Depot-Onboarding: (Neo)Banken im digitalen Wettlauf

Wertpapiergeschäft im Wandel

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Digitale Prozesse, Kryptoangebote und sinkende Gebühren verändern den Wettbewerb um Wertpapierdepots. Während Neoplayer Standards setzen, kämpfen traditionelle Institute darum, im digitalen Anlagemarkt nicht den Anschluss zu verlieren.

Digitale Trends im Wertpapiergeschäft und Depot-Onboarding

Digitale Prozesse und App-Onboarding verändern den Markt für Wertpapierdepots grundlegend.

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Private Anleger in Deutschland haben zunehmend Interesse an Wertpapieren. Der deutsche Wertpapiermarkt erlebt seit Jahren einen deutlichen Aufschwung. Die Zahl der privaten Depots ist von 2013 bis Anfang 2025 um 43 Prozent gestiegen. Immer mehr Haushalte entdecken Wertpapiere als Instrument für den langfristigen Vermögensaufbau. Doch während der Markt insgesamt wächst, kämpfen die klassischen Institute mit rückläufigen Zahlen.

Die finwyz GmbH hat zum zweiten Mal nach 2023 das Depot-Onboarding deutscher Banken und Broker analysiert und die diesjährigen Ergebnisse mit der letzten Erhebung aus 2023 verglichen.

Wachsende Zahl an Depots – doch nicht bei allen

Bei Sparkassen sank die Depotanzahl seit 2013 um 16 Prozent, bei Volks- und Raiffeisenbanken sogar um 28 Prozent.

Diese Entwicklung zeigt, dass vor allem jüngere und digitalaffine Kundengruppen zunehmend zu alternativen Anbietern abwandern. Sparkassen und Volksbanken verlieren damit an Relevanz in einem Segment, das künftig eine zentrale Rolle im Privatkundengeschäft spielt.

Depotbestände: Sparkassen und Volksbanken wachsen nicht mit

Nicht nur bei den Depotzahlen, auch bei den Beständen fällt die Bilanz der traditionellen Institute schwach aus. Während die Depotvolumina aller meldepflichtigen Institute in Deutschland von 2023 bis 2025 um 163 Prozent gestiegen sind, konnten Sparkassen und VR-Banken mit diesem Wachstum nicht mithalten.

Der Rückstand resultiert zum einen aus der geringeren Zahl an Depotkunden, zum anderen aus einer schwächeren Wertentwicklung der Bestände. Für die Institute bedeutet das, dass sie Marktanteile nicht nur bei den Kundenzahlen, sondern auch bei den verwalteten Assets verlieren.

App-Onboarding: Neoplayer setzen den Standard

Das Onboarding neuer Kunden entwickelt sich zum zentralen Wettbewerbsfaktor. Vor allem die Zielgruppe der „HENRYs“ (High Earners, Not Rich Yet) erwartet einen reibungslosen, vollständig digitalen Prozess. Während App-Onboarding bei Neobanken schon 2023 Standard war, hinkten Direktbanken und Geschäftsbanken lange hinterher.

Inzwischen haben auch diese Anbieter aufgeholt: 2025 bietet rund ein Drittel der Direktbanken und Geschäftsbanken ein App-Onboarding an. Damit erreichen sie zwar ein deutlich höheres Niveau als noch vor zwei Jahren, liegen aber weiterhin klar hinter den Neoplayern. Wer hier zu lange zögert, riskiert, für digitalaffine Kundengruppen unattraktiv zu bleiben.

Digitale Prozesse verschlanken den Einstieg

Ein entscheidender Vorteil der Neoplayer liegt in den schlanken Prozessen. Schon 2023 waren deren Onboardings weitgehend digitalisiert und nutzerfreundlich gestaltet. Dieses Niveau konnten sie halten – und die etablierten Institute ziehen langsam nach. Direktanbieter haben die Zahl der notwendigen Angaben beim Onboarding um 30 Prozent reduziert und liegen damit inzwischen sogar besser als manche Neoplayer.

Auch Geschäftsbanken haben Fortschritte erzielt und die erforderlichen Angaben um 21 Prozent verringert. Die Tendenz zeigt klar: Wer Neukunden gewinnen will, muss den Einstieg so einfach wie möglich machen.

Legitimation: Videoident dominiert, neue Verfahren kommen

Bei den Verfahren zur Legitimation bleibt Videoident 2025 das am weitesten verbreitete Instrument. Allerdings verschieben sich die Gewichte. Postident verliert massiv an Bedeutung – nur noch ein Viertel der Anbieter setzt darauf.

Gleichzeitig wächst die Nutzung neuer digitaler Verfahren. E-ID hat deutlich zugelegt, von 13 auf 22 Prozent. Neu hinzugekommen sind Selfie-Ident und Kontoident, die weitere Flexibilität versprechen. Damit rückt das Ziel einer schnellen, rein digitalen Identifikation ohne Medienbruch in greifbare Nähe.

ETF-Sparpläne: Preisdruck verändert den Markt

Ein weiteres Feld des Wettbewerbs sind die Gebühren für ETF-Sparpläne. Neoplayer haben hier schon früh Maßstäbe gesetzt, indem sie mit extrem günstigen Konditionen in den Markt gingen. Direktbanken und Geschäftsbanken sahen sich gezwungen, nachzuziehen. Zwischen 2023 und 2025 senkten sie ihre Gebühren signifikant – um durchschnittlich 23 Prozent bei Direktanbietern und sogar 39 Prozent bei Geschäftsbanken. Damit bewegen sich die Kosten mittlerweile auf einem ähnlichen Niveau, was den Preisdruck im Markt verdeutlicht.

Die Entwicklung zeigt: Margen lassen sich künftig kaum noch über Gebühren realisieren, sondern über Zusatzservices, Beratungsangebote oder den Ausbau von Vermögensverwaltung und Trading-Diensten.

Kryptowerte: Vom Nischenprodukt zum Standardangebot

Kaum ein Trend verdeutlicht den Wandel der Anlagelandschaft so stark wie der Umgang mit Kryptowährungen. Immer mehr Anbieter integrieren digitale Assets in ihr Angebot – nicht mehr nur für junge Investoren, sondern zunehmend auch für eine breitere Zielgruppe. 2025 haben 70 Prozent aller untersuchten Institute ein Kryptoangebot, bei Neoplayern sind es fast 90 Prozent. Rund 40 Prozent setzen auf native Kryptowährungen, ein Drittel auf verbriefte Produkte. Nur noch 30 Prozent verzichten gänzlich auf Krypto.

Damit wird deutlich: Kryptowährungen sind dabei, sich als fester Bestandteil der Produktpalette im Retail-Banking zu etablieren. Anbieter, die dieses Segment ignorieren, laufen Gefahr, als unzeitgemäß wahrgenommen zu werden.

Fazit: Markt in Bewegung – Zukunftsfähigkeit entscheidet

Die Studie zeigt eindrucksvoll, wie dynamisch sich der Markt für Wertpapierdepots entwickelt. Während die Gesamtzahl der Depots steigt und digitale Assets boomen, geraten Sparkassen und Volksbanken ins Hintertreffen. Neoplayer setzen mit schlanken Prozessen und App-Onboarding die Standards, während etablierte Banken aufholen, aber weiterhin Rückstände haben.

Gleichzeitig verschiebt sich das Gebührenmodell: Niedrige Kosten werden zur Selbstverständlichkeit, wodurch Servicequalität und Innovationskraft wichtiger denn je werden. Die Zukunftsfähigkeit der Anbieter entscheidet sich daran, wie konsequent sie Digitalisierung, neue Technologien und veränderte Kundenbedürfnisse in ihr Geschäftsmodell integrieren.

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Über den Autor

Dr. Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring ist Herausgeber des Bank Blogs und der Finanzbranche seit über 30 Jahren beruflich verbunden. Nach Banklehre und Studium arbeitete er in verschiedenen Positionen, u.a. als Direktor bei der Deutschen Bank, als Vorstand einer Sparkasse und als Geschäftsführer eines Online Brokers. Als Experte für Strategien in den Bereichen Digitalisierung, Innovation und Vertrieb ist er gefragter Referent und Moderator bei internen und externen Veranstaltungen im In- und Ausland.

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