in die Nachhaltigkeitsberichterstattung investierten Ressourcen – Zeit, Budget und Know-how – zahlen sich langfristig aus. Ähnlich wie bei der digitalen Transformation stärkt die Investition die Widerstandsfähigkeit von Unternehmen und schafft ein tieferes Verständnis für Abhängigkeiten und Wirkungen.
Entscheidend ist, dass jede Vereinfachung den Verwaltungsaufwand reduziert, ohne die künftige Resilienz zu gefährden. Nur so kann Nachhaltigkeitsberichterstattung nicht als bürokratische Pflicht, sondern als strategischer Hebel für nachhaltiges Wachstum wirken.
Fazit: CSRD markiert einen Wendepunkt
Die CSRD markiert einen Wendepunkt für die Unternehmenspraxis in Europa. Sie fördert nicht nur Transparenz und regulatorische Compliance, sondern dient als strategisches Instrument, um Nachhaltigkeit, Governance und Risikomanagement zu verknüpfen. Unternehmen, die diesen Wandel aktiv gestalten, stärken ihre Widerstandsfähigkeit, fördern Innovation und erhöhen ihre Glaubwürdigkeit gegenüber Stakeholdern. Die Integration technischer Lösungen und ein klarer Fokus auf doppelte Wesentlichkeit stellen sicher, dass Nachhaltigkeitsberichterstattung nicht als Pflicht, sondern als Chance für zukunftsfähiges Wachstum genutzt wird.
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