Geschäftsbankengeld ist bisher nur auf klassischen Konten verfügbar. CBMT bieten ein technologisches Upgrade, das den Zugang zu Geschäftsbankengeld auf DLTs ermöglicht und so den neuen Anforderungen von Geschäftskunden gerecht wird.

CBMT bieten ein technologisches Upgrade, das den Zugang zu Geschäftsbankengeld auf Basis der Distributed Ledger Technology ermöglicht.
Gegenwärtig gibt es Bemühungen seitens Geschäftskunden, neue kommerzielle Ökosysteme auf Basis der Distributed Ledger Technology (DLT) zu entwickeln. Hierbei geht es zum einen um die Entwicklung gänzlich neuer Geschäftsmodelle, wie Pay-per-Use und Machine-to-Machine-Zahlungen und zum anderen um die Hebung von Effizienzen durch die Automatisierung von Prozessen. Was jedoch fehlt, ist eine vertrauenswürdige Geldform „on-chain“, um neben dem Geschäftsprozess auch den Bezahlprozess auf der DLT abwickeln zu können.
Geschäftsbankgeld ist traditionell die vertrauenswürdige Geldform zur Abwicklung von Geschäftstransaktionen, kann jedoch derzeit noch nicht direkt auf DLTs genutzt werden. Daher treibt die Deutsche Kreditwirtschaft gemeinsam mit Teilnehmern aus der Industrie ein technologisches Upgrade für Geschäftsbankengeld voran. Die Mission des Commercial Bank Money Tokens (CBMT) ist es, die Adaption neuer Geschäftsmodelle in der Industrie durch ein sicheres Abrechnungsmedium auf den Industrie-DLTs zu unterstützen.
CBMT vereint die Vorteile der DLT und Geschäftsbankengeld
Commercial Bank Money Tokens vereinen die bewährten Vorteile des traditionellen Geschäftsbankengeldes mit den innovativen Möglichkeiten der DLT und erweitert so erheblich seine Anwendbarkeit. Dabei bleibt CBMT seiner Natur als Geschäftsbankengeld treu, indem es dessen wesentliche Merkmale in eine moderne technologische Form überführt: Es bleibt eine Forderung gegenüber einer Geschäftsbank (Einlage), ist fungibel und kann daher zwischen verschiedenen Banken transferiert werden. Zudem besteht jederzeit die Möglichkeit, die Tokens in Einlagen auf traditionellen Konten zu tauschen.
Regulatorisch soll CBMT als Bankeinlage gelten. Dies hat für die Benutzer den Vorteil, dass kein zusätzliches Risikomanagement erforderlich ist. CBMT kann unter Beibehaltung des etablierten Risikomanagements wie Geschäftsbankengeld auf traditionellen Konten behandelt werden.
CBMT unterstützt die Vorteile der DLT: Es ermöglicht Peer-to-Peer-Zahlungen in Echtzeit rund um die Uhr (7/24/365) und programmierbare Zahlungen auf der Basis von Smart Contracts. Durch atomares Settlement, wird „Delivery vs. Payment“ realisierbar, wobei entweder beide Seiten der Transaktion – sowohl die Geld- als auch die Assetseite – ausgeführt werden oder die Transaktion vollständig rückabgewickelt wird.
Durch CBMT droht kein „Lock-in-by-Design“. Firmenkunden steht es offen, ihren präferierten Wallet-Anbieter selbst zu wählen. Auch kommt CBMT nicht mit einer eigenen DLT-Infrastruktur daher. Stattdessen ist es technologieagnostisch und wird den Geschäftskunden zukünftig in die relevantesten Industrie-DLT-Ökosysteme folgen. Hierzu wird der Token-Smart-Contract des CBMTs direkt auf Industrie-DLTs zur Verfügung gestellt.
Der Commercial Bank Money Token vereint die Vorteile von Geschäftsbankengeld und der Distributed-Ledger-Technology.
CBMT verschmilzt Geschäfts- und Bezahlprozess in einem System
Der zentrale Vorteil von „money on-chain“ liegt in der Überwindung der bisherigen Trennung zwischen den DLT-basierten Geschäftsprozessen der Industriekunden und der Abwicklung von Zahlungen über die traditionelle Bankinfrastruktur. Während digitale Assets und darauf aufbauende Geschäftsprozesse bereits auf der DLT dargestellt werden, erfolgt der Zahlungsprozess bisher in der Regel „off-chain“ über die Bestandssysteme der Banken. Diese Trennung erzeugt unerwünschte Friktion und verspätete Zahlungen: An jenem Punkt in Geschäftsvorgängen, an dem eine Zahlung erforderlich wird, muss bisher eine Zahlung außerhalb des DLT-Systems initiiert werden.
Durch die Integration von Geschäftsprozess und Zahlungsprozess im gleichen System wird dieser Medienbruch beseitigt. Beide Prozesse werden in ein und demselben System abgebildet: auf jener DLT, auf der die Kunden ihre Geschäftsprozesse ausführen möchten. Durch diese Zusammenführung von Asset und Geld werden nahtlose Geschäfts- und Bezahlprozesse und darauf aufbauende neue Geschäftsmodelle ermöglicht.
Commercial Bank Money Tokens sind „money on chain“ und ermöglicht neue Geschäftsmodelle, indem es den Zahlungs- und den Geschäftsprozess in dasselbe System einbindet
Somit müssen die Daten nicht über viele spezialisierte System für die Produktionssteuerung, Rechnungserstellung, Zahlungsverfolgung, Buchhaltung usw. hinweg synchronisiert werden. Technisch gesprochen, benötigen die jeweiligen Systeme nur eine „Sicht“ auf ein- und denselben Datensatz, der zudem mit dem Geschäftspartner „geteilt“ wird, d.h. der garantiert beim Geschäftspartner identisch vorliegt.
Das enorme Potenzial, das durch das Zusammenbringen von Assets und Geld auf einer gemeinsamen programmierbaren Infrastruktur entsteht, erkennt auch die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Sie beschreibt in ihrem Annual Economic Report das Konzept des „Unified ledgers“.
Was ist der aktuelle Stand des CBMT-Projektes?
Im vergangenen Jahr wurde erfolgreich ein Proof of Concept (PoC) zum CBMT durchgeführt (Sandbox). Hiermit wurde die technologische Umsetzbarkeit von Geschäftsbankgeld als Einlage in Tokenform auf DLTs nachgewiesen. Als Use Cases wurden neben Intrabank- und Interbank-Zahlungen auch Working Capital Optimization, Multi-Currency und Streaming Money umgesetzt. Dabei wurden drei unterschiedliche Technologien genutzt: Ethereum auf dem European Public Network (EPN), Corda und Hyperledger Besu.
Am PoC beteiligten sich mehrere Industriekunden und Banken. Die Ergebnisse des PoCs wurden in einer gemeinsamen Publikation des Bundesverbands der Deutschen Industrie e.V. und der Deutschen Kreditwirtschaft veröffentlicht
Wie geht es im CBMT-Projekt weiter?
Aus Sicht der Banken verändert die technologische Repräsentation einer Einlage (DLT anstelle einer zentralen Datenbank) nicht ihre regulatorische Klassifikation. Da bisher noch kein regulatorischer Rahmen für Einlagen in Tokenform / CBMT besteht, gilt es, diese Frage im Dialog mit EZB, BaFin und Bundesbank zu diskutieren. In diesem Jahr soll – vorbehaltlich einer Genehmigung durch die Aufsicht – ein Pilotprojekt im Echtgeldbetrieb umgesetzt werden. Dabei werden konkrete Industrie-Use-Cases realisiert. Darüber hinaus ist geplant, das Netzwerk aus teilnehmenden Industriekunden und Finanzdienstleistern zu erweitern.