Der große Kommunikator!

Mitarbeiterführung und Kommunikation

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Gute Kommunikation ist ein Markenzeichen guter Führung. Ein erfolgreicher Manager sollte daher auch ein guter Kommunikator sein. Doch dabei gibt es zahlreiche Stolperfallen, die es zu beachten gilt.

Banking mit einem Augenzwinkern

Lustiges, Humorvolles und mitunter auch Nachdenkliches für Banker
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Heute war ein besonderer Tag. Bartholomäus Columbo, oder kurz Bartholomäus C, wie er liebevoll von seinen treuesten Untergebenen genannt wurde, würde die gesamte Mannschaft auf Vordermann bringen. In seiner charmanten, charismatischen Art, die er nun einmal hatte.

Nur damit hier keine Unklarheit herrscht: Bartholomäus war ein ungemein direkter Mensch, der seinen Emotionen auch mal gerne freien Lauf ließ. Wenn er jemanden auf dem Kieker hatte, konnte der schon die Koffer packen und das Weite suchen. Ja, so ist das mit ergebnisorientierten Top-Managern, die machen keine Gefangenen.

Bartholomäus, hinter vorgehaltener Hand vom missgünstigen Teil der Belegschaft auch nur kurz „Bart“ genannt, war eine recht einprägsame Figur. Tatsächlich schien er dem Zeichentrickfilm „Die Simpsons“ entsprungen zu sein, denn er hatte eine ins gelbliche gehende Hautfarbe, die an einen griechischen Kürbis erinnerte und auch eine Körpergröße, die man, würde Bart Simpson dem Fernseher entspringen, dem Halbwüchsigen als angemessen zusprechen würde.

Sand in der Wüste verkaufen

Doch Bart war mehr als die Verkörperung einer US-amerikanischen Zeichentrickfigur, er war ein begnadeter Kommunikator. Er konnte einem Scheich in der Wüste eine Schippe Sand verkaufen (was er der Legende nach übrigens tatsächlich einmal gemacht haben soll, weswegen er ein Einreiseverbot in die Arabischen Emirate ausgefasst hatte). Jeder, der nicht in der Lage war, Taschenspielertricks zu durchschauen, musste dem Mann in Sekundenschnelle verfallen.

Bartholomäus Geheimnis war die üblicherweise sehr kurze Aufmerksamkeitsspanne seiner Zuhörer. Länger als den sprichwörtlichen  Wimpernschlag sollte diese nicht dauern. Sonst war´s das mit dem Zauber. Natürlich war er nicht der Einzige, der sich in den C-Suiten der Bankenindustrie tummelte und inhaltlich fundierte Ergebnisse auch nach den üblichen 100, 1.000, 1.600 Tagen Schonfrist vermissen ließ. Aber wir wollen jetzt nicht kleinlich werden.

„Spontanliebe“ gegenüber Vorgesetzten

Er war als CIO sozusagen die fleischgewordene Speerspitze der Innovation im Unternehmen, weswegen er auch in innovativer Art und Weise mit seinen Leuten umging und diese, wenn sie am Vormittag einen Termin mit dem Chef hatten, nicht genau wussten, ob sie am Abend noch für die Bank tätig sein würden. Dies hatte zur Folge, dass Bart Opfer der sogenannten „Spontanliebe“ wurde. Kaum betrat er den Raum, waren alle ganz Feuer und Flamme für ihn und seine Ideen, sobald er ihn wieder verließ, war´s das mit amore.

Irgendwie hatte Bart Wind von dieser unbedeutenden Imagedelle bekommen und beschloss folgerichtig, seine Mannschaft – um wieder auf „Die Simpsons“ zurückzukommen – wie kleine, etwas ungezogene Kinder zu behandeln. Niemals sollte jemand fortan seine väterliche Strenge missen. Zudem schwor er sich, mit dem undankbaren Pack nur noch in der Sprache zu kommunizieren, die es auch verstand: Härte und sehr, sehr einfache Botschaften. Warum sollte er seine visionären Vorstellungen an diese Anfänger verschleudern?

Mitarbeiterführung und Kommunikation

Mitarbeiterführung ist vor allem Kommunikation

Doch ein Missionar kann nicht anders. Er muss Menschen bekehren und ins Licht führen. So verflog auch Barts Ärger mit den Jahren und er öffnete sein Herz wieder für diejenigen, die es gewagt hatten, an seinem Genie zu zweifeln. Er lud sein Managementteam in ein schickes Seminarhotel ein und maßregelte sie zum Einstand mit einer zweistündigen Verspätung, für die er sich bei seinen Leuten auch nicht entschuldigte. Immerhin war er ja Bartholomäus Columbo und die anderen? Genau.

Wie zur Versöhnung verwöhnte er sein Team mit einer markanten Wortspende, für die er sich tatsächlich einen Spickzettel zugelegt hatte:

„Kommuniziere ehrlich und stark!“

Alle hingen mit atemlosem Erwarten an seinen Lippen und freuten sich auf weitere Erleuchtungen. Man konnte förmlich die offenarmige spirituelle Vergebung des Chefs in den kleinen Bankerherzen spüren. Aber nix da. Das war´s mit den Visionen. Natürlich suchten die so Zurückgelassenen zuerst die Schuld bei sich selbst.

Haben wir Bartholomäus C. zu sehr unter Druck gesetzt? Waren unsere Erwartungen unangemessen hoch? Vielleicht haben wir Dummerchen die diffizile Botschaft des Bosses auch einfach nur nicht verstanden?

Der beste Kommunikator kann keine Wunder wirken, wenn sein Gegenüber nicht in der Lage ist, ihm zu folgen. Diese Erkenntnis setzte sich nun in den Hirnen der Kommunikationsanfänger fest und ließ sie mit dem Gefühl der Unzulänglichkeit zurück. Kommuniziere ehrlich und stark: wenn man ihnen das früher gesagt hätte, hätten sie vermutlich einen internationalen Bankkonzern aufgebaut und Niederlassungen in zahlreichen Ländern eröffnet.

Gut, dass hatten sie auch ohne Bart hinbekommen. Aber erst jetzt war ihnen klar, dass sie es gar nicht geschafft haben hätten würden, ohne der Gewissheit, dass er sie einmal anführen würde. Beim beklemmend stillen gemeinsamen  Mittagessen erkor die Führungsmannschaft einen Chronisten aus ihrer Mitte, der die denkwürdigen Statements des Chefs für die Ewigkeit festhalten sollte. Der erfand auch gleich eine neue Zeitform für das mögliche Nichtzustandekommen der bereits vergangenen Geschichte: das Semifutur-Plusquamperfekt. Man wollte sich nicht nochmals so eine Blöße geben.

Intellekt über der Wüste der Erkenntnislosigkeit

Bartholomäus indes schaute traurig in die Runde und beschloss, die Herde auszudünnen, denn es mussten neue Köpfe her, die unverbraucht und bereit waren, alles für ihn zu geben. Aber erst, nachdem das laufende Projekt der IT-Umstellung abgeschlossen war. Bis kurz vor Weihnachten durften die Unzulänglichen noch ihren Beitrag leisten. Sein glasklarer, analytischer Verstand würde bei der Auswahl jener, die gehen würden müssen, strenge, aber nachvollziehbare Kriterien anlegen: Ene mene muh….

Doch noch war es nicht soweit! Er wollte noch einmal seinen Intellekt über der Wüste der Erkenntnislosigkeit strahlen lassen. Seine Keynote-Speech hatte alles, um die sich um ihn scharenden zu begeistern: hastig hingefetzte Flipcharts, eingängige Slogans, einfache Botschaften, und ein Schlusswort, wie nur ein begnadeter Kommunikator es so feinfühlig und treffend in die Gehirne der Banker ziselieren konnte:

„Wir sind ein starkes Team, das sich in einem schwierigen Umfeld immer wieder gegen seine Mitbewerber durchgesetzt hat. Aber Kopf hoch, unsere Softdrinks sind einfach die besten der Welt!“

Und noch während er in die weit aufgerissenen Äuglein seines Managementteams blickte, erinnerte er sich: Mist, er war ja jetzt in einem Automobilkonzern. Oder etwa nicht?

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Über den Autor

Michel Lemont

Michel Lemont ist seit mehr als 35 Jahren in Bankenwesen tätig. Er war in verschiedenen Bereichen der Finanzindustrie tätig, unter anderem im Vertrieb, im Marketing und zuletzt im Umfeld des Zahlungsverkehrs. In seinen Aufgabenbereich fallen unter anderem regulatorische Themen, das Management von Zahlungsverkehrs-Infrastrukturen sowie die Arbeit in nationalen und internationalen Gremien im Bereich Payments. Ein besonderes Anliegen sind ihm Innovationen im Bankenbereich und das "Querdenken". Michel Lemont ist Autor des Buches „Bankers have more fun“ und betrachtet das Bankwesen gerne von der humoristischen Seite. Er ist verheiratet und Vater einer Tochter.

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