Die deutsche Wirtschaft hat ein Motivationsproblem

Aktuelle Entwicklungen in deutschen Unternehmen

Abonnieren Sie den kostenlosen Bank Blog Newsletter

Die deutsche Wirtschaft steckt in einer Krise und scheint darüber hinaus auch ein erhebliches Motivationsproblem zu haben. Eine neue Studie zeigt alarmierende Entwicklungen in der Arbeitswelt.

Aktuelle Entwicklungen in der deutschen Arbeitswelt

Aktuelle Entwicklungen in der deutschen Arbeitswelt: Sinkende Motivation, steigende Wechselbereitschaft und die große Frage: Home Office oder Büro?

Partner des Bank Blogs

SAP Fioneer ist Partner des Bank Blogs

Es ist völlig normal, dass nicht jeder Tag von gleicher Motivation geprägt ist und nicht immer Höchstleistungen erbracht werden können. Doch aus Sicht der Unternehmensführung wird es problematisch, wenn mangelnde Motivation zum Dauerzustand in der Belegschaft wird. Deutschland konnte sich im internationalen Wettbewerb lange durch hervorragend ausgebildete und hoch motivierte Arbeitnehmer auszeichnen, die eine hohe Produktivität sicherstellten. Eine aktuelle Studie von EY legt jedoch nahe, dass sich diese Situation gewandelt hat.

Laut der Studie geben nur 48 Prozent der deutschen Angestellten an, bei der Arbeit ihr Bestes zu geben. Damit liegt Deutschland unter dem internationalen Durchschnitt von 54 Prozent. Zudem würden lediglich 44 Prozent der deutschen Beschäftigten ihren Arbeitgeber weiterempfehlen – ein ebenfalls unterdurchschnittlicher Wert im Vergleich zum globalen Durchschnitt von 50 Prozent.

Motivation bei älteren Arbeitnehmern höher

Besonders auffällig ist die Diskrepanz zwischen den Altersgruppen. Während 63 Prozent der älteren Beschäftigten – also der Baby-Boomer-Generation, die Ende 50 oder über 60 Jahre alt ist – als besonders motiviert gelten, liegt dieser Anteil bei jüngeren Arbeitnehmern der Generation Z (bis 29 Jahre) bei lediglich 43 Prozent.

Die Ursachen für eine geringe Arbeitsmotivation sind vielfältig. Einige Faktoren können vom Management kaum beeinflusst werden, doch viele Aspekte wie schlechte Führung, eine negative Unternehmenskultur, mangelnde Kommunikation oder übermäßige Arbeitsbelastung lassen sich durch gezielte Maßnahmen verbessern. Fakt ist: Wer dauerhaft unzufrieden mit seiner Arbeitssituation ist, wird sich nach einer Alternative umsehen.

Steigende Wechselbereitschaft unter Arbeitnehmern

Die Zahlen sprechen denn auch eine deutliche Sprache: 42 Prozent der deutschen Arbeitnehmer denken derzeit über einen Jobwechsel nach. Männer (45 Prozent) sind dabei wechselwilliger als Frauen (41 Prozent). Nur in Indien (50 Prozent) und Frankreich (43 Prozent) ist diese Bereitschaft höher. Im Vergleich dazu zeigen sich Beschäftigte in China (29 Prozent), Großbritannien (35 Prozent) und Japan (36 Prozent) ihrem Arbeitgeber gegenüber loyaler.

Zu den Hauptgründen für den Wunsch nach einem neuen Arbeitsplatz zählt für 50 Prozent der Befragten die Möglichkeit, im Home Office zu arbeiten. Weitere bedeutende Faktoren sind bessere Karrierechancen, mehr Flexibilität sowie die Qualität der Führungskräfte (jeweils 49 Prozent). Auch finanzielle Aspekte spielen eine Rolle: 47 Prozent nennen Gehaltssteigerungen als Wechselmotiv.

Home Office: Fluch oder Segen?

Während der Corona-Pandemie hat sich das Home Office in vielen Branchen etabliert. Auch heute noch arbeiten zahlreiche Menschen in Deutschland ganz oder überwiegend von zu Hause aus. Laut Studie sind es 21 Prozent, die vollständig im Home Office tätig sind, während weitere 36 Prozent die meiste Zeit von zu Hause arbeiten. Lediglich 15 Prozent arbeiten ausschließlich vor Ort.

Doch das Arbeiten in den eigenen vier Wänden bringt auch Herausforderungen mit sich: 59 Prozent der Befragten beklagen, dass soziale Kontakte zu Kollegen schwer aufrechtzuerhalten sind. Fast ebenso viele (58 Prozent) haben Schwierigkeiten, eine klare Trennung zwischen Berufs- und Privatleben zu ziehen. Zudem geben 57 Prozent an, dass die Zusammenarbeit mit dem Team im Home Office komplizierter ist.

Umgekehrt schätzen 74 Prozent der Beschäftigten das soziale Miteinander im Büro. 72 Prozent empfinden zudem die Zusammenarbeit mit dem Team vor Ort als effizienter. Eine vollständige Rückkehr ins Büro wäre jedoch nicht sinnvoll, da sich Unternehmen damit den Zugang zu Fachkräften unnötig erschweren würden. Die Entscheidung über die beste Arbeitsform sollte individuell auf Abteilungs- und Unternehmensebene getroffen werden. Eine starre Lösung für alle Mitarbeiter ist schwer durchzusetzen.

Künstliche Intelligenz als Zukunftschance

Die Erwartungen an die Künstliche Intelligenz (KI) sind hoch: 55 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass KI die Produktivität steigern wird. Auch in der Zusammenarbeit mit Kollegen (50 Prozent) und bei neuen Karrierechancen (49 Prozent) erwarten die Beschäftigten durch KI positive Veränderungen in ihrem Arbeitsalltag.

Gleichzeitig sehen viele Unternehmen noch große Herausforderungen bei der Einführung dieser Technologie. 83 Prozent der Beschäftigten sind der Meinung, dass sich ihre Firma grundlegend verändern muss, um KI effizient nutzen zu können. Doch auch die Mitarbeiter selbst müssen sich stärker auf die neue Technik einlassen: Derzeit nutzen lediglich 25 Prozent KI-Anwendungen umfassend in ihrem Arbeitsalltag – Frauen (28 Prozent) sogar etwas häufiger als Männer (23 Prozent).

Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

Vielen Dank fürs Teilen und Weiterempfehlen


Mit dem kostenlosen Bank Blog Newsletter immer informiert bleiben:

Anzeige

Get Abstract: Zusammenfassungen interessanter Businessbücher

Kommentare sind geschlossen

Bank Blog Newsletter abonnieren

Bank Blog Newsletter abonnieren