Das IReF für ein besseres Meldewesen der Banken.

Der Weg zum harmonisierten europäischen Berichtswesen

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Das Integrated Reporting Framework (IReF) soll das europäische Meldewesen effizienter und transparenter machen. Mit Unterstützung von EZB, EBA und SRB sowie mutigen Entscheidungen der Aufsichtsbehörden könnte ein großer Fortschritt gelingen.

Integriertes europäisches Berichtswesen für Banken

Ein harmonisiertes Berichtswesen braucht mutige Entscheidungen und viel Engagement

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Die Bankenbranche betrachtet das Integrated Reporting Framework (IReF) als einen ersten Schritt zur Neugestaltung des Meldewesens in Europa – der Start ist für Ende 2029 geplant. Das logische Datenmodell (die schematische Darstellung für die Implementierung) dazu, ein essenzieller Baustein für IReF, wird bei der Europäischen Zentralbank (EZB) in Zusammenarbeit zwischen der Bankenindustrie und dem Banks‘ Integrated Reporting Dictionary (BIRD) Team ausgearbeitet und befindet sich derzeit im Entwurfsstadium, wobei erste Modellierungsprinzipien bereits kommuniziert wurden.

Entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung wird es sein, in welchem Ausmaß sich die Aufsichtsbehörden engagieren und fokussieren. Zusätzlich liegt es an den involvierten Behörden – EZB, der Europäische Bankaufsichtsbehörde (EBA) und dem Single Resolution Board (SRB) – gemeinsam an der Realisierung der angestrebten Effizienzgewinne zu arbeiten.

Das letztjährige 10-Jahres-Jubiläum des Einheitlichen Aufsichtsmechanismus bietet einen guten Anlass, über das Erreichte im Rahmenwerk der europäischen Bankenregulierung zu reüssieren und um notwendige Änderungen zu identifizieren.

Ursula von der Leyen und die Entwicklung einer „mutigen Strategie“

Frisch bestätigt in ihrer zweiten Amtsperiode als Kommissionspräsidentin, fordert Ursula von der Leyen die neue Kommissarin für Finanzdienstleistungen, Spar- und Investitionsunion (SIU), Maria Luísa Albuquerque, dazu auf, dass an der Verbesserung des Aufsichtssystems gearbeitet werden soll. Konkreter wird der Brief mit den Aufgaben an Fr. Albuquerque aber nicht, daher nehme ich die Gelegenheit wahr, Impulse für Systemverbesserungen zu geben und den Prioritäten des Briefes zufolge bedarf es keiner Zurückhaltung!

Mutig, so einer der sechs Kernprioritäten der EU-Kommission, sollen die Strategien für die Industrien in Europa sein, wobei die Eckpfeiler Innovation und Investition das Fundament bilden sollen. Wie könnten diese Innovationen aussehen, um eine Strategie im Bereich der Berichterstattung innerhalb der europäischen Bankenregulierung tatsächlich als mutig zu bezeichnen?

Innovation heißt, nicht alles muss gänzlich neu erfunden werden

Basierend auf den Entwicklungen im Bereich des europäischen Meldewesens, insbesondere der letzten zwei Jahre und durch viele Gespräche innerhalb der Bankenindustrie aber auch mit Aufsichtsvertretern, haben sich gewisse Kernthemen herauskristallisiert, die für das Erreichen einer IReF-Berichterstattung notwendig sind. Primär geht es darum, dass die Hausaufgaben bei den europäischen Aufsichtsbehörden erledigt werden müssen, um Ursula von der Leyens strategische Ziele auch tatsächlich erreichen zu können.

Der Integrierte Berichtsrahmen (IRS) für Europa

Das IRS ist, wie eingangs erwähnt, auf die Zusammenarbeit von drei Akteuren angewiesen: EZB, EBA und SRB. Ein erster tatsächlicher Effizienzgewinn für die Berichterstattung kann realisiert werden, indem diese Behörden ein gemeinsames Datenmanagement ins Leben rufen – Überlegungen dazu finden sich in der Machbarkeitsstudie von 2021 für ein IRS. Das betrifft meiner Meinung nach vor allem den Datenaustausch unter den Behörden und einheitlich definierte Datenattribute, die möglichst redundanzfrei bei den Banken abgerufen werden.

Das gemeinsame Datenwörterbuch

Wie Bankenvertreter im letzten Workshop der Generaldirektion Finanzstabilität, Finanzdienstleistungen und Kapitalmarktunion (DG-FISMA) miterleben konnten, haben selbst Aufsichtsvertreter eingestanden, dass man mit der Arbeit an einem gemeinsamen Datenwörterbuch nicht wie geplant vorankommt und dass die Zusammenarbeit zwischen den Behörden begrenzt ist. Ganz transparent ist hierbei nicht, wie sehr man auf die Erkenntnisse aus dem BIRD abstellt (das BIRD-Projekt arbeitet seit knapp zehn Jahren an gemeinsamen Definitionen von regulatorischen Begriffen). Dementsprechend sollte das Fundament für ein gemeinsames Datenwörterbuch bereits vorhanden sein und dieses Potenzial jedenfalls abgerufen werden.

Separate Mandate haben jedoch bei den Behörden in der Vergangenheit einen Silo-Ansatz begünstigt und zur Entstehung von institutseigenen Datensammlungen, Datenwörterbüchern und Datenmodellen geführt. Das verursacht Komplikationen beim Teilen und Wiederverwenden von Daten, und dazu wird ein modifizierter rechtlicher Rahmen benötigt, um dies aufzulösen.

Der letzte Fortschrittsbericht zur Strategie für Aufsichtsdaten im EU-Dienstleistungssektor der Europäischen Kommission liegt nun etwa ein Jahr zurück und es ist zu hoffen, dass es bezüglich dieser Komplexitäten zeitnah Fortschritte geben wird.

Der zentrale Projektmanager

Die wirkliche Kraft hinter der Etablierung eines integrierten Meldesystems ist das im März 2024 gegründete Joint Bank Reporting Committee (JBRC), dem Gremium aus Aufsichtsvertretern, das die Zusammenarbeit unter den Behörden stärken und die Entwicklung, Implementierung und Wartung des IRS vorantreiben soll. Zwar kann das JBRC nur Empfehlungen abgeben, aber ich sehe das Gremium grundsätzlich als zentralen Innovationsmotor, um die Prioritäten auf die wichtigen Elemente zu legen und vor allem, um die gewünschten Effizienzen zu realisieren: Nationale Anforderungen, die gegen eine Europäische Harmonisierung laufen, sollten deutlich reduziert werden, Etablierung eines gemeinsamen Data-Hub auf Behördenseite, überschneidende Anfragen an die Banken eliminieren – kurz: Alles was tatsächlich der Definition eines innovativen und zeitgerechten integrierten Meldesystems im Sinne eines gemeinsamen europäischen Gedankens entspricht.

Gemeinsame Standards für mehr Effizienz im europäischen Meldewesen

Mit dem Fundament eines gemeinsamen Datenwörterbuches muss die Aufsicht einen klar definierten Ausblick auf den langfristig umzusetzenden Berichtsrahmen geben, damit auch die Implementierungsprojekte in der Bankenindustrie entsprechend aufgesetzt werden können. Dies beginnt mit einem nachhaltigen und realistischen Zeitplan für das IReF-Projekt. Daher ist ein starkes Bekenntnis der Aufsichtsbehörden notwendig, damit eindeutige Priorisierungen ersichtlich klar identifiziert werden. Hierbei wird es essenziell sein, auf die bereits vorhandene Expertise zurückzugreifen. Beispielhaft kann auf Österreich verwiesen werden, wo der Austausch mit den Aufsichtsbehörden auf Augenhöhe sehr gut funktioniert und zur Realisierung eines gemeinsamen Datenmodells, mit Fokus auf das statistische Meldewesen, geführt hat.

Zum Erreichen dieser Zielsetzung wird es unabdingbar sein, etablierte Silos niederzureißen, Kompetenzen abzugeben, und es bedarf eines harmonisierten und zugleich effizienten europäischen Reporting-Prozesses, der konsequent umzusetzen ist. Damit würden die europäischen Aufsichtsbehörden nicht nur den Banken einen großen Gefallen tun, sondern auch einen notwendigen Beitrag zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union leisten.

Über den Autor

Jürgen Richter

Jürgen Richter arbeitet als Senior Datenexperte bei der Erste Group Services GmbH, wo er für die Daten- und Prozessautomatisierung verantwortlich ist.

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